Ein bretonisches Erbe
brach in würgenden Husten aus.
Julien sprang sofort hilfsbereit auf und reichte seinem Großvater ein Glas Wasser. Der stürzte es hastig hinunter und der Hustenanfall ebbte ab.
Die Großmutter hatte inzwischen wieder zu sich gefunden und ihr Malheur bemerkt. Sie stellte die Kaffeekanne mit einem harten Knall auf den Tisch und tupfte den Kaffeefleck mit einer Serviette auf.
Yuna überlegte, ob sie ihre Frage noch einmal stellen sollte, da sie in diesem Chaos untergegangen war, aber als sie erneut dazu ansetzte, verstärkte sich der Husten von Juliens Großvater dermaßen, dass er bedrohlich rot anlief und sie lieber aufstand, um sich zu verabschieden. Irgendwie hatte sie das unangenehme Gefühl der Auslöser für diese Hustenattacke zu sein und bekam beim Anblick des keuchenden, schwer um Atem ringenden alten Mannes ein schlechtes Gewissen.
„Bleib doch noch“, bat Julien, doch da sein Großvater immer noch erbarmungswürdig röchelte, wollte sie dieser unangenehmen Situation nur so schnell wie möglich entfliehen und schüttelte, vielleicht etwas zu heftig, den Kopf.
„Nein, nein, kümmere du dich um deinen Großvater. Ich muss mich jetzt auch mal wieder bei meiner Mutter blicken lassen. Vielleicht sehen wir uns ja später noch am Strand.“
Darauf sprang er sofort an. Er erklärte, dass er ohnehin ein wenig Surfen wollte und so war sie mit dem Verspechen, auf jeden Fall bei Flut an den Hauptstrand zu kommen, erst mal entlassen.
Sie pfiff nach dem Hund, der nur ungern von seiner Angebeteten abließ, und machte, dass sie davon kam.
Als sie auf dem Rückweg ihren Gedanken nachhing, war Yuna sich allerdings recht sicher, dass zwischen Juliens Großeltern und der Inschrift in der Grotte irgendeine merkwürdige Beziehung bestand. Jedenfalls schienen sie sehr genau zu wissen, was sie gemeint hatte, und sie hätten anderenfalls auf ihre Frage auch niemals so verschreckt reagiert.
Aber was hatte ihr Vater damit zu tun? War es wirklich nur eine makabere Koinzidenz, dass die Inschrift auf dem Felsen mit seinem Geburtsdatum übereinstimmte?
„Na, war es schön?“, fragte ihre Mutter sogleich als Yuna das Haus betrat. „Wie geht es Juliens Großeltern. Sie müssen ja auch schon sehr betagt sein. Sind sie gesund?“
Sie nickte etwas geistesabwesend. „Sie sind noch sehr rüstig für ihr hohes Alter. Juliens Großmutter dirigiert wie eh und je ihre Küchenhilfen mit fester Hand und seinem Großvater schmeckt das Pfeifchen…“ Sie stockte. „Allerdings scheinen sie ein wenig wunderlich zu werden.“
Yunas Mutter merkte wohl, dass irgendetwas mit ihrer Tochter nicht stimmte, ging aber nicht darauf ein, sondern überschüttete sie mit einem ablenkenden Frageschwall über das Gutshaus und seine Bewohner, der darin gipfelte, dass sie sich sogar nach dem Befinden der Angoraziegen erkundigte.
Yuna atmete tief durch und begann zu erzählen, ließ aber die Sache mit der Inschrift in der Höhle aus.
Dabei wusste sie eigentlich selber nicht, warum sie ihrer Mutter davon nun doch nichts sagte. Vielleicht weil sie unbewusst ahnte, dass sich dahinter ein Geheimnis verbarg, das auch Monika Lindberg nicht beantworten konnte, weil es ihr ebenfalls ein Rätsel aufgeben würde, und sie ihre Mutter damit so kurz vor deren Abreise nicht unnötig belasten wollte.
Am Nachmittag war fast der ganze Strand von der Flut überspült und zahlreiche Surfer hatten sich dort eingefunden. Yuna stand in ihrem Zimmer, zog ihren Bikini an, den sie in einer kleinen Boutique an der Esplanade erstanden hatte, und betrachtete sich kritisch im Spiegel.
Was sie sah war eigentlich in Ordnung, auch wenn sie an einigen Stellen etwas mehr Speck hatte, als es für eine Modelkarriere gut gewesen wäre. Wie schön, dass sie die ganz gewiss nicht anstrebte, schon aus Altersgründen nicht. Sie bürstete ihre langen blonden Haare, band sie zu einem Pferdeschwanz auf dem Oberkopf zusammen und zog lediglich einen weiten Pulli über, den ihre Mutter ihr geborgt hatte.
Einen sehr weiten und sehr langen Pulli! Er reichte ihr fast bis in die Kniekehlen und verbarg jede noch so spannende Kurve ihres Körpers. Sexy ging sicherlich anders, aber angesichts des immer mal wieder auffrischenden Windes, war so ein wärmendes Stück unverzichtbar und Julien wusste ja schließlich, was sich darin Schönes verbarg.
Sie betrachtete ihren schlanken Hals und ihr Dekolleté, welches der Pulli nur soweit bedeckte, dass das hübsche Medaillon gerade noch zu sehen war. Es
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