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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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deutschen Besatzer gekämpft.“
    Yuna sah ihn erstaunt an. „Das habe ich nicht bedacht“, meinte sie und sah sogleich den Bunker am Westufer ihrer Bucht vor sich. „Dabei hatte ich erst kürzlich ein Foto meines Großvaters in Wehrmachtsuniform in der Hand gehabt, das ihn am Bunker zeigt. Mit seiner ersten Frau Henriette. Er hat sie wohl kennengelernt, während er hier stationiert war.“
    Julien hatte die letzten Worte kaum noch gehört, denn die Musik begann zum Tanz aufzuspielen.
    „Na, dann war der Krieg doch wenigstens zu etwas gut“, meinte er leichthin, „wenn er Grand-père Pierre hier zu einer Frau verholfen hat. War sie Französin?“
    „Nein, eine deutsche Krankenschwester.“
    „Auch gut, dann wäre ich ja nicht der erste mit einem Medizinberuf in deiner Familie!“
    Yuna sah ihn skeptisch an, das klang als hätte auch er schon einiges über den Durst getrunken.
    Julien griff nach ihrer Hand und zog sie zur Tanzfläche, die an der Mole aufgebaut war und wo schon einige tanzwütige Paare herumwirbelten.
    Sie hatten zusammen erst einige Schritte gemacht, als es ganz plötzlich auffrischte und eine steife Brise zwischen die Tanzenden fuhr, die Röcke hoch blies und an den Stangen des Festzeltes rüttelte.

    Von den Feiernden unbemerkt hatten sich mehr und mehr Wolken zusammengeklumpt und nun schob sich eine dicke, dunkle Front, wie ein schwarzer, mächtiger Trauerflor, auf die Bucht zu.
    Sie brachte einen stürmischen Wind, der in heftigen Böen das Meer aufschäumte, so dass die Gischt auf den Wellen tanzte. Als der Sturm auf den Strand traf, ergriff er mit einem unheimlichen Brausen Zelte und Bänke und riss sie mit wütender Faust in die Höhe.
    Sofort brach ein heilloses Chaos aus. Die alten Frauen mussten ihre hohen Hauben festhalten und konnten darum nur erschüttert den davonfliegenden Bastelarbeiten nachsehen. Hunderte von Postkarten wirbelten empor, unfrankiert und noch längst nicht zum Versand bestimmt, schon gar nicht durch diese gewalttätige Luftpost.
    Alles was zupacken konnte, versuchte die Zelte festzuhalten, aber bei der Gewalt des Sturms, war jegliche Mühe vergebens. Nach wenigen Minuten hing die Leinwand in Fetzen an den Stützen oder ganze Zelte lagen mit geknickten Stangen am Boden. Der Keramikstand war ein einziger Scherbenhaufen und die junge Töpferin stand weinend und mit zerzausten Haaren davor.
    Dann begann es zu regnen. Dicke Tropfen klatschten hernieder und in Minutenschnelle war jeder Helfer bis auf die Knochen durchweicht. Zwar versuchten die Polizisten und die wenigen jungen Männer das Chaos in etwas geordnete Bahnen zu lenken, waren dabei aber nicht sehr erfolgreich. Hysterisch schreiend liefen Kinder und Frauen durcheinander und alte Männer standen mehr oder weniger orientierungslos allen Helfern im Weg.
    Julien fand seinen Großvater und seine Großmutter und schleppte sie zum Auto. Yuna lief ebenfalls zum Parkplatz, wo sie den Geländewagen abgestellt hatte.
    „Kann ich noch irgendwie helfen?“, brüllte sie gegen den Sturm an und schaute besorgt zu dem im Chaos versinkenden Festplatz hinüber.
    Julien schüttelte den Kopf. Das Haar hing ihm triefend in die Stirn und wieder einmal war Yuna von ihm fasziniert. Dieses Wilde stand ihm. Genauso musste Grand Yann ausgesehen haben, als er im Eismeer den Elementen getrotzt hatte. Eine starkes Verlangen, ihn in die Arme zu nehmen, zu küssen, zu spüren, ihre nasse Haut auf sie seine zu pressen… überkam sie, doch als sich ihre Blicke begegneten fühlte sie sich ertappt und wandte sich ab. Wie konnte sie so egoistisch sein, wo um sie herum für viele Menschen die Welt zusammenbrach, an ihr Vergnügen zu denken!
    „Dann bring deine Großeltern gut heim“, schrie sie gegen den Sturm an, „Ich schaue mal, ob ich noch jemanden mitnehmen kann.“
    Und noch während Julien von Parkplatz fuhr, entdeckte sie eine Mutter mit zwei kleinen Kindern, die ebenfalls nach Le Ro wollte und gerne ihre Hilfe annahm.
    Gemeinsam stemmten sie mit aller Kraft die Wagentür gegen den Sturm auf und die völlig verstörten und durchnässten Kinder krabbelten auf die Rückbank..
    „Rein mit euch“, rief sie und schob die Mutter der beiden ebenfalls in den Wagen. Sofort riss der Wind ihr die Tür wieder aus der Hand und sie schlug mit einem heftigen Knall zu.
    Nur mit viel Mühe gelang es Yuna ebenfalls ins Auto zu klettern und die Zündung anzulassen. Die war nass geworden und wohl ohnehin nicht mehr im besten Zustand gewesen,

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