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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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außerdem essen die inzwischen auch dieses schreckliche amerikanische Toastbrot aus dem Supermarkt.“
    Warum sie das taten, konnte Yuna wirklich nicht nachvollziehen.
    Frisches Baguette mit köstlicher französischer Marmelade nach Art von bonne Mamam und Pain au chocolat schmeckten doch so unvergleichlich viel besser.
    Heute war der große Ansturm bei Madame Mimi schon vorbei und so wagte Yuna es, nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatte, sie nach dem Unglück zu fragen, an das die Inschrift in der Grotte wohl erinnern sollte.
    Madame Mimi war gerade dabei die Croissants in eine Tüte zu tun, als Yunas Frage sie unvermittelt traf. Sie zuckte zusammen, die Tüte mit den Hörnchen fiel ihr aus der Hand und platzte bei der Landung auf dem Verkaufstresen auseinander. Die Croissants purzelten heraus.
    Hastig griff sie nach einer anderen Tüte und füllte sie um.
    Dabei murmelte sie.
    „So hast du beim Klettern in den Klippen die Grotte entdeckt? Du solltest dich da nicht aufhalten. Es ist eine gefährliche Ecke…“
    Das wusste Yuna ja nun selbst.
    „Aber was ist dort passiert?“, fragte sie noch einmal. „Woran erinnert die Inschrift in der Höhle? Ein Unglück?“
    Madame Mimi knüllte die Tüte oben zusammen und die Knöchel ihrer Hände traten dabei weiß hervor, so verkrampft war sie.
    „Ein Unglück…“, murmelte sie mehr vor sich hin, als dass sie zu Yuna sprach. „Ein großes, ein schreckliches Unglück…“
    Sie schwieg einen Moment, dann reichte sie ihr Baguette und Hörnchen über den Tresen. Sie nahm das Geld, ging zur Kasse und redete dabei weiter vor sich hin.
    „Ein großes Unglück, ein schwarzer Tag für unser Dorf… eine schwere Schuld…“
    Sie reichte Yuna das Wechselgeld.
    „Vergiss es,Yuna. Lass es ruhen. Keiner hier will mehr daran erinnert werden. Was geschehen ist, ist geschehen. Niemand macht die Toten wieder lebendig.“
    Ihr sonst so offenes und fröhliches Gesicht hatte sich verschlossenen und es war Yuna unmöglich sie weiter auszufragen. Es tat ihr vielmehr leid, dass sie offenbar ein hoch sensibles Thema angesprochen hatte. So bedankte sie sich und nahm sich vor, vielleicht eher noch einmal bei Madame oder Monsieur Rufflé ihr Glück zu versuchen, um etwas mehr über dieses von Madame Mimi erwähnte Unglück zu erfahren. Offenbar hatte es mehrere Opfer zu beklagen gegeben und die Menschen von Le Ro, litten noch immer unter der Erinnerung an dieses Ereignis.
    Auf dem Weg zum Haus gingen ihr die Worte der Bäckersfrau nicht aus dem Sinn. Sie hatte von Toten einem großen Unglück, von einem schwarzen Tag für das ganze Dorf gesprochen und von einer schweren Schuld …
    Was konnte dahinter stecken?

    Julien biss in ein leckeres Croissant und es schien ihm sichtlich zu gefallen, von Yuna so umsorgt zu werden. „Wie bei Mutter zu Hause“, meinte er grinsend, merkte aber sehr schnell, dass Yuna mit ihren Gedanken ganz woanders war.
    „Worüber denkst du nach?“
    „Über ziemlich dunkle Worte der Bäckersfrau.“
    Julien wirkte alarmiert. „Worüber hast du denn mit ihr gesprochen?“
    „Über die Inschrift in der Höhle. Ich bin es leid, länger darüber zu spekulieren. Es ist immerhin das Geburtsdatum meines Vaters und die Schrift ist von seinem Vater dort angebracht worden. Da ist es doch wohl verständlich, dass ich wissen möchte, ob es noch weitere Bezüge zu meiner Familie gibt! Ich habe mich also entschlossen, einfach mal ein paar Leute aus dem Dorf zu befragen.“
    Und weil sie befürchtete, dass er das nicht gut finden würden, schob sie etwas trotzig nach: „Wenn du aus deinen Großeltern nichts rausbringst, dann muss ich eben nach anderen Informationsquellen suchen.“
    Natürlich war Julien von ihrer Eigenmächtigkeit nicht erbaut, aber er verkniff sich eine direkte Kritik, sondern meinte nur: „Man sollte nicht unnötig die Pferde scheu machen. Wie es scheint ist es ein schwieriges Thema, wenn man überhaupt etwas erfahren will, muss man behutsam vorgehen. Das gilt besonders für alte Leute wie meine Großeltern. Mit deiner Holzhammermethode kommt man nicht weiter.“
    „Mit deinem Nichtstun aber auch nicht“, hielt sie ihm beleidigt vor.
    Er lenkte ein, aber die Sache schien ihm dennoch unangenehm zu sein. „Yuna, wir wissen doch gar nichts bisher, und dass diese Geschichte, die das Dorf offensichtlich belastet, etwas mit deiner Familie zu tun haben könnte, ist reine Spekulation. Ich glaube eher, dass die Inschrift und die Gedenktafel eine

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