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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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traurig genug gewesen, aber jeder hätte doch darüber gesprochen, seinen Schmerz zum Ausdruck gebracht und das Mitleid des Zuhörers dankbar angenommen. Hier aber wollte niemand darüber reden, sondern lieber den Mantel des Schweigens auf dem Ereignis lassen, der es offenbar jahrzehntelang zugedeckt hatte.
    Yuna kamen Zweifel. Musste wirklich sie es sein, die ihn herunterzog, um vielleicht etwas so Schreckliches wie ein Verbrechen wieder ans Tageslicht zu zerren?
    Lass die Finger davon , schien sie eine innere Stimme warnen zu wollen. Das ist die Sache nicht wert. Du kannst dir hier in einem neuen Heim mit einer neuen Liebe ein neues Leben aufbauen. Zerstöre nicht alles durch deine Neugier. Vergangenes sollte vergangen bleiben.

    Als sie zurückkehrte hatte Julien das Haus verlassen und alle seine Sachen mitgenommen. Panik befiel sie. Sollte das jetzt schon das Ende sein? Mit zitternden Fingern rief sie seine Nummer im Handy auf.
    „Wo bist du?“, fragte sie verstört. „Warum hast du das Haus verlassen?“
    „Warum hast du es verlassen? Ich hatte nicht den Eindruck, dass du mich noch brauchst.“
    „Aber das stimmt nicht… also, das ist jedenfalls nicht ganz richtig… ich war nur mit dem Hund Gassi…“
    „Und ich bin nur mit meinen Freunden ein bisschen Segeln. Du kannst ja dazu kommen wenn du magst. Wir sind am Weststrand der Bucht, beim Segelverein.“
    „Äh, ja, ich… ich überlege es mir…“
    Sie brach den Kontakt ab. Was mache ich nur wieder falsch?, fragte sie sich und kam zu einer einfachen, allerdings deprimierenden Antwort: „Alles

    Dennoch entschied Yuna sich, Julien beim Segelverein zu besuchen.
    Sie wollte nicht selber segeln, nur ein bisschen zuschauen.
    Als sie auf dem Weg ans Westufer bei Rufflés vorbei kam, kitzelte sie allerdings der Duft von frischen Crêpes in der Nase und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Sie bekam großen Appetit auf etwas Herzhaftes und da es zu einer ihrer grundlegenden Erfahrungen gehörte, dass ein gutes Essen ein schlechtes Karma umgehend vertreibt, kehrte sie dort ein und bestellte sich ihren Lieblingscrêpe nach Art des Landmannes, mit geröstetem Speck, Salat und einem Spiegelei.
    Irgendwie war Monsieur heute besonders gesprächig und so kam es, dass sie alle guten Vorsätze in den Wind blies und auch ihn nach der Bedeutung der Inschrift in der Grotte fragte.
    Seine Reaktion glich jener der Bäckersfrau und sie hätte die Frage am liebsten wieder zurückgenommen. „Sie… sie… brauchen gar nichts sagen“, schob sie hastig nach, als sie bemerkte, dass alle Freundlichkeit abrupt aus Monsieur Rufflés Gesicht gewichen war und dadurch ein sehr bitterer Zug um seinen Mund hervortrat, den diese sonst überspielt hatte.
    Er sah Yuna einen Moment schweigend an. Dann nahm er das Geschirrtuch, das über seinem Arm hing und putzte damit fahrig am Nebentisch herum.
    „Es war ein Irrtum …“, sagte er dabei. „Ein schrecklicher Irrtum. Er hat so vielen unschuldigen Menschen den Tod gebracht. Wir sollten es nicht vergessen, aber wir müssen es. Die Schuld unserer Väter, die uns belastet hat, darf nicht auch noch unsere Enkelkinder belasten.“
    Er sah Yuna mit einem tieftraurigen Blick in seinen wässrigen Augen sehr ernst an.
    „Mein liebes deutsches Fräulein, wir haben gelernt damit zu leben, du solltest das respektieren. Lass dem Dorf seinen Frieden, denn auch deine Leute sind nicht ohne Schuld.“
    „Ja, ja… natürlich… es… es tut mir leid… wirklich…“, hörte Yuna sich wie in Trance stammeln und sie fühlte sich sehr schlecht, als sie verstört aufstand und an die Bar ging, um bei Madame Rufflé zu zahlen.
    Da diese von dem Gespräch nichts mitbekommen hatte, ergoss sich dort wieder ein Schwall neuester Gerüchte über Yuna, der es ihr ermöglichte, schließlich doch noch einigermaßen gefestigt und mit einem freundschaftlichen Abschiedswort die Crêperie zu verlassen. Dennoch hätte sie sich in Grund und Boden schämen können.
    Auf dem Weg zu Julien beschloss sie niemanden aus dem Dorf mehr nach der Inschrift zu fragen, denn sie wollte die Freundschaften, die Opa Pierre über viele Jahrzehnte hier gepflegt hatte, nicht durch ihre Neugier zerstören.

    Yuna erreichte den Weststrand, wo die Segler ebenfalls gerade im Clubrestaurant gegessen hatten und nun im Begriff waren, noch einmal hinauszufahren. Julien hatte einen eigenen Katamaran hier liegen und als Yuna auftauchte lud er sie ein, mit ihm zu segeln.
    Sie machten das Boot klar

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