Ein bretonisches Erbe
und schoben es ins Meer. Julien setzte Segel und eine leichte ablandige Brise trug sie mit den Wellen hinaus.
Sie segelten bis zu einer windstillen Buch, wo Julien das Boot in den Wind schießen lies, das Segel reffte und die Großschot freistellte, so dass das Boot nahezu auf der Stelle dümpelte.
„Alles wieder in Ordnung bei dir?“, fragte er und weil Yuna nach dem frustrierenden Erlebnis bei Rufflés nun wirklich keinen weiteren Ärger wollte, nickte sie und versuchte eine Entschuldigung.
„Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich denke, es ist einfach zu viel in letzter Zeit auf mich eingestürzt. Du musst mir glauben, dass es mit dir nichts zu tun hat.“ Sie schluckte und räusperte sich. „Du bist einfach nur eine wunderbare Erfahrung für mich… und… ja… es ist ein bisschen wie ein Traum… aus dem ich nicht aufwachen will…“
Nun, wo Julien seine Hände frei hatte, nahm er sie sogleich in seine Arme, zog sie auf das Deck nieder und verwöhnte sie mit seiner Zärtlichkeit.
„Träum weiter“, sagte er dabei liebevoll. „Du musst nicht aufwachen, nie wieder, wenn du nur glücklich bist.“
Als sie später bei leichter Brise zurücksegelten, fragte er: „Was wirst du morgen machen?“
Eigentlich hatte Yuna Julien nichts von ihrem Vorhaben erzählen wollen, denn er würde auch daran bestimmt etwas auszusetzen haben. Aber er musste ja nicht mitkommen. So sagte sie ziemlich kurz angebunden:
„Da ich niemandem im Dorf mehr mit meinen Fragen belästigen möchte, fahre ich morgen nach St. Brieuc und schaue mir im Archiv der Quest France alte Zeitungsberichte an. Vielleicht finde ich ja dort etwas über das Unglück, das am Geburtstag meines Vaters geschehen ist.“
Nun war Julien völlig perplex, denn ganz offensichtlich hatte er ihr so eine Aktion nicht zugetraut. Sie war schon vor einigen Tagen darauf kommen und inzwischen hatte sich der Gedanke, der Sache im Archiv der Zeitung weiter nachzugehen, verfestigt und sie war überzeugt, dass dies ein guter Weg war, um dem Unglück auf die Spur zu kommen, aus dem alle im Dorf so ein Geheimnis machten. Sie war inzwischen selber zu sehr in die Geschichte involviert, als dass sie einfach aufgeben konnte. Auch nicht Julien zu Liebe.
Das sah er wohl auch so und als Realist, der er war, fragte er, während er am Rigg hantierte: „Soll ich mitkommen? Ich meine, soll ich dich zur Zeitung begleiten?“
Sie zuckte die Schultern.
„Wenn es dein Wunsch ist…“
Diese Zustimmung war wohl alles, was er brauchte und damit war die Sache verabredet.
Julien brachte am nächsten Morgen, als er Yuna abholte, wieder einen herrlichen Versöhnungsstrauß aus blauen Hortensienblüten mit. Yuna steckte ihn in einen alten Keramikkrug und stellte ihn auf die Kommode in der Diele, wo er sehr schön aussah. Bei wem er die wohl geklaut hatte?
„Die Hecke bei meinen Großeltern musste dran glauben“, beantwortete er ihre diesbezügliche Frage. „Aber das Zeug wächst wie Unkraut. Die verschmerzen das.“
Yuna war ausgeruht und bestens gelaunt, denn auch ohne ihn hatte sie gut geschlafen, es hatte nur nicht so viel Spaß gemacht.
Sie fuhren mit dem Geländewagen und als sie die Schnellstraße nach Saint Brieuc erreichten, schien Julien gar nicht erpicht darauf zu sein, an einem so schönen Tag in muffigen Archiven staubige alte Zeitungen durchzublättern.
„Lass uns woanders hinfahren“, drängte er. „Auf die Ilé Brehat oder nach St. Malo ! Das Wetter ist einfach zu schön, das Archiv läuft dir doch nicht weg!“
Yuna tat es auch ein wenig leid um den schönen Tag , aber sie hatte ihre Prinzipien. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen und sollte Julien nur zugestimmt haben, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen, so würde er damit kein Glück haben. Sie war fest entschlossen, der Sache nun ein für alle mal auf den Grund zu gehen.
So schlug sie denn einen Kompromiss vor.
„Wir gehen jetzt erst einmal in das Archiv. Da wir ja genau wissen, wonach wir suchen wollen, dauert das sicher nicht lange. Und dann, wenn wir wissen, wie viel Zeit wir noch haben, überlegen wir, wo wir noch hinfahren können. Was hältst du davon?“
Julien seufzte.
„Du bist ein Dickkopf“, sagte er resignierend. „Also schön.“
Ganz so schnell ging es dann doch nicht, denn bis sich ihnen das Archiv auftat, mussten sie erst jede Menge Genehmigungen einholen.
Interessant zu erfahren, dass man nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern sehr
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