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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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bin, Yuna“, sagte Julien ganz unvermittelt.
    Und da auch ihr der Besuch bei der Dreifaltigkeitskapelle das Herz geöffnet hatte, antwortete sie schlicht:
    „Ich in dich auch.“

10
Schwarze Wasser

    Nach Yanns Begriffen war mit dem Tode alles zu Ende… er glaubte nicht an die Unsterblichkeit der Seele. Unter sich sprechen die Seeleute alle in ihrer kurzen bestimmten Art davon wie von etwas, das jedermann weiß. Dabei haben sie aber doch eine unbestimmte Furcht vor Geistererscheinungen, ein dumpfes Grauen vor Friedhöfen und ein außerordentliches Vertrauen zu der schützenden Kraft der Heiligen und Gnadenbilder…
    Pierre Loti, Islandfischer

    Ein altes Sprichwort lautet, wer den Wind sät, wird den Sturm ernten.
    Yuna hätte es beherzigen sollen.
    Als sie am Abend ihre Mutter anrief und von ihren Nachforschungen im Zeitungsarchiv berichtete, war diese alles andere als begeistert. Sie war sogar richtiggehend muffig und sagte:
    „Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich dich nicht allein in Frankreich gelassen.“
    „Das wäre aber schade gewesen“, meinte Yuna und um sie etwas zu versöhnen, erzählte sie ihr von der netten, kleinen Spritztour mit Julien nach Paimpol. „Und wir haben wunderbare Stoffe gekauft, für neue Vorhänge, hell und freundlich… und ganz viele Kissen für das große Doppel…“ Sie stockte. „Äh, ja, für das Doppelbett… ihr könnt es aber trotzdem habe, wenn ihr kommt…“
    Ihre Mutter lachte. So gefiel ihr Yuna viel besser und als diese schilderte, wie sie mit Julien über den Klippenweg zur Dreifaltigkeitskapelle gewandert war, hielt sie das offenbar wirklich für ein gutes Omen.
    „Dann steht deine neue alte Liebe ja wohl unter einem guten Stern“, meinte sie und Yuna sah ihre Mutter förmlich vor sich, wie sie sich ins Fäustchen lachte, weil ihre Tochter nun doch wieder „an den Mann gekommen“ war. Mütter! Von Natur aus Kupplerinnen.
    Yuna lachte ebenfalls, weil sich Julien genauso abergläubisch wie ihre Mutter aufgeführt hatte. Zugleich hoffte sie natürlich für Gaud und Yann, dass ihre Liebe nicht darunter leiden musste, dass sie an ihrem stürmischen Hochzeitstag die Kapelle nicht erreichen konnten und also ohne Segen geblieben waren. Sie beschloss, auf jeden Fall, vor dem Schlafengehen im Bett das Buch weiter zu lesen und wünschte sich sehnlich ein Happyend für die beiden.
    Mit dem Handy am Ohr hockte sie sich in den großen Ohrensessel am Kamin und lauschte dem Klatsch, den ihre Mutter aus Deutschland zu berichten hatte. Der Hund ließ sich schnaufend zu ihren Füßen nieder.
    „Erzähl mit etwas über die Résistance“, sagte sie vielleicht ein bisschen zu unvermittelt.
    Sie hörte, dass ihre Mutter stockte, bevor sie betont normal antwortete:
    „Da fragst du besser den Großvater von Julien. So weit ich weiß, war er in in dieser Untergrundorganisation sehr aktiv.“
    Yuna kam noch einmal auf den Zeitungsartikel zu sprechen.
    „Kannst du dir vorstellen, dass die Résistance mit dem Untergang dieses Schiffes etwas zu tun gehabt haben könnte?“
    Sie glaubte es ja selber nicht und erhoffte sich von ihrer Mutter eigentlich nur, die Bestätigung, dieses Zweifels.
    „Yuna, ich bin über Details wirklich zu wenig orientiert, ich weiß nur, dass im gesamten besetzten Teil Frankreichs Männer und Frauen aus dem Untergrund gegen die Besatzer gearbeitet haben.“
    „Und was heißt das konkret?“
    „Sie haben überwiegend Sabotageakte gegen militärische Einrichtungen durchgeführt. Ich kann mir nicht vorstellen, was das mit dem Untergang eines Flüchtlingsschiffes zu tun haben könnte. Steht in dem Zeitungsartikel nicht, dass ein Orkan geherrscht hat?“
    „Ja, schon…“
    „Der wird am Untergang dieses Schiffes die Schuld tragen, aber sicher nicht der französische Widerstand.“
    Monika Lindberg hatte nun keine Lust mehr das Thema weiter zu diskutieren, und brachte darum die Sprache auf die Semesterferien.
    „Ist es dir denn überhaupt noch recht, wenn ich nach Le Ro komme?“
    Yuna war irritiert. „Warum sollte es mir nicht recht sein?“
    „Nun, vielleicht willst du ja lieber die Zweisamkeit mit Julien genießen, statt deine Eltern zu ertragen. Ich würde nämlich Papa gerne mitbringen. Seit der geplatzten Beerdigung seines Vaters, ist er kaum noch zu genießen. Ich habe ihm versprochen mit ihm und der Urne zur Pointe du Raz zu fahren, damit er dort in einer kleinen Zeremonie Abschied nehmen kann… oder etwas anderes in der Art. Aber wirklich

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