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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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nur, wenn es dir recht ist, Yuna.“
    „Natürlich ist es mir recht. Papa soll unbedingt mitkommen, es wird ihm gut tun.“
    Da Monika Lindberg genau das auch dachte, war es also beschlossen. „Gut, dann rechne also in eineinhalb bis zwei Wochen mit uns, ich melde mich aber noch mit genauen Daten. Du weißt, ja dein Vater kann sich einfach nicht von der Kanzlei losreißen, da muss ich noch Überzeugungsarbeit leisten.“
    Yuna lachte und so verabschiedeten sich Mutter und Tochter in bestem Einvernehmen.
    Eigentlich wollte Yuna in den Islandfischern weiter lesen, aber dann kam sie auf die Idee, sich mal in Opa Pierres Bibliothek ein wenig umzusehen. Vielleicht hatte er ja auch ein paar Bücher, die sich mit der Zeit der deutschen Besatzung beschäftigten.
    Als sie die Bibliothek betrat, fiel ihr Blick gleich wieder auf seinen großen Schreibtisch, der so zentral die Mitte des Raumes einnahm und so sah sie sich noch einmal die Fotografien an. Besonders interessierte sie das alte Schwarz-weiß-Foto, das Opa Pierre als jungen Mann in Wehrmachtsuniform am Weststrand von Le Ro vor dem Bunker zeigte. Wie hatte sie dieses Bild denn nur vergessen können!?
    Ihr kam spontan eine Idee. Sie ergriff das Foto und lief damit eilig in ihr Zimmer. Dort kramte sie die Fotokopie des Zeitungsfotos hervor und begann sie ganz konzentriert zu betrachten. Und dann hatte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte. Zwischen den Soldaten, welche den Strandabschnitt absperrten, auf dem die Opfer der Schiffskatastrophe lagen, stand auch ihr Opa Pierre.
    Also war er damals dabei gewesen.
    Das erklärte manches. Zum Beispiel auch die Schrift in der Grotte. Wenn ihm das Unglück damals ähnlich nahe gegangen war, wie seiner Enkelin heute im Zeitungsarchiv, dann hatte er es niemals vergessen. Und darum hatte er noch Jahrzehnte später, bevor er Le Ro für immer verließ, den Opfern einen würdigen Gedenkstein in der Grotte geschaffen, die ja nur, wie Yuna nun wusste, irgendwo in einem anonymen Massengrab verscharrt worden waren. So wollte er ihr Gedächtnis bei den Lebenden wachhalten , ganz so wie Loti es geschrieben hatte.
    Das war einerseits, was Yunas Großvater betraf, plausibel, aber es passte nicht zum Verhalten der Dorfbewohner.
    Warum stand der Gedenkstein versteckt in einer Höhle und nicht an einer Stelle am Strand, wo ihn jeder sehen und der Toten gedenken konnte?
    Warum so viel Heimlichkeit um ein Unglück, an dem angeblich niemanden außer den Elementen die Schuld trug?
    Yuna konnte es drehen und wenden wie sie wollte und wurde doch das Gefühl nicht los, dass sie noch längst nicht alles wusste und dass irgendein schreckliches Geheimnis nur darauf wartete, von ihr enträtselt zu werden.
    Sie nahm das Foto ihres Großvater und seiner Braut mit und stellte es auf den Nachttisch im großen Schlafzimmer.
    Wo war Oma Henriette wohl am Tag des Unglücks gewesen?, fragte sie sich dabei. Aber die Frage konnte sie sich sehr schnell selbst beantworten. Wenn an dem Tag ihr Vater geboren worden war, dann war sie ganz sicher in einem deutschen Krankenhaus. Vermutlich hatte sie längst Heimaturlaub gehabt, denn selbst im Krieg schickte man keine schwangeren Frauen an die Front, nicht mal wenn sie Krankenschwestern waren.
    Unwillkürlich berührte sie das Medaillon, öffnete die Kette und legte es neben das Bild. Es war schon seltsam, dass ihr Großvater ausgerechnet an einen Ort zurückgekehrt war, an den er doch sicher keine guten Erinnerungen hatte und der auch ihn nur als Besatzer und Feind kannte.
    Was hatte ihn nur hierher zurückgezogen und was war es, was ihm letztlich die Freundschaft und Anerkennung der Menschen hier eingebracht hatte? War es ausschließlich seine Kunst, die Granitskulpturen, die ihn zweifellos mit dieser Region eng verbanden, da sie bretonisches Volkstum im Stein lebendig werden ließen?
    Aber gab es nicht doch noch etwas anderes, was ihm diesen Ort so wichtig machte? Wichtig genug, dass er An Triskell nicht an fremde Menschen verkauft, sondern es an seine Enkelin weiter vererbt hatte?
    Yuna löschte das Licht und schlief recht bald übermüdet ein.
    Im Traum plagten sie schattenhafte Szenen: rennende Menschen, im Wasser treibend Leichen, Feuer auf den Klippen. Sie sah auch ihren Großvater als Soldat in Uniform, wie er in diesem Chaos vergeblich versuchte Leben zu retten. Und zwischen Rufen und Schreien hörte sie immer wieder das Weinen eines ganz kleinen Kindes, vielleicht eines Babys.

    Als Yuna am Morgen ziemlich

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