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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Und jetzt beseitigt er auch ihre Sachen. Eines nach dem anderen. Stück für Stück...«
    »Das würde er sich nie trauen...«
    »Woher willst du das wissen? Sie hat ihn immer schlecht behandelt, ausgesprochen schlecht! Und dann hat er sich gewehrt! Der Hut beweist es!«
    »Und was ist mit ihrer Leiche? Wo ist ihre Leiche?«
    »Was weiß ich? Vielleicht hat er sie vergraben. Vielleicht hat er sie verbrannt. Vielleicht hat er sie sogar...« Seine Augen funkelten vor Erregung. »Hör mal genau zu. Wenn überhaupt jemand weiß, wie man eine Leiche beseitigt, dann ist es Jarvis. Ich meine, das ist doch sein Beruf, sein ganzes Leben, dieses biologische Zeug. Wahrscheinlich hat er sie in ungelöschtem Kalk aufgelöst...«
    »Hör endlich damit auf!« winselte Dino. »Ich kriege direkt eine Gänsehaut.«
    »Und dieser alte Gockel wollte meinem Vater schreiben! Meinetwegen!« Er lachte wild. »Und ist selbst ein Killer, ein Mörder! Ausgerechnet er wollte sich über mich beschweren!« Er schob Dino vor sich her. »Komm, Freundchen ...«
    »Wo gehen wir hin?«
    »Zur Polizei! Wohin denn sonst?«
    Lieutenant Jack Roman blieb ruhig, ernst und aufmerksam sitzen und nahm sich nicht einmal die Freiheit zu lächeln, bis der eifrige und stolpernde Redestrom des aufgeregten Jungen endgültig versiegt zu sein schien. Dann klopfte er mit dem Fingernagel auf die Hutschachtel und sagte: »Und deswegen soll ich einen Mann beschuldigen, seine Frau umgebracht zu haben?«
    »Ich weiß, dass es verrückt klingt«, sagte Perry. »Ich weiß, dass das alles kein Beweis ist. Aber wenn Sie sich erkundigen würden! Ich meine, nach der ganzen Art und Weise, wie Jarvis und seine Frau zusammenlebten – wahrscheinlich fiele es Ihnen dann nicht mehr so schwer, uns zu glauben.«
    Roman stopfte langsam seine Pfeife. »Ich will euch die Wahrheit sagen, Jungens. Das alles weiß ich bereits. Ich glaube, es gibt in der ganzen Stadt keinen Menschen, der es nicht wüsste. Aber Streitereien und Zank und solche Sachen – mein Gott, normalerweise entsteht daraus immer noch kein Mord.«
    »Wohin ist Mrs. Jarvis denn gefahren?«
    Roman zuckte mit den Schultern. »Das haben wir nicht überprüft; dazu bestand kein Anlass. Wenn Jarvis sagt, sie sei zu ihrer Schwester gefahren, wird es vermutlich auch stimmen. Und was den Hut betrifft – vielleicht hat sie ihm geschrieben, er solle ihn wegwerfen. Vielleicht mochte sie ihn nicht mehr.«
    Perry, auf seinem Holzstuhl, wurde immer kleiner und blickte Dino an. Dino zog seine Schultern hoch und hob die Hände, die Handflächen nach oben. Roman lächelte wieder, diesmal jedoch voller Mitgefühl.
    »Es geht nicht darum, dass ich das alles nicht anerkenne, Jungens. Aber ihr seht selbst, wie es ist. Wenn es euch endgültig beruhigen würde, könnten wir natürlich Mrs. Jarvis bei ihrer Schwester anrufen...«
    »Glauben Sie, dass das möglich ist?« sagte Perry eifrig, dem es nicht gefiel, dass sein Sieg ihm so schnell entglitt. »Kann man sie nicht heute abend noch anrufen?«
    »Nun, es ist schon ziemlich spät...«
    »Es ist erst neun!«
    Roman lächelte und griff nach dem Hörer.
    »Phyllis?« sagte er zu der Vermittlung. »Sie kennen doch sicher die Frau von Professor Jarvis – soviel ich weiß, heißt sie Margaret? Sie ist nach Peggotville gefahren, um ihre Schwester zu besuchen, aber den Namen ihrer Schwester kenne ich nicht...« Er bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand und zwinkerte den Jungen zu. »Phyllis kennt alles und jedes.« Dann sprach er wieder in den Hörer. »Was ist?... Ja, das könnte der Name sein. Also Beattie. Könnten Sie mich dann bitte mit Mrs. Beattie verbinden? Schönen Dank, Phyllis.« Er legte den Hörer auf und trommelte auf den Tisch, bis das Telefon läutete. Dann nahm er den Hörer wieder ab.
    »Mrs. Beattie? Es tut mir leid, dass ich Sie stören muss, Mrs. Beattie, aber ich hätte gerne gewusst, ob Mrs. Jarvis gerade bei Ihnen ist? Nein, nichts Wichtiges, aber...« Er stand auf und nahm dabei den Telefonapparat in die Hand. »Was sagten Sie, Mrs. Beattie?... Nein, ich dachte nur, sie sei bei Ihnen... Ja, dann muss ich mich wohl geirrt haben... Nein, ausrichten können Sie ihr nichts.«
    Er ließ den Hörer auf die Gabel fallen, betrachtete ihn nachdenklich und biss sich auf die Unterlippe.
    »Was ist los?« fragte Perry. »Ist sie nicht da?«
    »Nein, sagte Roman leise. »Sie ist überhaupt nicht bei ihr gewesen. Ihre Schwester hat sie seit mehr als einem Jahr nicht gesehen.«
    Dino pfiff

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