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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mal, nach wem wir suchen.“
    „Die Person war im Schuppen.
Das heißt, sie hat uns belauscht. Als wir rein wollten, hat sie Panik gekriegt
und ist getürmt.“
    „Dass sie uns belauscht hat,
gefällt mir überhaupt nicht.“
    „Du sprichst mir aus der Seele,
Jürgen.“
    „Haben wir uns mit vollem Namen
angeredet? Habe ich Sir Edward Holmes zu dir gesagt — und deine Telefonnummer
ausposaunt?“
    „Kann mich nicht erinnern. Aber
es ist nicht zum Lachen, verdammt! Wir haben gesagt, dass wir ihm die Flosse
abhacken.“
    „Wird die Person die Bullen
anrufen?“
    „Weiß ich nicht. Wieso war sie
im Schuppen? Wollte sie klauen? Oder hat dort ein Penner sein Quartier?“
    „Beäugen wir’s mal. Wir haben
noch Zeit.“
    Sie stampften zum Schuppen
zurück. Holmes stellte fest, dass seine Halbschuhe undicht waren. Er hatte
nasse Füße. Und das war fast noch schlimmer als der Gedanke an die Polizei.
Denn Holmes neigte zu Blasenkatarr und Nierenschmerzen.
    Er war ein großer, knochiger
Kerl, 36 Jahre alt, glattrasiert und krausköpfig. Die Straftaten, die er verübt
hatte, würden reichen für lebenslängliche Haft. Aber keine Polizei kannte ihn —
weder die deutsche, noch die irische noch Europol.
    Körber war genauso alt, bewegte
sich plump und roch meistens nach Schweiß. Von Körperpflege hielt er nicht
viel. Wäsche und Strümpfe pflegte er lange zu tragen — bis zur geruchlichen
Schmerzgrenze. Dann wurde alles entsorgt, d. h. er warf die Textilien weg. In
die Reinigung gab er nur seine Hemden. Er hatte grobe Züge, einen blonden
Stoppelschnitt und kahlgeschorenen rund um den Schädel, liebte deftige Suppen
mit 50% Fleischanteil und dunkles Starkbier aus Litergefäßen. Vor Jahren hatte
Körber in der Versicherungsbranche gearbeitet, aber nach zufälligen Kontakten
zur organisierten Unterwelt einen einträglicheren Job entdeckt. Als Typ fürs
Grobe. Das heißt, er erledigte Aufträge, für die Brutalität und
Menschenverachtung unerlässlich sind.
    Was das betraf, war Holmes vom
gleichen Kaliber. Allerdings sah man das dem Iren nicht sofort an.
    Jetzt standen sie an dem
schmalen Fenster. Holmes hatte eine Taschenlampe und leuchtete hinein.
    „Mensch, da liegt was.“
    Körber schob den Kopf vor.
„Eine Tasche. Eine Umhängetasche. Der Riemen ist gerissen. Ist ‘ne
Mädchentasche.“

    „Die hat sie beim Rausklettern
verloren.“
    „Ich passe hier nicht durch.“
    Holmes hätte es vielleicht
geschafft, war aber nicht in Stimmung für eine Schlangenmensch-Nummer.
    Er holte eine Bohnenstange, die
er vorhin an der Rückseite des Schuppens gesehen hatte, und benutzte sein
Werkzeug geschickt, indem er die Spitze unter die Verschlussklappe schob. Er
angelte die Tasche heraus.
    Körber hielt die Lampe, während
sein Komplize den Inhalt untersuchte.
    „Papiertaschentücher, Portmonee
mit... ungefähr 40 Mark, ein Foto im Sichtfenster von... scheint ein weißer
Schäferhund zu sein. Lutschtabletten gegen Halsschmerzen, ein Schlüsselbund
mit... vier Schlüsseln. Ein Kamm, ein Haarreif, eine Telefonkarte, ein
Kugelschreiber mit dem Werbeaufdruck Commerzbank, eine Haarspange, eine
Nagelfeile, zwei verknickte Briefmarken zu 1,10 DM und... was ist das?“
    „Steht doch drauf. Ein
Schülerausweis.“
    „Katja Beck“, murmelte Holmes,
„15 Jahre alt. Elmlinger Straße 33. Pech für Katja, würde ich sagen. Sie hat
uns belauscht. Sie kennt unsere Vornamen — denn so unvorsichtig waren wir — und
könnte unsere Stimmen identifizieren.“
    „Eine gefährliche Zeugin. Um
die kümmern wir uns.“ Holmes nickte. „Bei ihr tut’s vielleicht ein Finger. Oder
ein halber.“
    „Dann haben wir die Bullen
garantiert auf dem Hals.“
    „Nicht doch. Sie wird sagen,
den hätte sie sich aus Versehen selbst abgehackt. Oder sie wäre Skins in die
Quere gekommen. Ja, das — genau das wird sie aussagen, sonst verliert sie eine
Hand.“
    Holmes holte wieder die
Whiskyflasche hervor. Bevor er trinken konnte, hörten sie den Wagen.
    Er bog von der Straße ab, fuhr
durch das geöffnete Tor und hielt zwischen Schuppen und Haus.
    „Mcfish!“, flüsterte Körber.
    Sie sahen nur das
Scheinwerferlicht, der Wagen war nicht im Blickfeld. Der Motor lief weiter.
Eine Tür klappte. Körber spähte um die Ecke.
    „Das ist nicht Mcfish. Das
ist... Den kenne ich doch.“ Holmes schob sich neben ihn und spähte ebenfalls.
    Ein dunkler Landrover war’s.
Der Fahrer war ausgestiegen und hob eine Kiste aus dem Stauraum am Heck. Sie
wurde zur

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