Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
im Augenblick nimmt ihn sein neustes Projekt völlig in Beschlag.«
»Ich weiß, ich habe ihm bei der Transkription eines alten bestickten Quilts geholfen«, erwidere ich.
John lächelt höflich. »Dieses Projekt hat er schon beinahe abgeschlossen«, seufzt er. »Auch mir hat er ständig mit dieser auf einen Quilt gestickten Botschaft in den Ohren gelegen. Aber entschuldigen Sie, ich will nicht, dass Sie den Eindruck haben, er habe mich …«
»… benutzt?«, werfe ich ein.
»Ich habe eine Ewigkeit lang mit ihm diskutiert, was er tun könnte, und dann – nichts. Seitdem habe ich ihn kaum noch zu Gesicht bekommen. Offen gestanden glaube ich nicht, dass er noch lange bleiben wird. Aber er hat mir das hier für Sie gegeben«, erklärt John und reicht mir einen Zettel aus seinen Unterlagen, auf dem mein Name steht!
Am liebsten würde ich die Nachricht sofort lesen, doch dann beschließe ich, diesen Moment auszukosten. So lasse ich den Zettel schnell in meiner Tasche verschwinden und wende kurz darauf den ältesten Trick der Welt an, um die Flucht ergreifen zu können. »Es tut mir leid, aber wir müssen jetzt nachhause. Die Mädchen sind morgen früh in der Schule todmüde, wenn wir jetzt noch länger bleiben«, erkläre ich und packe Daisys Bücher zusammen.
»Die geräumige Tasche ist wirklich sehr praktisch«, stellt Roger fest. Dies ist der Moment, um es ihm mit gleicher Münze zurückzuzahlen und das Geschäftliche an die erste Stelle zu setzen.
»Ich könnte Ihnen ein paar vorbeibringen, ich habe noch zwei oder drei auf Lager«, erwidere ich und freue mich über meine Verkaufstaktik. Ich könnte locker in der Erfolgsserie The Apprentice – Der Lehrling – mitmachen.
»Ich würde sie zum Selbstkostenpreis im Geschäft anbieten«, entgegnet Roger, ganz der abgebrühte Geschäftsmann.
Als Geschäftsfrau bin ich eine derartig blutige Anfängerin, dass in meinem Kopf alles drunter und drüber geht. Ist der Selbstkostenpreis nun der Betrag für das Material plus den Arbeitslohn, aber ohne Verdienst? Dann wäre dies kein gutes Geschäft für mich. »Roger«, sage ich so geradeheraus wie möglich, »ich würde Ihnen einen Spezialpreis machen. Drei Taschen zum Preis von zweien.« Insgeheim hoffe ich, dabei einen besseren Schnitt zu machen als bei seinem Vorschlag.
Roger mustert mich skeptisch. »Abgemacht«, erklärt er dann jedoch und schüttelt meine Hand. Ich bin unfassbar stolz auf mich und hoffe inständig, dass ich nicht erröte.
Zusammen wandern wir The Green wieder hinauf. Zuhause brennt Licht, und ich hoffe, dass es Adi ist – und nicht etwa einer der von Kurt so viel zitierten Einbrecher.
Die Mädchen laufen sofort ins Wohnzimmer. »Daddy, wir waren mit Mum bei einem Treffen!«, verkündet Lilly. »Wir werden in der Schule ein Kunstprojekt für den Mittsommermarkt anfangen!«
»Möglicherweise«, unterbreche ich sie.
»Auf jeden Fall!«, widerspricht mir Lilly.
»Du hast noch gar nicht nach Mum und Dad gefragt«, stellt Adi fest, als wolle er unbedingt etwas loswerden. An seiner immer noch erschrockenen Miene kann ich ablesen, dass etwas nicht in Ordnung ist.
»Wie geht es Oma?«, fragt Daisy wie aufs Stichwort. »Sie ist nicht etwa tot, oder? Ich dachte, du würdest heute Abend auf uns aufpassen?«
»Bei Oma und Opa ist eingebrochen worden, meine Süße.«
»Wie bitte?«, entfährt es mir.
»Bei ihnen ist eingebrochen worden. Das Schlimmste daran ist, dass es vermeidbar gewesen wäre. Wie sich herausstellte, war es nämlich Mums Schuld. Sie hat ihre Tasche am Treppengeländer hängen gelassen. Und jetzt stellt euch bloß mal vor: Die Einbrecher haben anscheinend eine Angelrute durch den Briefschlitz geschoben und sich so die Tasche mit ihren Schlüsseln geangelt.«
»Na, da kann ich dir sagen, wer das war«, unterbreche ich Adi trocken. »Kurt.«
»Du sollst dich nicht immer über ihn lustig machen«, entgegnet Adi abwehrend.
»Vor gar nicht so langer Zeit hat er mir noch von Einbrüchen mit dieser Angelrutenmethode erzählt. Da hielt ich das Ganze allerdings noch für ein Produkt seiner regen Fantasie, mit dem er mich auf den Arm nehmen wollte.«
»Wir würden gut daran tun, seinen Worten auch einmal zu folgen. Aber es ist auch was Witziges passiert«, fährt Adi fort. »Und jetzt ab mit euch, Mädchen, Schlafanzüge anziehen!«
»Was ist denn passiert? Und wie kann etwas witzig sein, wenn deine Eltern ausgeraubt worden sind?«, frage ich und erinnere mich an die Zeit, als Lotte,
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