Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
erstellt. Hannelores Worte gehen mir dabei immer noch durch den Kopf: »Ihre Accessoires sind eine neu zusammengestellte Antwort auf die Näherinnen und Schneiderinnen der Vergangenheit.« Mit einem Mal fühlt sich meine Arbeit viel wertvoller und wichtiger an. »Und vergessen Sie nie, ein Netzwerk aufzubauen! Nur so funktioniert die Geschäftswelt.«
Aber auch der Hinweis »Vielleicht hat auch Adi Träume. Eigene Ideen«, klingt immer noch nach. Was weiß Hannelore von Adis Träumen? Wie es scheint, wissen andere Leute wie Kurt, David und selbst Hannelore offenbar mehr über meinen Ehemann als ich. Eines ist sicher: Adi und ich können so nicht mehr weitermachen.
Kapitel 46
Gedrehter Kettenstich – Dieser Stickstich hinterlässt einen leicht plastischen Eindruck. Die Variation des Kettenstichs bildet eine gerade oder leicht geschwungene Linie.
Es ist Samstagmorgen, ganz in der Frühe. Adi schläft tief und fest. Der Himmel ist immer noch ganz grau, doch für später ist Sonnenschein angekündigt. Mehrere Minuten habe ich heute Morgen einfach nur dagesessen und Adi beobachtet. Schließlich musste ich aufstehen und das Schlafzimmer verlassen. Die meiste Zeit in Reedby habe ich mit Wehmut verbracht, weil ich mich nach London und meinen langjährigen Freunden gesehnt habe, nach meinem Dasein als erfolgreiche Designerin, die ich nie wirklich war, und nach einem intensiven Gefühl – nicht einfach nur nach einer Teenager-Romantik-Sache, sondern nach echter Leidenschaft. Mir wird klar, dass Chris diese Lücke geschlossen hat mit einer – wie ich ursprünglich angenommen hatte – gemeinsamen Vorliebe für Kunst und Design.
»Was machst du da?«, fragt Adi.
Ich schrecke hoch, drehe mich um und sehe, dass Adi mit verschränkten Armen im Eingang der Jurte steht. Er sieht gebräunt und muskulös aus.
»Ich frage mich gerade, was die Zukunft wohl bringt – keiner von uns beiden hat einen Job oder ein geregeltes Einkommen.«
Adi nickt.
»Es ist durchaus in Ordnung, kreativ zu sein, ein Künstler zu sein, aber nur, wenn man sich nur um sich selbst kümmern muss.«
Adi runzelt die Stirn und schweigt. Möchte er mehr hören? Er scheint auf irgendetwas zu warten. Soll ich diesen Moment ungenutzt verstreichen lassen? Ich könnte es, und einfach so tun, als sei nichts Außergewöhnliches passiert. Denn zwischen Chris und mir ist nichts Außergewöhnliches vorgefallen.
»Ich habe Chris besucht.«
»Bitte?«
»Chris Taylor. In bin neulich Abend in seinem Atelier gewesen.«
»Ach, tatsächlich?« Seine Stimme klingt beiläufig. Er beobachtet mich, ohne eine Miene zu verziehen. Wie kann er nur so cool tun? Ich will, dass er wütend wird!
»Und was ist passiert?«
»Ich wollte mir seine Werke ansehen, weil wir uns öfters schon über Kunst unterhalten haben, du weißt schon.« Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Ich bringe es nicht fertig, Adi in die Augen zu sehen. »Und dann …«
»Du musst mir das nicht erzählen, Laura. Was auch immer da passiert ist – sei es gut, schlecht, egal –, ich will es nicht wissen«, entgegnet Adi und versucht seinerseits, mir in die Augen zu sehen.
»Aber ich möchte, dass du es erfährst«, erwidere ich entschieden und bin von mir selbst überrascht.
»Nein, ich meine es ernst«, beharrt Adi. Er dreht sich um und will gehen.
»Ich will nur, dass du weißt, dass nichts passiert ist. Ich habe es nicht zugelassen«, flehe ich ihn an.
Adi hält in der Tür inne. »Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel«, stellt er nüchtern fest. Ich wusste gar nicht, dass Adi Shakespeare kennt. »Ich bin immer da, immer verlässlich, und jetzt, wo ich ohne Job dastehe, habe ich das Gefühl, dass es dich überhaupt nicht interessiert!«
Seine Maske bricht zusammen, Tränen steigen ihm in die Augen. Ich sollte zu ihm gehen und ihn in den Arm nehmen. Ihn trösten.
»Das stimmt nicht. Es interessiert mich sehr wohl! Natürlich will ich wissen, was du fühlst und wie deine Träume abseits des Alltagstrotts aussehen!«
»Ich will etwas Neues für uns, aber ich arbeite noch daran. Gibt mir einfach noch ein wenig Zeit.«
»Woran arbeitest du denn? Vielleicht wäre jetzt ja der Zeitpunkt gekommen, an dem du mir endlich mal mehr erzählst und mich einweihst«, murmele ich und lege meine Hand auf seine nackte Schulter. Er bewegt sich nicht, doch offensichtlich sind die Mädchen wachgeworden.
Lilly kommt in den Garten gelaufen und wedelt mit einer Zeitschrift. »Mummy, Daddy, schaut mal!«, ruft sie
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