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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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gerade erst Ihre Nachricht bekommen«, erkläre ich.
    »Wir haben aber schon vor einer ganzen Weile angerufen«, tadelt die Stimme am anderen Ende der Leitung.
    Ich sehe an Sue herunter, die mit besorgtem Blick neben mir steht. Mit ihren roten Ballerinas sieht sie aus wie eine echte Ballerina. Aber der Zeitpunkt ist ungünstig, um über Schuhe zu sprechen.
    »Daisy geht’s nicht gut. Ich muss den Unterricht heute Nachmittag ausfallen lassen. Adi ist zu einem Meeting gefahren und wird vor heute Abend nicht zurück sein«, erkläre ich ihr. Ich habe ein doppelt schlechtes Gewissen, weil ich ein krankes Kind habe, das ich vor über einer Stunde schon hätte abholen sollen, und nun deswegen den Unterricht ausfallen lassen muss.
    »Geh einfach«, rät mir Sue. »Ich werde versuchen, dass alles still über die Bühne geht«, flüstert sie. »Wenn nicht, dann wird dir die Personalabteilung die Fehlzeit vom Lohn abziehen.«
    »Gibt es so etwas wie Sonderurlaub aus familiären Gründen gar nicht mehr?«
    »Im Schulwesen gibt es keine familiären Gründe mehr. Da zählt es nur noch, die Kosten so gering wie möglich zu halten.«
    Ich packe meine Taschen und Pradas Käfig und eile den Flur entlang. Damals, als ich mit Unterrichten angefangen habe, war alles noch anders. Dozenten waren etwas Besonderes; sie galten als Experten auf ihrem Gebiet. Jetzt bin ich nur noch ein kleines Zahnrad im großen Getriebe, das im Takt Designer hervorbringt. Keine Ahnung, wie lange ich das noch mitmachen kann.
    Einen Augenblick lang frage ich mich, ob ich wohl Prada in den Hort mitnehmen kann. Die Kinder würden sie zweifelsohne lieben – selbst dann, wenn sie keiner Lehrprobe unterzogen worden ist. Angesichts der Bürokratie, die sich mir heute in geballter Form präsentiert hat, muss ich lachen. Darum tue ich das einzig Vernünftige und setze die Transportbox auf dem Rücksitz ab, bevor ich drei Sicherheitstüren passieren muss. Endlich betrete ich den Raum von Daisys Spielgruppe, doch von ihr ist weit und breit nichts zu sehen. In meiner Magengrube macht sich ein schreckliches Gefühl breit. Wo ist sie? Sie haben sie doch nicht etwa ins Krankenhaus gebracht, oder?
    »Daisy ist im Nebenzimmer«, ruft mir eine der Erzieherinnen im Teenageralter zu, die bauchfrei herumläuft. Sie deutet auf eine Tür neben der Kuschelecke. »Wir mussten sie leider isolieren«, fügt sie mit spürbarer Ablehnung hinzu, als hätte Daisy die Pest.
    Ich öffne die Schiebetür und sehe, wie Daisy und die Leiterin des Horts fröhlich an einem kleinen Miniaturtisch sitzen und ein Bild ausmalen.
    »Mummy! Mummy!« Daisy kommt auf mich zugelaufen und vergräbt sich in meinem Rock. »Sieh mal mein Bild. Das ist Prada!« Mein Blick fällt auf die Zeichnung eines Hundes mit riesig großen Augen und langen Wimpern.
    »Das ist hübsch geworden!« Mit Daisy scheint alles in Ordnung zu sein. Die Hortleiterin steht auf und wendet sich an Daisy.
    »Zeig Mummy mal deinen Ausschlag.«
    Gehorsam zieht Daisy den Wollpullover (der ihr nicht gehört) hoch und zeigt mir einen großflächigen, roten Ausschlag. »Ist das Wolle?«, frage ich.
    Die Leiterin zuckt mit den Schultern.
    Ich werfe einen Blick auf das Etikett: Lammwolle. »Wir reagieren beide allergisch auf Wolle. Das ist aber eigentlich in Ihren Unterlagen vermerkt.«
    Bevor die Leiterin mir antworten kann, meldet sich ihr Walkie-Talkie.
    »Bitte entschuldigen Sie mich. Ich muss mich um einen kleinen Zwischenfall kümmern.«
    »Komm schon, Daisy, wir fahren nachhause. Prada wartet schon im Auto.«
    »Kann ich neben Prada sitzen?«
    »Natürlich.«
    Zusammen mit Daisy gehe ich in die Garderobe, wühle in ihrem Wäschebeutel herum und ziehe ihr einen Baumwollpulli über. Dann endlich kann ich ihr den Mantel, eine Mütze, Fäustlinge und Schuhe anziehen und mit ihr den Hort verlassen.
    Obwohl ich schon gedacht hatte, dass es nicht mehr schlimmer werden könnte, hat der heutige Tag selbst die schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Wenn es einen Preis gäbe für den schlechtesten Arbeitstag überhaupt, so wäre ich die Erste, die ihn verdient hätte. Aber anstatt in Tränen auszubrechen, breche ich in lautes Gelächter aus. Ich bin so müde und erledigt, dass ich das Gefühl habe, unter einem Jetlag zu leiden – wenn’s doch nur so wäre!

Kapitel 9
    Kreuzstich – Der Kreuzstich ist einer der ältesten Stiche überhaupt und wird auch heute noch weltweit benutzt. Er besteht aus einem diagonalen Grundstich, der von einem ebenso

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