Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Vorgartens einnimmt.
»Nicht zu fassen! Als der Bauer sagte, er würde ein wenig Kuhmist liefern, dachte ich, er meint ein paar Säcke oder Schubkarren voll. Ach, ich weiß genau, warum Adi das macht«, stelle ich fest und sehe zu Liz hinüber. »Weil wir im Hinblick auf die Farben nicht einer Meinung waren. Die Küche war nämlich der einzige Raum, bei dem ich erlaubt habe, ihn weiß zu streichen. Aber selbst da bin ich immer noch der Meinung, dass ein heller Rosaton besser aussehen würde.«
»Da kommt Dampf aus dem Kuhmist«, schreit Jack aufgeregt.
»Na, typisch Jungs …«, lacht Liz. »Ich freue mich auf deine aufregenden Farbzusammenstellungen und würde auch gern mal sehen, was du im Nähkurs so alles im Schilde führst.«
»Da führe ich gar nichts im Schilde«, erwidere ich schnell und merke, wie ich mindestens so rot wie Liz’ Kleid werde. Ich bringe es nicht fertig, irgendwem – nicht einmal Liz –, von meiner Freundschaft zu Chris zu erzählen.
»Aber ich habe eine Jurte voll Kram, den ich genäht habe. Das ist schon fast eine Manie geworden«, antworte ich mit einer hoffentlich nicht allzu aufgesetzt klingenden Fröhlichkeit.
»Eine Jurte voll? Ist das eine neue Maßeinheit?«, lacht Liz.
»Eigentlich ist das mein neues Atelier. Ich hatte Angst, dass Adi sonst wahrscheinlich nicht mehr ins Haus umzieht. Deswegen habe ich in der Jurte alles mit meinem Nähkram in Beschlag genommen.«
Kapitel 18
Farnkrautstich – Der Farnkrautstich ist recht einfach zu arbeiten, da er aus drei geraden Stichen gleicher Länge besteht, die alle von einem gemeinsamen Mittelpunkt ausgehen.
Der Wecker klingelt.
»Es brennt! Das Haus brennt wieder!«, schreie ich und fahre wie von der Tarantel gestochen auf.
Es dauert ein paar Minuten, bis mir klar wird, dass es nirgendwo brennt. Einen Augenblick lang gehen mir wieder diese beängstigenden morgendlichen Gedanken durch den Kopf: Schwitze ich so, weil meine Wechseljahre begonnen haben? Man hört doch immer wieder von Frauen, die schon in ihren Dreißigern in die Wechseljahre kommen.
Ich lasse den Blick durch mein sonnenblumengelbes Schlafzimmer schweifen und muss lächeln. Man bekommt sogleich gute Laune, wenn das Schlafzimmer in der eigenen Lieblingsfarbe angestrichen ist. Die Vorhänge (die gelben Blütenblätter und die karmesinroten und lilafarbenen applizierten Kreise auf einem ganz, ganz hellen türkisfarbenem Hintergrund sind mein ganzer Stolz) sind weit aufgezogen, und ich beobachte, wie Wolken über den weiten Himmel jagen.
Manchmal ist es mir lieber, wenn die Vorhänge geschlossen sind. Dann habe ich das Gefühl, in meinem eigenen Sonnenblumenfeld zu sitzen und nicht etwa in Reedby zu leben, sondern in der Provence. Es ist Morgen, ein Feiertag und Daisy ist noch nicht wach und auf den Beinen. Ich könnte mich also noch einmal eine Weile aufs Ohr legen. Oder versuchen, mich an Adi zu schmiegen.
Aber wo ist Adi? Das Einzige, was sich außer mir noch in meinem Bett befindet, ist eine halb fertig genähte Kette aus Wickelperlen – was meine ganz eigene Bezeichnung für Perlen ist, die allein aus schmalen Stoffstreifen bestehen, die immer wieder um eine Stricknadel gewickelt werden, dann von der Nadel heruntergezogen und mit einem Bouillon-Knoten zusammengehalten werden. Während des Nähens muss ich eingeschlafen sein. Oh nein, ein paar der Knäuelperlen (meine Spezialbezeichnung für zerknüllte und dann zusammengenähte Perlen aus meinen Lieblingsstoffen) fehlen und sind wahrscheinlich auf den Boden gefallen oder irgendwo unter die Bettdecke gerollt.
Ich werfe einen Blick auf den Teppich und unter das Bett. Auf der anderen Bettseite entdecke ich Adi, der auf allen vieren hockt und den Po in die Luft reckt. Rund um sich herum hat er mehrere Heizlüfter aufgebaut, die nun auf Hochtouren laufen. Träume ich das Ganze hier etwa?, frage ich mich.
»Du siehst aus wie Prada«, stelle ich fest.
»Ich soll wie ein Hund aussehen. Dies ist die ›Hundestellung mit Kopf nach unten‹«, erklärt Adi langsam, als sei ich ein Kleinkind.
»Darf man sich dabei unterhalten, während du das hier vorturnst?«, murmele ich.
»Natürlich nicht. Die Atmung ist das A und O. Sanjay sagt, ich muss bei meinen Übungen eben Kompromisse eingehen, weil ich eine Familie habe. Darum bin ich ja schon im Morgengrauen aufgestanden, damit meine Yogaübungen niemanden stören.«
»Und warum trägst du nichts anderes als deine Unterhose?«, frage ich.
»Es ist zu heiß für weitere
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