Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
aussehen. Ich mag keine Reptilien – egal welcher Art sie auch sein mögen.
»Können wir jetzt unsere Schokoladeneier bekommen?«, drängt Lilly.
Jetzt sind wir also nicht nur Besitzer eines Schrebergartens, sondern steigen auch noch in den Viehmarkt ein! Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet.
Kapitel 21
Doppelkettenstich – Dieser Kettenstich wird für besonders kräftige, plastische Sticklinien benutzt. Dieser Effekt entsteht, indem der Faden jedes Kettenstichs durch die beiden vorhergehenden Kettenstiche geführt wird.
In aller Herrgottsfrühe werde ich wach. Wenn mich nicht gerade Adi mit seinen Yogaübungen aufweckt, dann ist es der Hahn, der allen lautstark signalisiert, dass es höchste Zeit wird aufzustehen. Einen Augenblick lang geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich den Gockel ausstopfen und ihn in einen Türstopper verwandeln könnte. Vielleicht gibt es ja eine Verbindung zwischen dem Nähen und der Tierpräparation. Aber vielleicht verwandele ich mich auch einfach nur in eine Frau, die ungewöhnliche Verbindungen zwischen den ausgefallensten Dingen herstellt – wie die arme Lorina, die, eingesperrt in ein Arbeitshaus, nur mit ihren Nadeln und Stoffen von allen möglichen komischen, seltsamen, wunderbaren und unaussprechlichen Dingen erzählt hat.
Heute ist der erste Schultag nach den Osterferien, und wie aufs Stichwort scheint zum ersten Mal seit zwei Wochen die Sonne. Dies verleiht mir das beruhigende Gefühl, dass alles in Ordnung ist. Der Beginn des Schuljahres und die Aussicht eines Neubeginns versetzen mich in eine gespannte Aufregung. Lilly sitzt auf dem Sofa und ist in ihrem rot-weiß karierten Kleid optimal auf das Sommerhalbjahr vorbereitet. Sie hat sich fein gemacht, wie meine Mutter früher immer gesagt hat. Ich beeile mich und packe ihren Schultornister, die Pausenbrotdosen, Daisys Vorschultasche und mein Nähzeug zusammen.
Gott sei Dank fängt der Unterricht am Town & Country College erst nächste Woche wieder an. Somit bleibt mir noch ein wenig Zeit für mich allein. Denn die Ferien sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. In London habe ich mich an den meisten Schulferientagen mit Freundinnen getroffen, während sich die Kinder alle selbst bespaßt haben. Wenigstens habe ich in der geringen Zeit, die mir geblieben ist, viele Dinge nähen können und bin kein kompletter Stubenhocker geworden; denn immerhin habe ich diese Woche zwei Termine in meinem Kalender, und einer davon ist mein Nähkurs – heute.
Ich stürme als Letzte herein, und setze mich an meinen Platz. Der Frühling ist nun endlich da. Zum ersten Mal bullern die schrecklichen Heizkörper nicht in voller Stärke.
Seit der Kunsthochschule habe ich mich bei keinem meiner Kunstprojekte mehr so aufgeregt gefühlt wie jetzt. Beim Sticken und Steppen denke ich nicht so sehr an das Nähen an sich, sondern empfinde es eher als eine Art des Zeichnens (oder sollte ich es wagen, von »Kritzeleien« zu sprechen?) mit dem Nähgarn. Aus meiner geräumigen Patchworktasche (die ich in den Ferien aus recycelten Kleidern und Vorhangstoffresten genäht habe) krame ich Türstopper, Tischsets und Geldbörsen hervor, in denen sich Halsketten und Blüten befinden, mit denen ich Schuhe verzieren möchte. Ich habe nicht nur meine Hausaufgaben gemacht, ich habe mich dabei sogar selbst übertroffen. Dabei komme ich mir wie ein kleines Schulmädchen vor, das auf ein goldenes Sternchen für seine harte Arbeit wartet.
Hannelore kommt zu mir herüber. »Ah, dies hier erinnert mich an Matroschkapuppen.«
Ich lächele sie an, habe aber keine Ahnung, was sie meint.
»Sie wissen schon, diese russischen Puppen, die man ineinanderstecken kann. Jedes Mädchen in Ostdeutschland hatte Matroschkas. Sehen Sie, alles passt ins nächste hinein«, erklärt sie und demonstriert dies, indem sie die Halskette in die Geldbörse stopft, diese dann in die Handtasche und diese wiederum in die Patchworktasche schiebt.
»Ich glaube, ich hatte einen richtigen Lauf«, stelle ich fest.
»Sie sind vom Nähvirus gepackt worden«, entgegnet Hannelore mit ihrem seltsam kehligen Akzent.
»Das muss am Leben auf dem Land liegen«, scherze ich. »Mein Mann ist von seinem Schrebergarten mindestens genauso besessen wie ich vom Nähen.«
»Wissen Sie auch, warum?«
»Weil es Spaß macht, Dinge selbst herzustellen«, antworte ich etwas unsicher, da ich nicht weiß, ob ihre Frage nicht rein rhetorischer Natur gewesen ist.
»Es geht um Kraft und Leistung in
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