Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
vor.
»Ach du meine Güte«, stöhnt Pam. »Als Adi und Tim noch klein waren, hatten wir nie solche Hinweise.«
Wir folgen Lilly in die Jurte, die mit all meinen Stoffen und Tüchern tatsächlich wie ein Zelt aus Tausendundeine Nacht aussieht.
Währenddessen nimmt Adi das Scherengitter der Jurte unter die Lupe und hantiert an der Schwingtür herum, die er mehrmals öffnet und wieder schließt. Dann fährt er mit der Hand liebevoll über den Zeltstoff. Mir kommt dabei der Verdacht, dass er offenbar die Jurte interessanter findet als mich. Ich habe die Schlagzeile der Klatschpresse schon bildlich vor Augen: Mann verlässt Ehefrau für Jurte!
Lilly läuft zum Rand der Jurte und zieht ihr Huhn hinter einem Scherengitter hervor. »Das ist toll, Mummy!«, erklärt sie und streicht über das weiche Federkleid. »Sieh mal, unten ist der gleiche Stoff wie bei euren Schlafzimmervorhängen!«
»Gut beobachtet!«, lobe ich und genieße den Anblick, wie sie das Huhn streichelt.
Noch während ich Adis Hinweise in der Hand halte, fälle ich eine spontane Entscheidung.
»Pam, hier ist dein Hinweis.«
»Oh Laura, das ist doch nicht nötig!«
»Oma, lies den Hinweis vor!«, rufen die Mädchen im Chor.
»Dort, wo ich wohne, ist es zwar sehr gesund, doch es stinkt ein wenig«, liest Pam vor.
»Ich weiß, wo das ist«, ruft Lilly und läuft in die hintere Ecke des Gartens. »Hier, Oma, in Daddys Kuhmisthaufen!«
»Daneben, nicht darin!«, rufe ich erschrocken.
»Bring Oma das Geschenk bitte mit«, bittet Pam Lilly.
»Sieh mal, Oma, du hast das größte Huhn bekommen.«
»Vielen Dank«, bedankt sich Pam und gibt uns allen (Adi ausgenommen) einen Kuss. »Jetzt bin ich aber an der Reihe, euch meine Geschenke zu geben. Folgt mir in die Küche.«
»Prima. Ich sterbe vor Hunger«, erklärt Lilly. Oh je, seufze ich.
»So, meine Mädchen, das hier ist Miss Lilly«, erklärt sie und deutet auf das größere Ding, »und das hier ist Miss Daisy«, während sie nun auf den kleineren der beiden gestrickten Klorollenhüte mit echten Puppenköpfen deutet.
»Das grenzt ja schon an Voodoo«, flüstert mir Adi ins Ohr.
»Pssst!«
»Oma, die sehen ja aus wie die gestrickten Puppen in deinem Badezimmer.« Pam lächelt und scheint sich wirklich zu freuen.
»Nur dass meine Miss Amanda Jane heißt«, fährt Pam fort.
»Jetzt bin ich aber an der Reihe«, erklärt Adi. »Ich habe nur einen einzigen Hinweis auf die Überraschung.«
Was meint er damit, er habe nur einen einzigen Hinweis für uns alle? Ich hatte mich so auf eine leckere Tasse Kaffee und Schokolade gefreut. Vielleicht hat er ein riesiges Osterei für uns alle zusammen gekauft?
»Und wie lautet deine Beschreibung?«, frage ich.
»Wo findet ein Mann in einem Haus voller Frauen Zuflucht?«
Ich will gerade antworten, in der Jurte, als Pam das Wort ergreift.
»Wenn er nach seinem Vater kommt, sollten wir in den Schuppen gehen.«
Wie aufs Stichwort wacht Prada auf, springt aus ihrem Körbchen (das nicht etwa aus Weiden geflochten, sondern aus der alten Kinderwagendecke der Mädchen genäht ist) und folgt uns hinaus in den Schuppen.
Prada kläfft und schnüffelt eifrig an der Schuppentür. »Los Mum, mach die Tür ruhig auf!« Pam öffnet langsam die Tür, hinter der fünf echte Hühner auftauchen. Pam stößt einen spitzen Schrei aus und rennt, so schnell sie kann, wieder ins Cottage zurück, dicht gefolgt von Prada. »Dieses Huhn hier gehört dir«, erklärt Adi und deutet auf ein Huhn, das wie ein Dalmatiner aussieht.
»Danke schön. Ich bin also Cruella de Vil?«, lache ich und schüttele beim Anblick des weißen Huhns mit den vielen kleinen schwarzen Punkten den Kopf.
»In 101 Dalmatiner wollte Cruella aus den Hundewelpen Pelzmäntel machen. Willst du aus den Hühnern Federmäntel machen?«, fragt mich Lilly ganz ernst.
»Du meine Güte, Lilly, so weit habe ich gar nicht gedacht! Im Augenblick frage ich mich nur, wie wir Prada beibringen sollen, sich an die Hühner zu gewöhnen?«
»Welches Huhn gehört mir?«, quengelt Daisy.
»Für die Mädchen gibt es etwas Flauschiges.« Er deutet auf zwei graue, flauschige Küken.
»Die sehen wie kleine Kätzchen aus«, stellt Lilly fest.
»Und für dich?«, frage ich Adi.
»Gelegentlich ein oder zwei Eier. Die Hühner sind zwar nicht die schönsten, aber sie legen viele Eier«, erklärt er und beobachtet ein schwarz-grau gesprenkeltes Huhn, das eindeutig älter ist als die anderen und dessen Federn ausgesprochen reptilisch
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