Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
überhaupt
nichts, dann löste sich gurgelnd ein flacher italienischer Sportwagen aus dem
Verkehr und parkte neben meinem Mietauto.
    Ein
Mädchen stieg aus und ging ohne Eile auf die Bar zu. Es trug eine giftgrüne
Schildmütze, einen weit ausgeschnittenen Pullover und enge Leinenjeans.
Tizianrote Haare quollen unter der Mütze hervor und fielen bis zur Hälfte des
Rückens. Sie war klein, und die großen Brüste hüpften munter unter dem engen
Pulli. Ich brauchte nicht erst das Foto aus meiner Brieftasche zu holen, um sie
zu identifizieren.
    Als
sie die Bar betrat, blieb den Fernfahrern der Mund offenstehen, bis sie an
meinem Tisch angekommen war.
    »Mr.
Boyd?« Ihre Stimme war sinnlich und voll erotischer Untertöne.
    »Der
bin ich«, sagte ich.
    »Joe
Hill hat mich gebeten, sich hier mit Ihnen zu treffen.« Sie zog sich einen
Stuhl zurecht und setzte sich mir gegenüber hin. Ich erkannte jede Einzelheit
des Fotos wieder: das nichtssagende Gesicht, die leicht aufgeschwemmten Wangen,
den trägen Schmollmund, die Stupsnase. Die Augen waren eher graugrün als
blaugrau, aber die Gerissenheit war immer noch da.
    »Ist
er wieder mal gestorben, weil er seine Verabredungen nicht einhält?« fragte
ich.
    »Nichts
Ernstes, Mr. Boyd.« Sie lächelte und bekam Grübchen, aber ich wollte instinktiv
nichts mit ihr zu tun haben. »Bestellen Sie mir etwas zu trinken, während ich
Ihnen die Geschichte erzähle? Autofahren ist in diesem Klima eine sehr trockene
Angelegenheit.«
    »Was
hätten Sie denn gern?«
    »Ein
Bier.« Lange Wimpern flatterten. »Ich trinke nicht besonders viel, Mr. Boyd.
Irgendwie komme ich einfach nicht dazu, weil es so viele andere Vergnügen gibt,
die auf mich warten.«
    Ich
drehte mich nach dem Barkeeper um und stellte fest, daß ich meine Augen
durchaus nicht anzustrengen brauchte. Er stand gleich neben dem Tisch und fraß
den Rotkopf Gramm für Gramm mit den Augen auf.
    »Ein
Bier für die Dame, und noch einen Bourbon für mich«, sagte ich.
    Er
gab ein Grunzen von sich, das ich für Zustimmung zu halten beschloß, und
watschelte langsam weg.
    »Joe
bittet mich, ihn zu entschuldigen«, sagte die Rothaarige. »Immer wieder wird er
von Leuten aufgehalten.«
    »Ja,
ja, das kann ich mir denken«, sagte ich. »Wahrscheinlich versucht der
Totengräber, seine Rechnung zu kassieren.«
    »Sie
machen sich über mich lustig, Mr. Boyd.« Ihre Unterlippe schmollte mich
vorwurfsvoll an. »Ich versuche, ernsthaft mit Ihnen zu reden, und Sie machen
sich nur lustig.«
    »Was
schlägt der gute alte Joe denn vor?« fragte ich. »Vielleicht eine neue
Verabredung, morgen oder übermorgen?«
    »Er
möchte Sie zum Abendessen einladen«, sagte sie. »Wir sollen uns hier ein
bißchen zusammensetzen, er will in der Zwischenzeit nach Hause fahren und sich
umziehen. Sind Sie damit einverstanden, Mr. Boyd?
    »Klingt
ja ungeheuer vielversprechend«, sagte ich. »Aber können Sie denn nach zwei Glas
Bier noch fahren?«
    »Jetzt
machen Sie sich schon wieder über mich lustig.«
    Der
Barkeeper brachte die Gläser und zog sich widerwillig zurück. Jedesmal, wenn
ich den linken Arm an den Körper drückte, spürte ich den .38er in meiner
Achselhöhle, und das hätte mir ein Gefühl von Sicherheit geben sollen.
Irgendwie, und ich konnte mir nicht erklären, weshalb, hinterließ es aber nur
ein kaltes Fragezeichen in meinem Magen.
    »Wo
essen wir denn?« fragte ich. »Bei Joe zu Hause?«
    Sie
nickte. »Es ist nur zwei Meilen von hier. Es wird Ihnen gefallen, Mr. Boyd. Joe
hat Geschmack, und die Einrichtung ist sehr elegant.«
    »Nur
wir drei?« fragte ich.
    »Nur
wir drei«, sagte sie kehlig. »Vielleicht können es später, wenn Sie mit Ihren
Gesprächen fertig sind, wieder zwei werden, falls Sie Interesse haben.«
    »Willie,
Walt und Fay haben heute abend Besseres zu tun?«
    Sie
starrte mich total überrascht an. »Willie, Walt und wer, Mr. Boyd?«
    »Schon
gut«, brummte ich. »Sagen Sie doch Danny zu mir.«
    »Fein.«
Wieder Grübchen. »Vielen Dank, Danny.«
    »Und
ich werde Pattie zu Ihnen sagen.«
    »Pattie?«
Diesmal schaute sie noch überraschter drein.
    »So
heißen Sie doch, oder?«
    »Wie
kommen Sie denn darauf?«
    Ich
nahm das Foto aus der Brieftasche und zeigte es ihr. Ihr mimisches Repertoire
schien erschöpft zu sein, denn sie saß einfach nur da und starrte das Bild an.
    »Pattie
Bailey«, sagte ich. »Vor dem Gesetz, meine ich.«
    »Dann
bin ich halt Pattie Bailey«, sagte sie. »Na und?«
    »Und
was ist aus Willie

Weitere Kostenlose Bücher