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Ein Cowboy für Bille und Zottel

Ein Cowboy für Bille und Zottel

Titel: Ein Cowboy für Bille und Zottel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Kommando vorwärts zu gehen und stehen zu bleiben, hatten ihn mit der Longe vertraut gemacht und täglich mit ihm trainiert. Eine mühevolle Arbeit – Bille ahnte daß es noch lange dauern würde, bis sie die nötige Geduld für eine solche Aufgabe aufbrächte.
    Troilus versuchte immer wieder, in kleinen Bocksprüngen — seitlich auszubrechen, aber Herr Tiedjen saugte sich mit den Schenkeln fest an den Körper seines Pferdes an und spürte jede Bewegung im voraus. Bille wagte kaum zu atmen, um das innere Zwiegespräch zwischen Reiter und Pferd nicht zu stören.
    Nach zehn Minuten hielt Herr Tiedjen an, lobte Troilus mit leiser Stimme und stieg aus dem Sattel.
    „Genug für heute. Willst du ihn rüberbringen? Anschließend möchte ich noch eine halbe Stunde mit Sinfonie arbeiten, mach sie inzwischen fertig, ich muß noch mal ins Büro.“
    „In Ordnung.“
    Bille kletterte von ihrem Sitz in die Bahn hinunter und nahm Troilus am Zügel. Er war naß vor Schweiß, und seine Flanken bebten, der Ritt mußte ihn furchtbar aufgeregt haben — trotz der Ruhe, die von Herrn Tiedjen ausging.
    „Ich werde ihn noch ein bißchen führen, bis er trocken ist , schlug Bille vor. „Und dann tüchtig abrubbeln.“
    „Natürlich.“ Herr Tiedjen lächelte. „Es ist mir schon so selbstverständlich geworden, daß du das machst, daß ich es gar nicht mehr erwähne.“
    Er strich Bille über den Kopf und sah sie nachdenklich an. Dann wandte er sich schnell um und ging hinaus.
    Bille führte Troilus auf dem Hufschlag herum und klopfte ihm anerkennend den Hals.
    „Fein hast du das gemacht, mein Junge, ich bin stolz auf dich! Warte nur ab, bald gehst du unterm Sattel wie ein alter Profi.“
    Hoffentlich heißt es dann nicht bald Abschied nehmen für uns zwei, dachte sie. Der größte Teil des Nachwuchses aus dem Stall von Groß-Willmsdorf wurde mit drei oder vier Jahren verkauft. Die Pferde, die offensichtlich das Zeug zu .einem erfolgreichen Turnierpferd hatten, durften länger bleiben und wurden von Herrn Tiedjen persönlich im Springen ausgebildet. Und wenn sie außergewöhnlich begabt waren, dann durften sie für immer bleiben.
    Hans Tiedjen war kein großer Pferdezüchter — Und schon gar keiner, der systematisch vorging. Das Gefühl und sein persönlicher Kontakt zu einem Pferd spielten eine große Rolle. Er mußte Freundschaft zu einem Pferd empfinden, und das Pferd mußte diese Freundschaft erwidern, dann war es sicher, daß er es niemals hergeben würde, auch wenn seine Leistungen hinter den anfänglichen Erwartungen zurückblieben.
    So ein Fall wie Iris zum Beispiel, die hübsche, zierliche Rappstute, von deren Sprungkraft und Schnelligkeit sich Herr Tiedjen große Erfolge versprochen hatte. Aber es war ihm bei aller Geduld und Liebe nicht gelungen, ihre Schreckhaftigkeit und Nervosität abzubauen. Iris wurde hysterisch, sobald sie vor einem größeren Publikum erschien, jeder Applaus, jedes „Ah“ und „Oh“ von den Rängen brachte sie so durcheinander, daß sie alles vergaß, was sie gelernt hatte.
    Herr Tiedjen liebte sie deshalb nicht weniger. Sie durfte bleiben und sich künftig ganz ihren Mutterfreuden widmen. Und ihr Sohn Irrlicht war nun schon anderthalb Jahre alt und galoppierte auf langen Beinen über die Koppeln, mit seinem Altersgenossen San Francisco um die Wette.
    Ähnlich war es mit Sinfonie. Auch sie war in diesem Jahr in den Stall der Pferdemütter umgezogen. Und wenn sie auch noch regelmäßig von Herrn Tiedjen geritten wurde, ihre Turnierkarriere war beendet.
    Jetzt hatte Herr Tiedjen nur noch zwei Pferde, die auf dem
    Höhepunkt ihres Könnens auf den internationalen Parcours mit ihren Siegen glänzten: Nathan und Feodora.
    „Wird dringend Zeit, daß der Nachwuchs herankommt“, sagte Bille zu Troilus und zupfte ihn zärtlich an der Mähne. „Also streng dich an ! In drei, vier Jahren kannst du soweit sein! Wir erwarten große Dinge von dir! Na komm, es wird Zeit.“
    Bille brachte Troilus in seine Box, versorgte ihn und ging zu Sinfonie hinüber, um sie zu satteln. Draußen war es inzwischen dunkel geworden, im sanften Licht der Lampen wirkte der Stall behaglich wie eine Wohnstube. Jedenfalls empfand Bille es so, für sie gab es auf der ganzen Welt keinen schöneren Platz als so einen Pferdestall, der erfüllt war von leisem Schnauben, dunklem Wiehern und fröhlichen Zurufen.
    Hubert und der alte Petersen brachten Säcke mit frischem Hafer vom Speicher und füllten die Futterkiste auf. Karlchen

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