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Ein Cowboy für Bille und Zottel

Ein Cowboy für Bille und Zottel

Titel: Ein Cowboy für Bille und Zottel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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die Brust, daß er hintenüber auf den Sessel fiel. „Nur die Knie sind noch aus Kaugummi.“ Frau Engelke hatte ein besonders leckeres Abendbrot angerichtet. Zartrosa Schinken und Salami neben hausgemachter Leberpastete, kalter Braten, gegrillte Hühnerbrust, eine Platte voller Rührei mit Räucheraal, Tomaten, Radieschen und ein großes Holzbrett mit allen möglichen Käsesorten darauf. Daneben stand ein Korb mit frisch gebackenem Bauernbrot.
    Tom seufzte. Ihm fehlte es immer noch am rechten Appetit. „Nun eßt tüchtig“, mahnte Herr Tiedjen, „damit ihr wieder zu Kräften kommt.“
    Bille zwinkerte Tom zu, als sie sich den Teller vollpackte und sah, wie er zögernd nach einer Tomate griff.
    „Wie Sie sehen, esse ich tüchtig, damit Tom wieder zu Kräften kommt. Aber ich weiß ein gutes Mittel: Flößen Sie ihm ein Glas von Ihrem guten Rotwein ein, dann kriegt er sofort Hunger! Das hat Onkel Paul mit mir auch mal gemacht.“
    „Das ist eine gute Idee. Für das, was ich mit euch besprechen möchte, ist ein Schluck Wein gerade der richtige Begleiter.“
    Als Herr Tiedjen mit der Flasche zurückkam und drei Gläser einschenkte, sah Tom seinen Vater von der Seite an.
    „Weißt du, was mich unheimlich stört, Daddy?“
    „Na?“
    „Daß Bille dich noch immer mit ,Herr Tiedjen“ anredet. Warum kann sie nicht ,du“ zu dir sagen? Und ,Hans“ oder meinetwegen ,Onkel Hans“ oder ,Daddy“ — wie du willst. In Amerika ist das alles viel einfacher.“
    „Du hast ganz recht. Eigentlich hat es mich auch schon lange gestört. Einverstanden, Bille?“ Herr Tiedjen reichte Bille das Glas.
    „Und ob! Prost Daddy!“
    „Super. Diese schwere Arbeit hat mir direkt Appetit gemacht. Gib mir das Brot rüber, und das Rührei bitte auch gleich.“
    Tom schien wirklich plötzlich einen Bärenhunger bekommen zu haben, er futterte drauflos, als müsse er alles Versäumte auf einmal nachholen.
    „Du wolltest doch etwas mit uns besprechen“, sagte er schließlich. „Worum dreht sich’s?“
    „Um dieses Haus.“ Herr Tiedjen faltete seine Serviette zusammen und schob den Teller beiseite. Dann nahm er einen tiefen Schluck aus seinem Glas, ließ den Wein genießerisch über die Zunge laufen und schmeckte ihn mit Kennermiene nach.
    „Um dieses Haus? Machen Sie’s — äh — mach’s doch nicht so spannend!“ sagte Bille und griff schnell noch einmal in den Brotkorb. „Nur noch ein halbes Stückchen“, murmelte sie entschuldigend.
    Herr Tiedjen atmete wie vor einem schweren Entschluß noch einmal tief ein und richtete sich auf.
    „Ja, um dieses Haus. Ich möchte hier ausziehen.“
    „Ausziehen?“ Tom und Bille riefen es wie aus einem Mund.
    „Schaut nicht so entsetzt. Nicht aus Groß-Willmsdorf. Nur aus diesem riesigen alten Kasten. Jetzt, wo Tom hier ist, da ist es mir erst richtig klargeworden, wie ungemütlich so ein großes leeres Haus für eine kleine Familie ist. Ich habe mich neulich in der Stadt mit einem befreundeten Architekten zusammengesetzt und mir eine neue Wohnung entwerfen lassen. Mal sehen, was ihr davon haltet.“
    Herr Tiedjen stand auf und ging zum Schreibtisch.
    „Macht mal ein bißchen Platz auf dem Tisch“, sagte er und kam mit einem Plan zurück, den er auf dem Eßtisch ausbreitete. „Wie gefällt euch das?“
    „Hm...“ Tom und Bille beugten sich über das Papier und studierten die Schriftzeichen. „Schlafzimmer, Bad, noch ein Schlafzimmer mit Bad, Gästezimmer, Wohnzimmer mit Eßecke, Küche, Studio, oh, und ein riesiger Balkon, schön! Aber wo soll das hin?“
    „Über den Pferdestall. Ich will den alten Speicher ausbauen lassen, er wird ohnehin nicht mehr benutzt. Nach Südosten haben wir dann einen schönen Blick zum Park hinüber und über die Felder. Hier — seht ihr — kommt ein überdachter Außenaufgang hin* auf dem man nach oben gelangt. Das Studio liegt direkt unter dem Giebel — es bekommt ein Atelierfenster, und auf der anderen Seite wird eine kleine Extra-Wohnung für Frau Engelke entstehen. Na, wie gefällt es euch?“
    „Toll! Das wird eine richtig gemütliche Bude. Es muß herrlich sein, mit den Pferden unter einem Dach zu wohnen!“ schwärmte Bille.
    „Und ich kann von meinem Fenster aus nach Peershof hinübersehen“, sagte Tom grinsend. „Wenn ich Bettina ein Zeichen geben will, werde ich Leuchtkugeln abschießen oder eine bunte Flagge hissen.“
    „Wie wär’s mit Brieftauben?“ meinte Bille kichernd.
    „Der Umbau wird natürlich recht aufwendig und

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