Ein Dackel in der Schultüte
Osterei dahinter.«
»Ein Osterei?«, wiederholt Sophie verständnislos. »Was für eines? Ein rotes? Oder ein grünes?«
»Ein weißes«, sagt Maxi ungeduldig.
Sophie malt ein Osterei. Die Kreide quietscht. Ich halte mir die Ohren zu. Leo knurrt: »Ich fahre gleich aus dem Fell! Das Quietschen hält ja kein Hund aus, Otto.«
Ich kneife wieder mein linkes Auge zu. »Hast recht, Leo.«
Das Osterei ist riesengroß. Sophie malt es mit roter Kreide an. Dann tupft sie blaue Punkte in die rote Farbe. »So«, sagt sie. »Das ist mein Osterei. Ist es nicht schön?«
Jonas lacht. »Für ein Osterei ist es schön genug. Aber es soll doch ein O sein, Sophie. Kannst du noch kein O schreiben?«
Er stellt sich vor die Tafel und schreibt mit weißer Kreide ein O. »So sieht das O aus, Sophie. In meinem Namen ist auch ein O. Schau mal!«
Jonas schreibt JONAS.
»Woher soll ich wissen, wie ein blödes O aussieht?«, verteidigt sich Sophie. »Schon vergessen? Ich bin noch nicht mal einen Tag in der Schule!«
»Mensch, Sophie, »ruft Maxi. »Sogar unser Otto kann ein O schreiben! Und Otto ist ein Dackel!«
Ich springe auf. Und bin mächtig stolz. Auf meine besten Freunde, die mir gezeigt haben, wie ich ein O in den Sand drücken kann!
»Das glaube ich nicht«, schimpft Sophie. »Ein Hund kann nicht schreiben. Schon gar nicht euer blöder Dackel!«
Jetzt reicht es mir aber – ich muss einfach protestieren! Und bevor ich noch weiß, was ich tu, öffne ich die Schnauze ….
»Jauuuul ….! Wufff!«
Leo knurrt mich an: »Du Hund, du blöder!«
Da – da kapier ich erst, dass ich mich verraten habe.
Im Klassenzimmer ist es totenstill.
Aber dann höre ich Schritte. Menschenschritte. Merke, dass sich Leo neben mich stellt. Mein zweitbester Freund will mich beschützen. Aber – da wird der Papierkorb beiseitegerückt. Ich mache mich klein. Kleiner geht’s nicht.
Mein Hundeherz klopft wie verrückt. Ich will fliehen. Nur weg von hier!
Vergebens …
Ein Problem
»Ein Hund!«
»Ein Hundebaby!«
»Nein! Ein Dackel!«
»Wie süüüüß!«
»Niedlich!«
»Darf ich ihn streicheln, Frau Wurster!«
»Beißt der Köter?«
»Wem gehört der Hund?«
»Wie ist er ins Klassenzimmer gekommen?«
»Seit wann ist er hier?«
»Leo hat nicht gebellt, Emil!«
Ein ganz kleines bisschen mache ich die Augen auf. Sehe nur Gesichter. Die Kinder stehen um mich herum. Schauen auf mich herunter. Strecken die Hände aus. Wollen mich streicheln – NEIN!!!
Ich, Otto Weißpfote, bin ein mutiger Hund. Ich springe auf. Mein Fell sträubt sich. Recke den Schwanz in die Luft. Reiße den Rachen auf. Fletsche die Zähne. Knurre.
»Das ist ja Otto«, sagt Max verwundert und schiebt die Kinder beiseite. »Maxi, hast du das gesehen? Es ist unser Otto Weißpfote!«
Maxi kniet sich hin. Nimmt mich auf den Arm. Drückt mich an sich. Streichelt mich. Köstlicher Knochen – das tut gut!
»Otto! Wo kommst du denn her?«, fragt sie und krault mich hinter den Ohren.
Ich liebe es, wenn mich meine besten Freunde hinter den Ohren kraulen. »Hrrrrmmmm.«
»Mensch, Maxi! Otto hat sich nicht einsperren lassen!« Max lacht. »Du bist ausgerissen und uns gefolgt, stimmt’s, Otto?«
»Weil du uns beschützen wolltest, Otto?«, fragt Maxi.
»Wufff!«
»Allerbeste Freund lassen sich eben nicht im Stich«, sagt Max stolz. »Otto, du bist ein toller Hund!«
»Ich habe recht gehabt, Frau Wurster«, sagt Anna zufrieden. »Ein zweiter Hund ist im Klassenzimmer.«
»Ich hab gehört, wie er gebellt hat!«, ruft Ernestine.
»Und ich hab gesehen, wie sich der Papierkorb bewegt hat. Wo ein Papierkorb doch keine Beine hat«, meint Anna. »Aber du hast kein Hundebaby gesehen, sondern einen Dackel, Clara.«
»Neben dem großen Leo ist der Dackel eben babyklein«, verteidigt sich Clara. »Was machen wir jetzt mit dem Hund, Frau Wurster?«
Ich öffne die Schnauze und lache übers ganze Dackelgesicht. »Wuuuf!«
Das heißt: Jetzt hat Frau Wurster ein Problem.
Leo klopft mit dem Schwanz auf den Boden: »Wirst schon sehen, Otto. Frau Wurster ist eine gute Lehrerin, die kommt nicht auf den Hund. Wetten?«
»Tja«, sagt Frau Wurster. »Wie schön, dass ich nicht nur Kinder, sondern auch zwei Hunde am ersten Schultag unterrichten darf.« Sie klatscht in die Hände. »Dann wollen wir mal weitermachen. Max, hast du nicht gesagt, euer Dackel könne das O schreiben?«
Ach du lieber Knochen! Was höre ich? Was haben mir Max und Maxi, die Großsprecher, die Angeber, da
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