Ein Dackel in der Schultüte
»Schnauze!«
Leo sinkt auf den Boden. Legt den Kopf auf die Pfoten. Schließt die Augen. Ist beleidigt.
Emil setzt sich neben ihn. Krault ihn hinterm Ohr. »Der Otto hat es nicht böse gemeint«, verteidigt er mich. »Er ist da in was ganz Blödes reingerutscht, verstehst du, Leo?«
Leo nimmt keine Notiz von Emil. So beleidigt ist er.
Maxi stellt das Eimerchen vor mich. »Hier, Otto Weißpfote!«
Leo springt auf. Ist mit einem Satz neben mir. Drängelt mich beiseite. Hängt seine Zunge in den Eimer. Schlabbert.
Das gibt’s doch nicht, denke ich und zwicke ihn ins Bein. Wegschieben kann ich Leo nicht. Der Hund ist zu groß für mich. »Wau!«, belle ich empört.
»Lass ihn doch«, sagt Emil zu mir. »Mein Freund hat Durst.« Er will mich streicheln.
Ich schnappe nach seiner Hand. »Na und?«, knurre ich wütend. »Um deinen Leo geht es doch nicht! Jetzt geht es um mich und um meine besten Freunde! Sollen wir die Wette verlieren? Kommt nicht in Frage, Emil!«
Die Kinder lachen über Leos lange Zunge. »Och, seht mal«, sagt Ernestine mitleidig. »Der große Hund ist ja fast verdurstet! Jetzt hat er den Eimer schon leer getrunken.«
Ich renne zu Maxi und stupse ihr Bein an. »Wufff!«
»Schon klar, Otto Weißpfote. Ich fülle den Eimer wieder.«
»Jauuul …!«
»Kinder«, sagt Frau Wurster energisch. »Die Hunde sollen ihren Durst stillen. Aber dann kommt der Eimer wieder in den Schrank. Und wir machen weiter. Die Sache mit der Wette vergessen wir.«
»Nein«, sagt Max.
»Nein«, sagt auch Maxi.
»Wufff!«, protestiere ich so laut ich kann.
»Nein?«, wiederholt Frau Wurster. »Was soll das heißen?«
»Nein heißt nein«, erklärt Anton, der Fußballer. »Ist doch klar, Frau Wurster. Nein bedeutet so viel wie: Dir zeig ich die rote Karte.«
Da sagt Frau Wurster: »Im Klassenzimmer bestimme ich. Nur dass das klar ist, Kinder.«
»Schon«, sagt Maxi. »Aber der Bruno hat gesagt, unser Otto sei ein dummer Hund. Das stimmt nicht, Frau Wurster. Er kann das O schreiben! Warum darf er nicht zeigen, was er kann?«
»Bitte, Frau Wurster!«, betteln die Kinder.
»Also gut, wenn euch die Sache so wichtig ist«, sagt Frau Wurster. »Aber egal, wie die Wette ausgeht: Morgen bleiben eure Tiere zu Hause.«
Bruno starrt finster vor sich hin. »Okay. Die Süßigkeiten will ich aber haben!«
»Nur wenn du die Wette gewinnst, Bruno«, sagt Maxi. »Eines sag ich dir: Die gewinnst du nicht.«
»Abwarten«, knurrt Bruno.
Ein Held
Im Klassenzimmer ist es totenstill. Nur Leo schnauft laut und tut so, als würde er schlafen.
Tut er aber nicht; ich seh, wie er blinzelt.
Volle Futterschüssel – ich bin furchtbar aufgeregt. Aber ich weiß, was ich zu tun habe.
Also stupse ich Max ans Bein. Er schaut zu mir herunter. Ich drehe den Kopf zur Tafel. Hechle. Klopfe mit dem Schwanz auf den Boden. Los geht’s, heißt das.
Max versteht mich. Er schiebt den Eimer näher.
Maxi kniet sich neben mich.
Und ich … Ich hebe meine rechte Pfote.
Tauche sie ins Nass.
Ziehe sie heraus.
Sehe: Wasser tropft auf den Boden.
Öffne die Schnauze.
Knurre leise: »Maxi, schnell! Jetzt bist du dran.«
Maxi hebt mich hoch.
Geht zur Tafel.
Hält mich hoch.
Höher. Noch höher …
Und ich …
Ich zieh die Krallen ein.
Strecke das Bein aus.
Und:
Drück meine Pfote auf die grüne Fläche.
Sehe ein O.
Ein wunderschönes O.
Setze ein zweites O daneben.
»Ohhhh!«, sagen die Kinder. »Ein O! Der Hund hat ein O auf die Tafel gemalt! Das ist eine tolle Sache, was?«
Ich lächle Maxi an. Lecke ihr übers Gesicht. »Gut gemacht, was?«
Maxi drückt ihre Wange an meinen Kopf. Flüstert mir ins Ohr: »Otto Weißpfote, du bist ein Held.«
»Knackig knuspriger Knochen! Ich kann doch meine besten Freunde nicht im Stich lassen.«
»Der Bruno wäre ausgeflippt!«
»Eben. Deshalb mussten wir die Wette gewinnen.«
Maxi setzt mich auf dem Boden ab. Max krault mich hinter den Ohren. Stellt sich dann vor die Tafel. Zeigt auf das eine O und auf das andere O.
»Na? Haben wir die Wette gewonnen?«
»Klar. Es sind zwei O«, erklärt Jonas bestimmt. »Siehst du das auch, Bruno?«
Bruno sagt nichts.
»Frau Wurster«, wendet sich Jonas an die Lehrerin. »Das sind zwei O, stimmt’s?«
»Na ja«, sagt Frau Wurster. »Ich weiß nur nicht …«
»Morgen kommen wir mit unseren Tieren!«, singt Sophie und tanzt herum. »Morgen kommen wir mit unseren Tie-ta-tieren zur Schu-hu-hule!«
»Ja!«, rufen die Kinder. »Frau Wurster! Sagen Sie
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