Ein Dämon auf Abwegen
Augen.
»Aahz!« keuchte ich los. »Der hat vielleicht eine Aura! Dieser Mann strahlt die Magik nur so aus! Gegen jemanden mit solcher Macht bin ich hilflos.«
»Möglicherweise gibt es noch eine andere Erklärung, Junge«, murmelte Aahz. »Vielleicht trägt er einen Tarnungszauber wie wir.«
»Meinst du wirklich?« fragte ich hoffnungsvoll.
»Na ja«, antwortete mein Mentor mit gedehnter Stimme, »er trägt immerhin einen Dolmetschanhänger, genau wie wir. Da ist es sehr wahrscheinlich, daß er auch nicht aus dieser Dimension ist. Abgesehen davon kommt mir seine Stimme irgendwie bekannt vor.«
»Wenn ihr Platz nehmen wollt, meine Herren«, sagte unser Gastgeber und zeigte auf die Stühle. »Vielleicht hättet ihr die Güte, mir mitzuteilen, weshalb ihr mich zu sprechen wünscht.«
»Nicht so schnell«, mahnte Aahz und hob abwehrend eine Hand. »Wir sind es gewohnt, zu wissen, mit wem wir es zu tun haben. Könntet Ihr uns wohl den Gefallen tun, Eure Tarnung abzulegen, bevor wir anfangen?«
Der Magiker wandte den Blick ab und zappelte nervös umher. »Dann habt ihr es also gemerkt, wie?« murrte er. »Das paßt. Wie ihr wahrscheinlich bereits erraten habt, bin ich noch ziemlich neu in diesem Beruf. Ganz und gar nicht von eurem Niveau, wenn ihr wißt, was ich meine.«
Eine Woge der Erleichterung durchflutete mich, aber Aahz blieb ungerührt.
»Nehmt doch einfach die Tarnung ab, hm?« drängte er.
»Oh, na schön«, seufzte unser Gastgeber und fummelte in seiner Tasche herum.
Wir warteten geduldig, bis er gefunden hatte, was er suchte. Dann begannen seine Konturen zu verschwimmen ... sein Körper wurde größer und fülliger ... bis wir schließlich sahen ...
»Hab ich's mir doch gedacht!« rief Aahz triumphierend.
»Ganzfix!« keuchte ich.
»Das ist mir aber wirklich peinlich«, grollte der ehemalige Dämonenjäger und plumpste auf seinen Stuhl.
10
Alte Helden sterben nie sonst gab's ja keine Fortsetzungen.
J. Cotton
Rein äußerlich hatte sich Ganzfix seit unserer ersten Begegnung nicht verändert. Noch immer war er hochgewachsen, mit langen Gliedmaßen und sehr muskulös, noch immer sah er so aus, als würde er sich schwertschwingend in einem Panzer wohler fühlen als hier in seiner Magikerrobe Wein nippend. Aber nun waren wir schon mal hier zu einer Konferenz versammelt, die nur wenig mit der förmlichen Befragung gemein hatte, auf die ich mich ursprünglich eingestellt hatte. »Ich hatte schon befürchtet, daß ihr beide kommen würdet, als mir klar wurde, daß es Tanda war, die die Wachen gefangengenommen hatten«, knurrte der ehemalige Dämonenjäger. »Befürchtet?« Ich furchte ehrlich verwirrt die Stirn. »Warum solltest du dich denn vor uns fürchten?«
»Ach, komm schon, Junge.« Ganzfix lächelte bitter. »Ich weiß es ja zu schätzen, daß du meine Gefühle schonen willst, aber die Wahrheit ist doch wirklich zu offensichtlich. Gegen eure magischen Fähigkeiten sind meine keinen Pfifferling wert. Ich weiß ganz genau, daß ihr mir jetzt, da ihr hier seid, meinen Posten mühelos wegnehmen könnt. Entweder so, oder ihr macht mich vor meinen Arbeitgebern lächerlich, so daß sie mich auf der Stelle feuern.«
»Aber das ist doch albern!« rief ich ziemlich empört. »Hör mal Ganzfix, ich verspreche dir, daß wir dir weder deine Stellung wegnehmen noch dich lächerlich machen werden, solange wir hier sind.«
»Wirklich?« fragte Ganzfix und seine Miene hellte sich merklich auf.
»Bist du nicht ein bißchen voreilig mit deinen Versprechungen, Kind?« unterbrach mich Aahz warnend.
»Ach, komm schon, Aahz!« Ich schnitt eine Grimasse. »Du weißt doch ganz genau, daß wir nicht deswegen hier sind.«
»Aber Kind ...«
Ich ignorierte ihn und wandte mich an Ganzfix.
»Ich verspreche es dir, Ganzfix. Wir klauen dir keinen Job und werden nichts tun, was deine Stellung gefährden könnte. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe nämlich bereits eine Anstellung als Magiker. Es wundert mich, daß Tanda dir das nicht erzählt hat.«
Merkwürdigerweise entspannte sich Ganzfix nicht, sondern wirkte noch beunruhigter und wich meinem Blick aus.
»Weißt du, Junge«, murmelte er unbehaglich, »Tanda hat überhaupt nichts mehr gesagt, seit man sie in meine Obhut gegeben hat.«
»Sie hat nichts gesagt?« fragte ich verwundert. »Das ist aber komisch! Normalerweise besteht das Problem doch eher darin, sie am Reden zu hindern.«
»Ganz genau.« Ganzfix lachte freudlos. »Nur daß sie diesmal ... na ja, sie
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