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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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uns dem Tor immer mehr näherten, wuchs meine Unruhe und meine Entschlossenheit geriet ins Wanken.
    »Ahhhh ... soll ich die Tarnung der Trophäe ändern?« fragte ich vorsichtig.
    »Nein«, lautete die brüske Antwort, »aber du könntest uns ein bißchen verschmieren.«
    »Uns verschmieren?« Ich blinzelte.
    »Ein bißchen Schmutz und Blut auf die Uniformen«, erklärte Aahz. »Gerade genug, damit es so aussieht, als hätten wir an Kampfhandlungen teilgenommen.« Ich wußte zwar nicht, welche Karte er damit aus dem Ärmel ziehen wollte, beeilte mich aber, unsere Tarnung zu modifizieren. Das ist übrigens gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Versuchen Sie mal, die Augen zu schließen und sich in allen Einzelheiten schmutzige Uniformen vorzustellen, während Sie im Laufschritt die Straße entlangrennen. Zum Glück war ich durch das Zusammenleben mit Aahz darin geübt, unter hoffnungslosen Bedingungen arbeiten zu müssen, deshalb schaffte ich es, wenn auch knapp, bis das Tor in Sichtweite kam.
    Als Belohnung für diese Leistung machte sich der Posten gar nicht erst die Mühe, uns direkt anzusprechen. Er starrte uns lediglich einen Augenblick lang an, dann schrie er nach dem wachhabenden Offizier.
    Bis der erschienen war, waren wir bereits so nahe herangekommen, daß wir seine Zähne zählen konnten, als sein Unterkiefer herunterklappte.
    »Was ist hier los?« fragte er schließlich, nachdem er seine Fassung zurückgewonnen hatte.
    »Straßenkämpfe«, keuchte Aahz in sehr realistischer Imitation eines müden Kriegers. »Sie brauchen eure Unterstützung. Wir sind die Ablösung.«
    »Unsere Ablösung?« Der Offizier runzelte die Stirn.
    »Aber dieser Mann da ist doch bewußtlos, und ihr beide seht auch nicht gerade ... Straßenkämpfe, sagst du?«
    »Für den Wachdienst am Tor sind wir noch kräftig genug«, beharrte Aahz und richtete sich matt auf. »Hauptsache, wir können ein paar kampffähige Männer mehr einsetzen.«
    »Was sind das für Kämpfe?« schrie der Offizier und unterdrückte mit Mühe den Impuls, Aahz wachzurütteln.
    »Ein Aufstand«, erklärte mein Ausbilder mit klimpernden Wimpern. »Die Buchmacher haben die Wettquoten für den Krieg geändert und wollen die vorher getätigten Wetten nicht mehr einlösen. Es ist grauenhaft.«
    Der Offizier erbleichte und wich zurück, als hätte ihn jemand ins Gesicht geschlagen. »Aber das heißt ja ... ich habe meine gesamten Ersparnisse auf den Kriegsausgang verwettet. Das können die doch nicht machen!«
    »Du solltest dich beeilen«, ermahnte Aahz ihn.
    »Wenn der Mob die Buchmacher bei lebendigem Leibe zerreißt, bekommt niemand mehr sein Geld zurück.«
    »Mir nach! Alle Mann!« schrie der Offizier, obwohl das gar nicht mehr nötig war. Die Wachen waren bereits unterwegs. Anscheinend war der Offizier nicht der einzige, der den Buchmachern sein Geld anvertraut hatte.
    Der Offizier eilte ihnen nach, blieb dann aber plötzlich stehen, um uns mit einem anerkennenden Blick zu mustern.
    »Ich weiß nicht, ob du dafür eine Auszeichnung bekommen wirst«, verkündete er grimmig, »aber ich werde es dir nicht vergessen. Mein persönlicher Dank ist dir gewiß.«
    »Keine Ursache, Dämlack«, murmelte Aahz, als der Mann davonjagte...
    »Weißt du, ich würde jede Wette darauf eingehen, daß er daß wirklich nicht vergißt — niemals!« sagte ich lächelnd.
    »Jetzt bist du reichlich selbstzufrieden, was, Junge?« bemerkte Aahz und musterte mich kritisch mit hochgezogener Augenbraue.
    »Ja«, bestätigte ich bescheiden.
    »Na, das solltest du auch!« lachte er und schlug mir auf die Schulter. »Ich glaube aber, daß es ratsam wäre, lieber in einiger Entfernung von hier zu feiern.«
    »Ganz genau«, stimmte ich ihm zu und wies mit grandioser Gebärde auf das offene Tor.
    »Nein, nein, nach Ihnen!« konterte er und imitierte meine Geste.
    Da wir keine Zeit mit Diskutieren verlieren wollten, schritten wir Seite an Seite durch das nun unbewachte Nordtor von Veygus, unsere Beute triumphierend im Arm.
    Das hätte es eigentlich sein müssen. Nachdem es uns gelungen war, die Trophäe zurückzuerobern, hätte es eine Kleinigkeit sein müssen, nach Ta-hoe zurückzukehren, die Trophäe gegen Tanda einzutauschen und uns in Klan bei einer Feier zu erholen. Aber ich hätte es besser wissen müssen.
    Jedesmal, wenn alles ruhig und ungefährlich zu sein scheint, geschieht irgend etwas, das alles wieder durcheinander bringt. Wenn es keine unvorhergesehenen Ereignisse sind, dann

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