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Ein Dämon auf Achse

Ein Dämon auf Achse

Titel: Ein Dämon auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ausgeben, nie sterben werden. Natürlich verbringen sie so viel Zeit damit, sich selbst und andere mit dem Problem der Gesundheit kirre zu machen, dass sie genügend Stress entwickeln, um irgendwann mit einem Herzanfall zusammenzubrechen. Was dabei irgendwie übersehen wird, ist die Tatsache, dass ein großer Teil des Stress aus unnötiger Sorge um Dinge wie Status und gesunde Ernährung entspringt.
    Vielleicht liegt es ja an dem hohen Berufsrisiko in meinem Tätigkeitsfeld, aber ich persönlich mache mir keine Illusionen über meine eigene Unsterblichkeit.
    So wie ich es sehe, gibt es genügend unvorhersehbare Dinge im Leben, die einem den Garaus machen können, so dass die einzige vernünftige Einstellung nur darin bestehen kann, die kleinen Freuden mitzunehmen, wie sie sich anbieten, damit man schließlich, wenn die eigene Nummer aufgerufen wird, wenigstens in dem Bewusstsein sterben kann, ein erfülltes und glückliches Leben gehabt zu haben. Ich denke, das Leben sollte mehr sein als eine Übung in Selbstverleugnung, und selbst wenn man mir garantierte, dass ich durch Abstinenz ewig leben könnte, würde ich wahrscheinlich weiterhin meine gelegentlichen Auswüchse pflegen. Ich meine, wer will schon ewig leben ... vor allem dann, wenn dieses Leben langweilig und bar aller Freuden sein soll? Über all das reflektiere ich gerade, als eine Mieze sich neben mir mit den Ellenbogen den Weg an die Theke bahnt. Erst glaube ich, dass sie nur verzweifelten Durst hat, was ja, wie ich bereits erwähnte, angesichts der lahmen Bedienung verständlich wäre, und trete beiseite, um ihr Platz zu machen.
    »Hast du mein Opfer schon ausgeguckt?«
    Ich brauche eine Sekunde, bis mir klar wird, dass ich derjenige bin, dem diese Frage gilt, denn sie sagt es völlig beiläufig, ohne mich dabei anzublicken.
    »Tanda?« frage ich und mustere sie genauer.
    Heute trägt sie eine andere Verkleidung, eine schulterlange Wolke dunkler Locken und ein Kleid aus irgendeinem anschmiegsamen Material, das, na ja, eben alles zeigt, was sie darunter hat.
    »Schau mich nicht an!« zischt sie mir zu und zermalmt mir dabei ganz ruhig eine Zehe mit ihrer Fußsohle, während sie einen Blick an die Decke wirft. »Wir kennen uns doch offiziell gar nicht, weißt du das nicht mehr?«
    »Ach so, richtig ... tut mir leid.«
    Ich beginne also wieder damit, in mein Glas zu starren, gebe mein Bestes, ihre Anwesenheit zu ignorieren ... was nicht ganz so leicht ist, weil die große Gästeschar eine beachtliche Menge von ihr gegen mich presst.
    »Schön, wer ist nun das Opfer?«
    »Siehst du die beiden breitschultrigen Typen dahinten an unserem Tisch? Ich denke, der linke ist prima geeignet.« Nunzio und ich haben uns auf Shu Fliege geeinigt.
    Von unserer ganzen Truppe können wir die Gebrüder Fliege wohl am wenigsten leiden, und wenn auch jeder von ihnen unseren Zwecken genügen würde, ist Shu doch der dominantere und könnte Ärger anfangen, wenn Tanda sich eher an seinen Bruder als an ihn herangraben sollte. Da unser Ziel aber darin besteht, Streit zwischen der Armee und den Zivilisten herzustellen, wäre eine Keilerei in unseren eigenen Reihen nur kontraproduktiv.
    »Wer ist denn das Leckerchen gegenüber den Tieren?«
    Verstohlen blicke ich zurück, um sicher zu sein, wen sie meint.
    »Das ist Junikäfer. Der war mal Schauspieler oder Tänzer oder so was.«
    »Der genügt«, sagt sie entschieden, und ihre Stimme hat einen raubtierhaften Unterton.
    Ich enthalte mich des Hinsehens, hege aber den starken Verdacht, dass sie sich mit der Zunge über die Lippen fährt.
    »Ich glaube nicht, dass das so eine tolle Idee ist, Tanda«, sage ich, »zwischen ihm und Spynne spielt sich irgend etwas ab. Zumindest scheint sie es auf ihn abgesehen zu haben.«
    »Wer?«
    »Spynne. Die Mieze in Uniform neben ihm.«
    »Das ist eine Frau?«
    Während ich, wie ihr ja wisst, mal ganz ähnlich auf Spynne reagiert habe, macht es mir aus irgendeinem Grund etwas aus, so etwas aus Tandas Mund zu hören.
    »Lass dich von der Frisur nicht täuschen«, erwidere ich, »sie ist ziemlich zäh.«
    »Das ist nett von dir, Guido«, antwortet Tanda, die mich falsch versteht, »aber wenn der Tag mal kommen sollte, da ich mich nicht mehr gegen so was durchsetzen kann, lege ich den Hörer auf. Also, ab an die Arbeit.«
    »Was ich meine, ist .«, will ich noch sagen, aber Tanda ist schon fort, gleitet auf Junikäfer zu wie eine Art kätzische Schlange, die sich an einen betrunkenen Kanarienvogel

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