Ein Dämon auf Achse
sein Bruder. »He! Shu! Schau dir mal die da hinten an!«
Egal, wie man es sieht, die Gebrüder Fliege ziehen hier wirklich eine klasse Schau ab, obwohl es mir die Höflichkeit verbietet, einen Kommentar dazu abzugeben, welche Klasse gemeint sein kann. Doch zur Abwechslung neige ich einmal dazu, mit ihnen übereinzustimmen.
Dies ist unser erstes Wochenende in Twixt, erst recht hier bei Abdul, und die Bar quillt wirklich förmlich über. Wenn wir nicht schon seit dem frühen Nachmittag hier gewesen wären, ist es höchst zweifelhaft, dass wir überhaupt einen Tisch bekommen hätten. So aber haben wir uns an unserem Stammtisch eingegraben, von wo aus wir einen guten Blick auf die Bar haben ... oder, um genauer zu sein, auf die Hintern, die auf den Hockern vor der Theke ruhen ... wie auch auf die dazugehörigen Fronten, wenn sie sich umdrehen. Eins könnt Ihr einem weitgereisten Dämon wie mir glauben, einen solchen Anblick bekommt man nicht alle Tage geboten! Leider wird meine Freude durch die Sorge über die kommenden Erlebnisse getrübt.
»Was meinst du, Klatsche?« fragt Shu und widmet mir wieder seine Aufmerksamkeit. »Hast du schon jemals solche Weiber gesehen?«
»Schlecht sind sie nicht«, sage ich und recke den Hals, um die Menge zu überblicken.
Mir ist eingefallen, dass Tanda wahrscheinlich in Verkleidung auftauchen wird, so dass ich es nicht leicht haben werde, sie zu erkennen, es sei denn, sie gibt mir irgendein Zeichen.
»Nicht schlecht? Hört euch das an, Leute! Dieses ganze schöne Frauenfleisch, und Klatsche fällt dazu nur ein, >schlecht sind sie nicht< zu sagen!«
»Wirklich, Klatsche«, meint Junikäfer. »Solche schönen Frauen bekommt man in der Armee einfach nicht zu Gesicht!«
Das trägt ihm eine gefährliche Grimasse von Spynne ein, doch die entgeht ihm völlig, weil er seinen Drinks schon reichlich zugesprochen hat.
»Nette Menge für eine Schlägerei. Weißt du, was ich meine, Vetter?« murmelt mir Nunzio leise genug ins Ohr, dass ihn niemand sonst verstehen kann.
»Ich weiß nicht«, meine ich und mustere wieder die Menge. »Ich sehe keinen einzigen unter diesen Typen, mit dem es selbst Biene nicht aufnehmen könnte, wenn er sich nur halb so sehr anstrengt.«
»Das meine ich ja gerade«, erwidert Nunzio grinsend und nimmt noch einen Schluck.
Wie Ihr möglicherweise an seinem Verhalten erkennen könnt, teilt mein Vetter die Vorbehalte, die ich dagegen hege, einen unserer Kumpel ans Messer zu liefern, nicht im geringsten. Vielmehr scheint er sich regelrecht auf ein bisschen Ärger zu freuen.
»Halt meinen Stuhl frei«, sage ich und stehe auf. »Ich gehe an die Bar zum Nachtanken.«
Wie ich schon sagte, ist der Laden übervoll, und täuflerisch-knauserig wie Frumpel ist, investiert er kein Geld in zusätzliches Personal. Wenn man also seinen Drink noch vor der nächsten Eiszeit bekommen will, muss man sich schon bis zur Theke vordrängen, um sich vom Barkeeper selbst abfüllen zu lassen. Falls Ihr Euch fragen solltet, warum jemand, der so habgierig ist wie Frumpel, sich den zusätzlichen Gewinn entgehen lässt, so will ich Euren Glauben wiederherstellen, indem ich Euch erläutere, dass er es wettmacht, indem er das Gesöff verwässert und seine Einnahmen erhöht, mit anderen Worten, je größer die Gästeschar wird, um so mehr erhöht er die Preise.
Merkwürdigerweise scheinen weder die schwachen Getränke noch die zum Himmel schreienden Preise diese Schar im geringsten von einem Besuch abzuhalten. Ich überlege mir, dass das möglicherweise daran liegt, dass sie glauben, den dreifachen Preis für ein Getränk hinblättern zu müssen, weil das den Pöbel fernhält, dem man in Kneipen sonst so häufig begegnet; damit würden sie wiederum sicherstellen, dass sie nur Leute angraben, die auf der gleichen oder einer höheren Einkommensstufe stehen. Und was die verwässerten Getränke anbetrifft ... nun, der einzige Grund, der mir dafür einfällt, weshalb sie sich darüber nicht beschweren, muss wohl der sein, dass sie Fusel vermutlich für ungesund halten, weshalb ihnen ein schwächeres Getränk möglicherweise als gesünder erscheint.
Ihr müsst nämlich wissen, dass ich durch Lauschangriffe festgestellt habe, welch ein wirklich wichtiges Thema die Gesundheit im Denken dieser Leute spielt.
Sie scheinen daran gewöhnt zu sein, dass man mit genügend Geld alles bekommt ... und sie haben es sich in den Kopf gesetzt, dass sie, solange sie einfach mehr für gesunde Lebensmittel
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