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Ein Dämon dreht durch

Ein Dämon dreht durch

Titel: Ein Dämon dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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bekomme ich dafür, daß ich das Ausstellungsstück nehme?«
    Kalvin stöhnte und bedeckte die Augen mit einer Hand.
    »Ich setze die Preise nicht fest«, antwortete der Verkäufer und wandte sich wieder ab. »Wenn es Ihnen nicht paßt, dann kaufen Sie doch woanders.«
    Der Gedanke daran, dieses Fiasko könnte schon wieder von vorne losgehen, brachte mich zur Besinnung.
    »Einen Augenblick«, rief ich und nestelte an meinem Geldgürtel. »Ich nehme ihn. Aber bekomme ich wenigstens eine Quittung?«
    Kleidung einzukaufen erwies sich als ein Martyrium ganz anderer Art. In dem Laden gab es magische Fahrstühle, die mich zwei Etagen höher in die Kleidungsabteilung brachten, so daß ich zum Glück etwas Zeit zur Verfügung hatte, um die Sache einmal zu durchdenken.
    Das Problem war, daß ich in meiner Tarnung als Perfekter herumlief. So sah ich sehr viel stämmiger aus, als ich in Wirklichkeit war. Wenn ich nun Kleider kaufen sollte, die meiner Tarnungsfigur paßten, würden sie an meinem wirklichen Selbst herumschlottern wie ein Zelt. Suchte ich aber etwas in meiner wirklichen Größe aus, würde ich mich verraten, sobald ich darum bat, sie anprobieren zu dürfen.
    Schließlich beschloß ich, in der Kinderabteilung zu suchen, denn dort waren die Chancen ohnehin am größten, daß ich meine richtige Größe finden würde, und ich würde einfach behaupten, daß ich sie für meinen Sohn kaufte. Ich hatte inzwischen einige Übung darin, Kleider mit dem bloßen Auge abzuschätzen, also würden sie mir schon einigermaßen passen.
    Diese Sorgen erwiesen sich als überflüssig.
    Es scheint, als würden noch viel mehr Leute Kleider als bloßes Reisegepäck kaufen. Sehr viel mehr.
    Da ich die Schilder nicht lesen konnte, konnte ich auch nicht erkennen, ob hier gerade ein Schlußverkauf stattfand oder ob die Abteilung immer soviel Kundschaft hatte. Jedenfalls war es das reinste Irrenhaus. Ganze Scharen von Kunden, männliche und weibliche, rempelten einander an und bekriegten sich an Grabbeltischen mit verschiedensten Kleidungsstücken. Zu sagen, daß sich hier zornige Stimmen erhoben, gibt das Gekreische und Gefluche nicht einmal annäherungsweise wieder, das meine Ohren zu vergewaltigen drohte, als ich auf die Abteilung zuschritt, aber ich hörte tatsächlich gelegentlich das Zerreißen von Textilien. Ich konnte nie ganz ausmachen, ob es davon herrührte, daß verschiedene Kunden sich gegenseitig denselben Fetzen aus den Händen rissen. Jedenfalls sah es aus wie eine Prügelei beim Großen Spiel, nur daß es keine Mannschaften und auch keine Pausen gab.
    »Jetzt sag nur nicht, daß du dich dort auch noch hineinwagen willst!« keuchte Kalvin. »Womöglich ohne Panzer oder Artillerie?«
    Für jemanden, der angeblich aus einer ganz friedlichen Dimension stammte, erschien mir diese Frage ein bißchen komisch, aber ich war voll und ganz mit der vor mir liegenden Aufgabe beschäftigt.
    »Dieser Einkauf dauert entschieden zu lange«, sagte ich grimmig. »Und ich habe nicht vor, noch mehr Zeit zu verlieren, indem ich Edvik nach einem weiteren Geschäft suchen lasse ... zumal es keinerlei Garantie dafür geben dürfte, daß es dort anders zugeht. Ich werde mich einfach hineinstürzen, ein paar Klamotten grabschen und die Sache ein für allemal zu Ende bringen.«
    Mein guter Geschmack und ein mulmiges Gefühl im Magen angesichts der Erinnerung an das, was nun geschah, hindern mich daran, die nächste halbe Stunde in allen Einzelheiten zu beschreiben. So mag die Feststellung genügen, daß Kalvin mich verließ und lieber unter der Decke schwebte, um abzuwarten und zuzusehen, bis ich fertig war. Nun habe ich mich durchaus schon hier und da mal geprügelt, und ich bin auch schon öfter verprügelt worden, als mir lieb war; aber wenn ich jemals in einer Situation gewesen sein sollte, die sich auch nur annäherungsweise mit dem Versuch deckte, mich gegen einen ganzen Mob von einkaufenden Perfektern durchzusetzen, so habe ich sie jedenfalls aufs gründlichste verdrängt. Ich benutzte die Ellenbogen und schubste, und wenn niemand hinsah, benutzte ich auch mehr als nur ein bißchen Magik, rief mir die meisten schmutzigen Tricks wieder ins Gedächtnis zurück, die ich beim Großen Spiel gelernt hatte, um am Schluß schließlich zwei Anzüge in den Händen zu halten, die mich zwar vor Begeisterung nicht gerade den Verstand verlieren ließen, auf die ich mich aber lieber einließ, als mich auf der Suche nach etwas Besserem noch einmal ins Getümmel

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