Ein Dämon dreht durch
einen Verbrecher vorzeitig auf Bewährung entläßt.«
Inzwischen hatte er sich erhoben und ging im Zimmer auf und ab, während er sich für sein Thema immer mehr erwärmte.
»Niemand sieht die Verbrechen, die nicht begangen werden. Wir könnten die Verbrechensrate um achtundneunzig Prozent senken, dann würden uns die >unschuldigen Bürger< immer noch die verbliebenen zwei Prozent in die Schuhe schieben ... als wären wir es, die die Verbrechen begehen! Niemand will mit der Polizei zusammenarbeiten oder auch nur Steuergelder für den Inflationsausgleich bewilligen, und so können wir mit dem Bevölkerungswachstum nicht einmal Schritt halten, ganz zu schweigen davon, unseren Personalbestand diesem Wachstum anzugleichen.«
Er blieb stehen und zeigte mit einem anklagenden Finger auf J. R.
»Und dann gibt es da noch >unschuldige Bürger< wie Ihren Kumpel hier, der offen zugibt, daß er ein illegales, ungenehmigtes Geschäft betreibt. Das bedeutet ganz nebenbei, daß er überhaupt keine Steuern zahlt, nicht einmal die festgesetzten, obwohl er von uns denselben Schutz erwartet wie jene Geschäftsleute, die es tatsächlich tun, obwohl die meisten von denen auch noch Steuern hinterziehen.
Und so sollen wir den öffentlichen Frieden und die Ordnung aufrechterhalten und Verbrechen noch vor der Tat bekämpfen, obwohl wir viel zuwenig Personal haben und mit Material arbeiten müssen, das völlig überholt ist und bald auseinanderfällt. Unser Instinkt ist so ziemlich das einzige, womit wir überhaupt noch arbeiten können ... Aber wenn wir das tun, werden wir auch schon wieder angemacht!«
Er blieb vor mir stehen und schob sein Gesicht dicht vor meins, wobei er mich erneut mit seinem Mundgeruch überfiel.
»Nun, diesmal wollen wir doch mal sehen, wie gut mein Instinkt ist. Ich lasse Sie jetzt laufen, aber irgendwie scheint es mir doch eine gute Idee zu sein, auch in anderen Dimensionen mal nach Ihnen nachzufragen. Wenn Sie wirklich nur ein unschuldiger Geschäftsmann sind, wie Sie behaupten, werden wir ja wohl nichts entdecken. Aber wenn ich recht haben sollte«, und er gewährte mir ein zahniges Grinsen, »dann sind Sie bestimmt schon vorher in Konflikt mit dem Gesetz geraten, und dann werden wir das auch herausbekommen. Ich wette, daß Sie einen Schwanz von Ärgernissen hinter sich zurückgelassen haben, der Sie bis hierher verfolgt. Sollte dem so sein, werden wir beide uns schon bald wieder unterhalten, sehr bald. Ich erwarte von Ihnen, daß Sie weder das Hotel wechseln noch diese Dimension verlassen, ohne mir vorher Bescheid zu geben, verstanden? Ich will Sie nämlich für den Fall der Fälle wiederfinden können, MISTER SKEEVE!«
Kapitel 14
Warte, warte noch ein Weilchen...
FINANZBEAMTER (ABTEILUNG: RÜCKVERGÜTUNG)
Der Gedanke an eine ausführliche Überprüfung meiner außerdimensionalen Aktivitäten machte mir zwar Sorgen, aber er war nicht so schlimm, daß ich darüber meine Manieren vergaß. J. R. hatte in dem Straßenkampf meinen Kopf gerettet, und während des ganzen Polizeiverhörs hatte ich mir im Hinterkopf Möglichkeiten überlegt, mich bei ihm dafür zu revanchieren. Als wir das Revier verließen, meinte ich, die Antwort gefunden zu haben.
»Sagen Sie, J. R.«, sagte ich auf der Treppe zu ihm, »was dieses Geschäft angeht, das Sie eröffnen wollen ... Wieviel Startkapital würden Sie denn dafür brauchen?«
Ich bemerkte, wie er sich bei diesen Worten wieder spannte.
»Mr. Skeeve, ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß ich keine Belohnung dafür annehmen werde, daß ich Ihnen das Leben gerettet habe.«
»Wer hat denn etwas von einer Belohnung gesagt? Ich spreche davon, daß ich vielleicht in Ihr Geschäft investieren und dafür einen Teil der Gewinne einstreichen will.«
Wie gebannt blieb er plötzlich stehen.
»Das würden Sie tun?«
»Warum nicht? Ich bin schließlich Geschäftsmann und halte immer die Augen offen, falls sich irgendwelche neuen Unternehmungen anbieten, bei denen ich einsteigen kann. Am schwierigsten ist es immer, vertrauenswürdige Partner und Geschäftsführer zu finden, die mit den Investitionen auch richtig umgehen. Sie aber haben schon bewiesen, daß Sie vertrauenswürdig sind. Also, wieviel würden Sie für Ihr Vorhaben brauchen?«
Der Straßenhändler dachte einige Augenblicke nach.
»Selbst wenn ich einen Geldgeber hätte, würde ich lieber klein anfangen und langsam aufbauen. Unter dem Gesichtspunkt ... ja. Ich schätze, mit fünftausend in Gold hätte ich einen
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