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Ein Dämon dreht durch

Ein Dämon dreht durch

Titel: Ein Dämon dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nicht. Ich bin nur zu Besuch in dieser Dimension. Zu Hause auf Klah haben wir so etwas nicht.«
    Langes Schweigen, lang genug, daß ich mir schon überlegte, ob es möglicherweise ein Fehler gewesen war, zuzugeben, daß ich aus einer anderen Dimension stammte. Da ertönte wieder der Summer, erneut erwischte er mich völlig unverhofft, obwohl ich doch auf ihn gewartet hatte.
    Diesmal gelang es mir gerade noch, die Tür aufzustoßen, bevor das Summen verstummte, und ich trat in die Eingangshalle. Die Beleuchtung war matt, ja regelrecht finster, nachdem ich die Tür schloß. Gerade wollte ich sie wieder öffnen, um mich wenigstens zu orientieren, zog aber im letzten Augenblick die Hand zurück. Möglicherweise hätte ich damit ja irgendeine Alarmanlage ausgelöst, und wenn ich im Augenblick irgend etwas nicht wollte, dann war es noch mehr Ärger.
    Langsam gewöhnten meine Augen sich an die schattigen Lichtverhältnisse, und ich erkannte einen schmalen Gang, mit einer noch schmaleren Treppe, die irgendwo oben in der Finsternis verschwand.
    »Kommen Sie herauf«, hatte sie gesagt, also nahm ich sie beim Wort und stieg die Treppen empor, immer in der Hoffnung, daß ich damit das Richtige tat.
    Nachdem ich mehrere Treppen hinter mich gelegt hatte, nahm diese Hoffnung geradezu panische Ausmaße an. Keiner der Gänge, an denen ich vorbeikam, wirkte irgendwie bewohnt, und so, wie die Stufen unter meinem Gewicht ächzten und stöhnten, war ich mir überhaupt nicht sicher, nicht geradewegs in einen verdammten, verfluchten Teil des Gebäudes hinaufzusteigen.
    Gerade wollte ich meinen Ängsten nachgeben und mich wieder ins Erdgeschoß zurückziehen, als die Treppe endete. Die Wohnung, nach der ich suchte, befand sich am gegenüberliegenden Ende des Ganges, so daß mir kaum etwas übrigblieb, als weiterzugehen.
    Ich hob die Hand, um ganz sanft anzuklopfen, denn ich fürchtete, daß jeder heftigere Versuch eine katastrophale Kettenreaktion auslösen könnte.
    »Treten Sie ein! Es ist offen!«
    Ich nahm meinen Mut zusammen und trat ein.
    Die Wohnung war zugleich winzig und vollgestopft. Ich hatte den Eindruck, daß man nur die Arme auszustrecken brauchte, um beide einander gegenüberliegenden Wände zu berühren. Ich glaube, dies war die Gelegenheit, bei der ich entdeckte, daß ich zu einer milden Platzangst neige.
    »Sie sind also ein Freund von diesem Nichtsnutz Aahzmandius. Ich wußte ja schon, daß aus ihm nichts geworden ist, aber ich hätte mir niemals träumen lassen, daß er so tief sinken würde, sich mit einem Klahd zusammenzutun.«
    Diese Worte stammten von jemandem, der Aahz’ Mutter sein mußte. Sie mußte es sein, denn außer mir war sie die einzige Person im Raum! Ich hatte sie auf den ersten Blick völlig übersehen, so sehr war sie Teil der Einrichtung, aber nachdem sie erst einmal meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, schien sie den ganzen Raum zu dominieren, wenn nicht gar die ganze Dimension.
    Erinnert ihr euch daran, wie ich sagte, daß Pookie einer von zwei weiblichen Grundtypen war, die mir auf Perv auffielen? Nun, Aahz’ Mutter gehörte zum anderen Typ. Während Pookie auf fast schlangenhafte Weise geschmeidig und muskulös war, glich die Gestalt vor mir nichts anderem so sehr wie einer riesigen Kröte: einer grünen, schuppigen, reptilischen Kröte. (Später hat man mich darüber aufgeklärt, daß Kröten Amphibien sind und keine Reptilien, aber damals erinnerte sie mich eben daran.)
    Sie trug ein sackähnliches Hauskleid, in dem sie noch aufgedunsener wirkte, als sie in Wirklichkeit war. Der niedrige, gepolsterte Sessel, in dem sie saß, wurde von ihren Körpermassen fast völlig bedeckt, die an den Seiten förmlich überzuquellen und auf den gescheckten Teppich zu strömen schienen. In ihrem Schoß lag ein Wirrwarr aus weißem Faden, in dem sie bösartig mit einem kleinen, mit Widerhaken versehenen Stock herumstocherte, den sie in der Hand hielt. Zuerst hatte es den Anschein, als würde sie Bindfäden foltern, doch dann fiel mir auf, daß fast alle verfügbaren Flächen in der Wohnung mit ähnlichen Fadenmassen bedeckt waren; so gelangte ich zu dem Schluß, daß sie wohl mit irgendeiner Art von Handarbeit beschäftigt war, deren Ziel allerdings mein Wissen oder meine Vorstellungskraft überstieg.
    »Guten Tag, Frau...«
    »Nennen Sie mich Herzogin«, fauchte sie. »Das tun alle. Ich weiß selbst nicht, warum ... In dieser Dimension gibt es schließlich schon seit Generationen keinen Adel mehr.

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