Ein Dämon für alle Fälle
erwecke, möchte ich vielleicht einmal kurz erläutern, welchen Standpunkt ich einnehme. Mir persönlich ist es völlig egal, mit wem ich zusammenarbeiten muß, solange er seinen Teil der Arbeit ordentlich leistet. So wird euch beispielsweise aufgefallen sein, daß ich bisher nicht einmal erwähnt habe, daß Roxies Hautfarbe grellorange und daß Sion malvenfarben ist, weil ich finde, daß das nichts mit ihrer Persönlichkeit oder ihren Fähigkeiten zu tun hat. Allerdings will ich zugeben, daß mir etwas unbehaglich zumute ist, wenn ich in Gegenwart von jemandem bin, der mehr Arme oder Beine besitzt als ich, aber das ist eher ein Berufsreflex, denn sollte es einmal zu Meinungsverschiedenheiten kommen, dann ist mein Kampfstil eher auf Gegner ausgerichtet, die annähernd genauso viele Hiebe und Tritte plazieren können wie ich, und ein paar Extrafäuste können da schon einen ganz schönen Unterschied machen. Aber wie gesagt, das hat eher mit einer berufsbedingten Vorsicht zu tun als mit irgendeinem Werturteil über den Charakter solcher Wesen. Ich erwähne dies nur für den unwahrscheinlichen Fall, daß man einige meiner Bemerkungen über seltsame Lebewesen vielleicht als rassistisch deuten könnte, was jedoch eine Straftat wäre, für die ich bisher noch nie verknackt wurde. So etwas liegt mir einfach nicht.
Jedenfalls arbeiten in der Fabrik jede Menge fremder Lebewesen. Das Niederträchtige an der Situation ist aber, daß sie, obwohl sie diese ganzen Extraarme haben und in manchen Fällen sogar die Arbeit von mehreren Arbeitertypen auf einmal leisten, alle genau das gleiche bekommen wie jeder sonst. Nun mögen manche Leute zwar der Meinung sein, daß es ungerecht sei, diese Wesen derartig auszubeuten, aber ich sehe darin tatsächlich eine Bedrohung für die Arbeitertypen, die nur über die allgemein übliche Anzahl von Armen und Beinen verfügen, denn wenn die Firma so viele von den ersteren anheuern kann wie möglich, und wenn sie gleichzeitig möglichst wenige von den anderen einstellt, kann sie natürlich erhebliche Kosten einsparen.
Eine weitere Ungerechtigkeit betrifft die Burschen von der Sicherheit, die ich nicht hintergehen konnte. Diese Sache hat von Anfang an meine Neugier geweckt, denn man braucht nicht gerade ein Rechenkünstler zu sein, um sich auszumalen, daß diese Typen, sollten sie von der Fabrik soviel bezahlt bekommen, wie sie wert sind, teurer sein müssen, als betriebswirtschaftlich vertretbar ist. Zufällig erhalte ich eine Antwort auf meine Frage, als ich einmal ein paar von ihnen belausche, wie sie in der Freizeit über ihren Job jammern. Es sieht so aus, als wären sie ebenso unterbezahlt wie wir Arbeitertypen, und das trotz der Tatsache, daß sie Waren sichern und bewachen, die Millionen wert sind! Wenn das auch zweifellos ungerecht ist, so findet sich davon dennoch nichts in meinen Aufzeichnungen, weil ich feststellen mußte, daß das nicht nur nicht ungewöhnlich, sondern vielmehr die Regel ist, daß nämlich Firmen und Fabriken ihre Sicherheitstypen unterbezahlen. Ich schätze, so verrückt das auch scheinen mag, muß es wohl tatsächlich so sein. Wenn die Typen von den Wachmannschaften vernünftige Löhne bekämen, dann würden kriminelle Typen wie ich doch sofort in diesen Berufszweig überwechseln, weil da die Arbeitszeiten und die Altersversorgung weitaus besser sind als in dem Beruf, in dem ich gerade arbeite; und wenn es keine Kriminellen mehr gäbe, brauchte man auch keine Wachleute mehr, und so wären wir schließlich alle arbeitslos. Wenn man die Sache so sieht, ist es schon besser, wie es ist.
Jedenfalls halte ich weiter Augen und Ohren offen, bis ich das Gefühl habe, genügend Ungerechtigkeiten aufgespürt zu haben, um damit etwas anzufangen, und dann warte ich auf den richtigen Augenblick, um meine Entdeckungen zu präsentieren. Das erweist sich als keine allzu große Strapaze für meine Geduld, da die Arbeitertypen, wie ich bereits bemerkte, nur zu gern über ihren Job rumjammern, und der heutige Abend bildet da keine Ausnahme.
»Was meinst du, Guido?« fragt Roxie und dreht sich zu mir hin. »Findest du, daß die Burschen, die an den >Tropfenden Toiletten< arbeiten, es schlimmer haben als die Leute, die die Batteriebetriebenen Furzkissen< herstellen müssen?«
Ich tue so, als würde ich mächtig herumgrübeln, bevor ich ihm antworte.
»Ich denke«, sagte ich vorsichtig, »wenn Gehirn aus Dynamit bestehen würde, dann gäbe es in der ganzen Fabrik nicht einmal genug
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