Ein Dämon für alle Fälle
nacheilte.
Schwesterchen schien ziemlich in Gedanken vertieft, und so hielt ich es für das Klügste, mich ihr schweigend anzuschließen und nichts zu sagen. Ich ging davon aus, daß sie ihren nächsten Schritt plante ... das heißt, so lange, bis sie schließlich doch etwas sagte.
»Sag mal, großer Bruder«, fragte sie mich, ohne mich anzusehen, »was hältst du denn von Bunny?«
Nun hat unserer beider Mutter nicht gerade die dümmsten Kinder aufgezogen. Es bedurfte keiner großartigen Mentalgymnastik, um sich auszumalen, daß dies nicht gerade die beste Zeit war, um das Lob der Rivalin meines Schwesterchens zu singen. Und doch würde ich mir nicht gerade wahrhaftig vorkommen, ja sogar ein wenig unloyal, wenn ich auf so eine direkte Frage falsches Zeugnis abgäbe.
»Äh ... nun, man kann nicht bestreiten, daß sie attraktiv ist.«
Tanda nickte zustimmend.
»... auf eine billige, oberflächliche Art, würde ich sagen«, räumte sie ein.
»Natürlich«, fuhr ich vorsichtig fort, »hat sie da ein kleines Problem mit ihrem übersteigerten Leistungszwang.«
»Ein kleines Problem! Chumly, du hast wirklich ein Talent für Untertreibungen. Bunny ist eine der ehrgeizigsten Miezen, die ich kenne.«
Plötzlich war ich ganz froh, daß ich kein Wort darüber verloren hatte, welch deutliche Parallelen ich zwischen Bunnys Problem mit übertriebenem Leistungszwang und dem des Schwesterchens sah. Irgendwie bezweifelte ich, daß Tanda bereit sein würde, sich selbst in die Kategorie der ehrgeizigen Miezen einzuordnen. Aber da gab es immerhin noch eine Sache, mit der ich ihr auf den Zahn fühlen wollte.
»Andererseits mag ihr Leistungszwang auch daher rühren, daß sie von Skeeve betört ist.«
Da schlug Tanda gegen ein Straßenschild, das sich daraufhin deutlich schräg legte. Obwohl sie nicht ganz so kräftig ist wie der Erzähler, kann das Schwesterchen ganz schön Hiebe austeilen ... vor allem, wenn sie wütend ist.
»Das ist es, was mich wirklich wurmt«, knurrte sie. »Wenn die sich einbildet, daß sie einfach so mir nichts dir nichts auf die Tanzfläche zu schweben braucht, um Skeeve zu übernehmen ... Ich wollte schon sagen, daß das nur über meine Leiche ginge, aber dann käme sie noch auf Gedanken. Ich kann es wirklich nicht haben, daß irgendwelche Vorkoster sich an meinem Essen zu schaffen machen, bevor ich es genießen kann. Ich kann dazu nur sagen, daß sie sich noch umschauen wird.«
Ich gewährte ihr meinen längsten, unschuldigsten Blick.
»Aber Schwesterchen!« sagte ich. »Du hörst dich ja richtig eifersüchtig an! Ich hatte ja keine Vorstellung, daß du Skeeve gegenüber irgendwelche romantischen Absichten hegst.«
Diese Bemerkung ließ sie ihren Schritt verlangsamen.
»Na ja, nein, die habe ich eigentlich nicht. Es ist nur, daß ... verdammt, Chumly, wir haben doch dabei geholfen, Skeeve zu dem zu machen, was er heute ist. Man sollte doch meinen, daß er etwas Besseres abbekommen könnte als so eine intrigante Goldgräberin aus dem Nirgendwo.«
»Und zu was ist er geworden? Hmmmm?«
Tanda schoß mir einen Blick zu.
»Ich glaube, ich begreife nicht so ganz, worauf du hinaus willst, großer Bruder.«
»Schau dir doch einmal genau an, was wir da erschaffen haben. Im Augenblick ist Skeeve einer der gefragtesten, erfolgreichsten Magier und Geschäftsleute im ganzen Bazar. Mit was für weiblicher Begleitung rechnest du denn da? Soll er sich an Massha halten? An irgendein Küchenmädchen? Vielleicht an eine der Verkäuferinnen oder an ein Animiermädchen?«
»Na ja, das nun auch nicht gerade.«
Ich war jetzt voll in Fahrt. Es kommt nur selten vor, daß Tanda und ich uns ernsthaft unterhalten, und wenn wir es tun, so geht es meistens darum, daß sie mich wegen irgendeiner Indiskretion zusammenstaucht. Diesmal sollte sie mir nicht entkommen. »Natürlich weckt Skeeve langsam die Aufmerksamkeit hübscher, hochkarätiger Miezen auf der Suche nach einem Ehemann. Ob es uns gefällt oder nicht, aber der Bursche wird langsam erwachsen ... Und das muß auch anderen auffallen, auch wenn du es noch nicht bemerkt haben solltest. Hand aufs Herz, Schwesterchen: Wenn du ihm heute zum ersten Mal begegnen würdest, anstatt ihn schon seit Jahren zu kennen, würdest du ihn da nicht auch als verlockendes Leckerchen sehen?«
»Er ist zwar noch ein bißchen jung für mich, aber ich verstehe, was du meinst ... und ich fliege auch nicht auf jeden.«
»Seit wann?« fragte ich, aber ich sagte es sehr, sehr leise.
Tanda
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