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Ein Dämon für alle Fälle

Ein Dämon für alle Fälle

Titel: Ein Dämon für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ich.«
    Obwohl ich am Vorgang selbst nicht aktiv teilnehmen durfte, war ich verständlicherweise neugierig und hielt die Ohren gespitzt, um wenigstens anhand der Geräusche zu erkennen, was los war. Da brauchte ich nicht lange zu warten.
    Kaum war Tanda eingetreten, als das Gesprächsgemurmel abrupt endete. Es folgte ein unheilschwangeres Schweigen, dann ein gemurmelter Kommentar, der ein scharfes Gelächter provozierte.
    Ich schloß die Augen.
    Das, was nun geschah, war so vorherbestimmt wie eine Choreographie. Ich erkannte Schwesterchens Stimme, wie sie, lauter geworden, eine Frage stellte und wieder nur ein Lachen erntete. Dann das unmißverständliche Geräusch zerberstender Möbel. Nein, das stimmt nicht ganz. Tatsächlich deutete das Geräusch auf gewisse Vorbereitungen hin, wie wenn man ein Stück Möbel beispielsweise durch den freien Raum schwingen läßt, bis es auf einen unbeweglichen Gegenstand stößt — beispielsweise auf einen Kopf. "
    Das Gezeter wurde lauter, sein Spektrum reichte von Empörtheit bis zum Zorn, kontrapunktiert von schepperndem Glas und ähnlichen Kakophonien. Die Jahre der Gemeinsamkeit mit Tanda hatten mein Ohr geschult, und so amüsierte ich mich mit dem Versuch, den Schaden am Geräusch zu katalogisieren.
    Das war ein umstürzender Tisch ...
    ... und noch ein Stuhl ...
    ... ein Spiegel (wie hat sie nur die Gläser und Krüge verfehlt?) ...
    ... keine Zweifel, das war ein brechender Knochen ...
    ... ein Kopf, der auf die Theke aufprallte, seitlich, glaubte ich ...
    ... ah, da kommen ja die Gläser ...
    Neben mir krachte jemand durch die Glasscheiben, prallte einmal auf dem Gehsteig auf und blieb schließlich als schlaffes Bündel liegen ... noch dazu als ziemlich großes.
    Wenn ich mich nicht irrte, griff Schwesterchen in diesem Handgemenge auf Magie zurück, sonst hätte sie bei einem horizontalen Wurf wohl kaum so viel zusätzliche Schubkraft erwirtschaftet. Entweder das, oder sie war wirklich wütend! Ich überlegte mir, ob ich sie dafür tadeln sollte, daß sie unsere ungeschriebenen Gesetze über die Vermeidung von Magie bei Wirtshausschlägereien mißachtet hatte, entschied aber, ein Auge zuzudrücken. Sollte sie einfach nur übermäßig erregt sein, würde ein solcher Kommentar unweigerlich Reaktionen zeitigen, und Tanda kann schon ein recht schwieriger Gegner sein, selbst wenn sie nicht gerade auf Hochtouren läuft.
    Inzwischen war der Lärm im Gebäude verstummt, statt dessen herrschte ein ominöses Schweigen vor. Ich dachte mir, daß dies wohl eine nette Gelegenheit sei, um mal selbst nach dem Rechten zu sehen, und so schlich ich mich langsam die Mauer entlang, um durch die Tür zu spähen.
    Abgesehen von einem einzigen einsamen Stuhl, der offenbar ungeschoren davongekommen war, war der Rest nur noch eine einzige Ruine aus Splittern und Fetzen. Schlaffe oder stöhnende Leiber, willkürlich über das Geröll verteilt, verliehen der Szene den Charakter eines Schlachtfeldes nach schweren Kämpfen ... was ja auch stimmte.
    Das einzige überraschende Element war Tanda. Anstatt voller Stolz das Blutbad zu begutachten, wie es normalerweise ihre Gewohnheit war, lehnte sie an der Theke und unterhielt sich in aller Ruhe mit dem Barkeeper. Dieses Rätsel fand schnell eine Lösung, als das fragliche Individuum nämlich plötzlich in meine Richtung spähte und meine kaum zu verwechselnden Umrisse im Türrahmen erblickte.
    »He, Chumly! Komm herein und trink mit uns auf meine längst überfällige Renovierung.«
    Tanda warf mir einen scharfen Blick zu, dann nickte sie einwilligend.
    »Komm schon rein, großer Bruder. Wetten, daß du nicht errätst, wem dieser Schuppen gehört?«
    »Ich glaube, ich habe es gerade selbst herausgefunden«, sagte ich und nahm einen Drink aus einer zerborstenen Flasche, die auf der Theke stand. »Hallo, Wiesel. Ein bißchen abseits deiner normalen Jagdgründe, nicht wahr?«
    "»Nicht mehr«, meinte er achselzuckend. »Das hier ist dieser Tage mein trautes Heim. Kenne sonst keinen Ort, wo man mich als respektierlichen Geschäftsmann hätte gewähren lassen.«
    Tanda verschluckte sich fast an ihrem Drink.
    76 . »Als respektierlichen Geschäftsmann? Komm schon, Wiesel. Du redest gerade mit Tanda und Chumly. Wie lange kennen wir uns jetzt schon? Ich glaube nicht, daß Du in der ganzen Zeit auch nur einmal einen einzigen ehrlichen Gedanken hattest.«
    Wiesel schüttelte traurig den Kopf.
    »Sieh dich doch nur um, Süße. Das hier ist mein Betrieb ... jedenfalls

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