Ein Dämon für alle Fälle
mattes Lächeln.
»In Ordnung«, erwiderte sie. »Auch wenn ich die Sache nach wie vor lieber allein erledige, läßt sich wohl doch nichts dagegen einwenden, dich als Berater zu nutzen, wenn du schon da bist. Was ich jetzt wirklich brauche, um mich zu beruhigen, das ist ein ordentlicher Drink. Du hast wahrscheinlich auch keine andere Kneipe außer diesem >Zur Bewährung< entdeckt, wo wir ...«
»Ein Glas Saft gefällig?«
Als wir den Blick hoben, sahen wir den alten Knaben mit seinem Verkaufskarren, wie er auf uns herunterlächelte. Einen Augenblick lang fürchtete ich schon, daß Tanda ihn anfauchen würde, aber statt dessen gewährte sie ihm ein Grinsen, das sehr viel echter war als ihr früheres Lächeln.
»Danke, aber ich hatte eigentlich an etwas Kräftigeres gedacht. Und da wir schon beim Dank sind, möchte ich Ihnen sagen, daß ich die Information, die Sie mir vorhin gegeben haben, durchaus zu schätzen wußte ... Es ist schon das zweite Mal, daß Sie mir geholfen haben. Ich schätze, ich war wohl ein wenig zu sehr in Eile und habe deshalb meine Manieren vergessen.«
»Keine Ursache. Sieht so aus, als wären heutzutage alle in Eile. Ich dagegen, ich meine immer, man sollte sich Zeit lassen und die Dinge genießen. Wir haben doch alle so wenig Zeit, da sollten wir wenigstens das bißchen genießen, was uns zur Verfügung steht.«
Tanda lächelte ihn nun voller ehrlicher Wärme an, und nicht mit ihrer falschen Leidenschaft.
»Das ist ein guter Rat«, meinte sie. »Ich werde versuchen, mich daran zu erinnern. Komm schon, Chumly. Wir müssen einiges an Planung erledigen ... das heißt, langsame und sorgfältige Planung.«
»Na ja, Sie brauchen nur zu rufen, wenn ich Ihnen helfen soll.«
' »Danke, aber was wir wirklich brauchen, ist jemand, der uns zu einem Kontakt mit Mr. Hoos verhelfen kann. Ich vermute, Sie wissen auch nicht zufällig, wo ich ihn finden kann?«
»Oh, das ist doch ganz einfach.«
»Das ist ganz einfach?«
Ich glaube, wir sagten es zusammen im Chor. Es war eben eine von diesen Überraschungen.
»Na klar. Stehen Sie einfach auf, blinzeln Sie dreimal, und schon wird er hier sein.«
Das klang mir denn doch ein bißchen arg daneben, und zum ersten Mal begann ich ernsthafte Zweifel an der geistigen Gesundheit des alten Knaben zu hegen. Schwesterchen aber schien ihn ernst zu nehmen. Im Nu war sie auf den Beinen und blinzelte wild.
»Nun?« fragte sie und sah sich um.
»Erfreut, Sie kennenzulernen, Fräulein. Mein Name ist Hoos. Und wie lautet der Ihre?«
Wir gafften ihn an ... Das schien im Augenblick die logischste Reaktion zu sein.
»Sie?!« brachte Tanda schließlich hervor. »Warum haben Sie denn nicht schon vorher was gesagt?«
»Habe ja eben erst erfahren, daß Sie nach mir suchen.«
Es ging mich wirklich nichts an, aber ich mußte die Frage einfach stellen.
»Nur aus Neugier: Weshalb mußte Schwesterchen denn dreimal blinzeln?«
Während ich sprach, fiel mir auf, daß ich vergessen hatte, wie der Große Krach zu reden. Hoos schien es nicht zu bemerken.
»Das war es eigentlich gar nicht. Es ist nur, daß Sie sich so viel Mühe gegeben haben, um mich aufzuspüren, daß ich glaubte, man könnte das Treffen ein wenig weniger antiklimaktisch machen, indem ich es etwas verbräme. Nun, was kann ich für Sie tun?«
Das schelmische Leuchten im Auge des alten Knaben weckte in mir den Verdacht, daß er keineswegs so arglos war, wie er es die Leute gern glauben machte. Tanda allerdings entging es, während sie ein etwas zerknittertes Blatt Papier aus der Jacke zog.
»Mr. Hoos«, sagte sie forsch. »Ich bin hier im Auftrag eines Klienten, der der Auffassung ist, daß Sie ihm noch Geld wegen dieser alten Rechnung schulden. Nun würde ich gerne wissen, wann er mit einer Begleichung rechnen kann oder ob Sie es vorziehen würden, einen Plan für regelmäßige Ratenzahlungen aufzustellen.«
Hoos nahm ihr das Papier ab und musterte es beiläufig.
»Also wirklich ... Ich hätte schwören können, daß ich ihm am nächsten Tag bereits einen Scheck ausgestellt habe.«
»Er hat in der Tat etwas über einen Scheck gesagt, der aber nicht angenommen wurde«, gestand Tanda zu.
»Er muß zu lange gewartet haben, bis er ihn einlösen wollte. Verdammt! Ich dachte, ich hätte alles bedacht.«
»Sie haben Ihr Konto bei der Bank aufgelöst?«
Hoos zwinkerte ihr zu.
»Nein, ich habe die ganze Bank beseitigt. Das war damals, als ich meine Holdings konsolidierte.«
»Oh. Nun, wie ich schon sagte,
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