Ein Dämon für alle Fälle
Augenblick mal. Habe ich nicht vor ungefähr einer Woche einen Brief von ihm gelesen?«
»Das stimmt. Er ist ein Bodenspekulant und Baugrundentwickler, der schon eine ganze Weile versucht, dich aufzusuchen.«
»Das sollte doch kein Problem sein. Um wieviel Uhr ist der Termin?«
Bunny starrte wieder auf ihre Aufzeichnungen.
»Eigentlich hatte ich daran gedacht, den Termin zu verschieben oder sogar ganz zu streichen«, meinte sie.
»Und warum sollten wir das tun?«
Ich war verärgert, aber neugierig. Ich war wirklich nicht wild darauf, daß Bunny versuchte, mir meine Entscheidungen abzunehmen. Aber da sie ein gutes Gespür fürs Geschäft hatte, wollte ich gern wissen, warum dieser Bursche sie zögern ließ.
»Es geht um das, was ich dir schon mal zu erklären versucht habe, Skeeve. Deine Zeit ist kostbar. Die kannst du nicht auf den nächstbesten Penner verschwenden, der mal eben einen Termin machen möchte.«
»... und du glaubst, daß dieser Bursche ein Penner ist?«
»Das muß er sein«, bemerkte sie achselzuckend. »Worüber er sich unterhalten will, gehört einfach nicht in unseren Tätigkeitsbereich. Soweit ich die Sache verstanden habe, will er, daß wir für ihn als Innenarchitekten arbeiten.«
Da mischte sich Tanda in das Gespräch ein.
»Du machst wohl Witze. Als Innenarchitekten?«
Bunny kicherte richtig und wandte sich Tanda verschwörerisch zu.
»So ist es. Offenbar hat er damit begonnen, einen Motelkomplex zu errichten, wobei er sich darauf verließ, daß er damit die einzige Hotelunterkunft in der Gegend anbieten würde. Aber seit er mit dem Bau begonnen hat, haben vier weitere Bauherren ihre Absicht angekündigt, zu bauen, oder sie haben sogar schon damit begonnen ... direkt vor seiner Haustür. Da sein ursprüngliches Konzept keine Konkurrenz vorgesehen hat, ist sein Unternehmen eher funktional als dekorativ geplant. Aber im Vergleich zu den anderen wird es ziemlich schäbig aussehen, und jetzt fürchtet er, daß ihm die Felle davonschwimmen werden.«
»Das ist schlimm«, grimassierte Tanda. »Und was sollen wir für ihn dagegen unternehmen?«
»Nun, offenbar kriegen wir langsam den Ruf, wahre Wunder zu wirken ... Du weißt schon, >Wenn alles versagt hat, geh zu ihnen. < Jedenfalls will er, daß wir uns irgendeine andere Innendekoration ausdenken oder einen Gag, um die Leute auf sich aufmerksam zu machen und sein Haus voll zu haben, bevor die Konkurrenz auch nur das erste Zimmer vermietet kriegt.«
»Wir? Der Mann muß verrückt sein.«
»Verrückt oder verzweifelt«, meinte Bunny nickend. »Jedenfalls weiß ich, daß wir verrückt sein müßten, um den Auftrag anzunehmen.«
Ich wartete ab, bis sie mit dem Lachen fertig waren, dann gab ich mein eigenes Urteil ab.
»Ich finde, wir sollten ihn annehmen«, meinte ich schließlich.
Plötzlich hatte ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
»Wirklich? Und warum?«
Ich legte die Fingerkuppen aneinander und versuchte weise dreinzublicken.
»Zunächst einmal ist da das Honorar ... Was, sofern ich mich recht an den Brief erinnere, selbst für unsere Verhältnisse stattlich wäre. Und dann ist da eben jenes Argument, was deiner Meinung nach dagegen spricht: Wir haben noch nie so etwas gemacht. Das wird uns Gelegenheit geben, es mit etwas völlig Neuem zu versuchen ... So können wir diversifizieren, anstatt immer nur dieselbe Art von Arbeit zu machen. Und schließlich sagtest du ja schon, daß es ein unmöglicher Auftrag ist, deshalb werden wir auch keinen Erfolg garantieren. Das aber bedeutet, daß wir, sollten wir scheitern, nur das erfüllt haben, was zu erwarten war. Gelingt es aber doch, so sind wir die Helden. Das Schöne daran ist, daß wir so oder so unser Honorar einstreichen können.«
Die Frauen tauschten schnelle "Blicke miteinander aus, und für einen Augenblick glaubte ich, sie würden mir gleich vorschlagen, doch lieber einen verlängerten Urlaub zu nehmen ... beispielsweise, um mich mal zu Hause richtig auszuruhen.
»Tatsächlich«, meinte Bunny schleppend, »habe ich auf dem College mal einen Kurs in Innenarchitektur belegt. Ich schätze, ich könnte es ja mal versuchen. Es könnte Spaß machen, mit fremdem Geld eine Bude einzurichten.«
»Aber liebe Bunny«, warf Tanda ein, »du bist doch so wertvoll und unverzichtbar hier im Büro. Da wir keinen Erfolg garantieren können, wäre es wohl besser, wenn ich die Sache übernähme, damit du für wichtigere Aufträge frei bleibst.«
Bunny wollte etwas erwidern, doch dann sah
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