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Ein Dämon kommt selten allein

Ein Dämon kommt selten allein

Titel: Ein Dämon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Körper in Kittel gezwängt, die sauber und feierlich aussahen, und schienen unbewaffnet zu sein. Mir fiel allerdings auf, daß sie weder lachten noch winkten und statt dessen stocksteif in ihren Sätteln saßen und die Einzelheiten ihrer Umgebung mit jener gelangweilten, unbeteiligten Miene musterten, die ich für gewöhnlich nur bei Raubtieren beobachtet hatte ... bei sehr großen Raubtieren.
    Gerade wollte ich Badaxes Aufmerksamkeit auf das Paar lenken, als die Kutschentür geöffnet wurde. Die Frau, die nun heraustrat, war anscheinend mit den meisten Männern der Eskorte verwandt. Sie besaß den gleichen breiten, stämmigen Körperbau und auch die gleichen Gesichtszüge, nur war bei ihr alles noch viel betonter. Mein erster Eindruck war, daß sie wie die beiden unteren Drittel einer Eichentür aussah, vorausgesetzt, die Tür bestand aus Granit. Ohne zu lächeln musterte sie die Umgebung mit einem vernichtenden Blick, um schließlich kurz zu nicken und herabzusteigen.
    »Die Kammerzofe«, murmelte Badaxe.
    Ich weiß nicht, ob es beabsichtigt war, in jedem Fall beruhigte mich diese Bemerkung ungemein. Erst später kam mir der Gedanke, daß der General mir diese Information nur zukommen ließ, um mich von dem Gedanken an Flucht abzubringen, der mir auch tatsächlich gekommen war.
    Die nächste Gestalt, die nun sichtbar wurde, sah gänzlich anders aus als alle anderen Sackgäßler. Sie war pfeildünn und blaß, mit schwarzem, strohigem Haar, das auf ihre Schultern herabhing. Anstelle des nun schon bekannten runden, flachen Gesichts sah sie eher so aus, als hätte man sie an der Nase zum Trocknen aufgehängt. Tatsächlich war sie kein unangenehmer Anblick, und ich vermutete sogar, daß sie jünger war als ich, aber die spitze Nase und die dunklen, glänzend-wachsamen Augen verliehen ihrem Aussehen eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Nagetier. Ihr Kleid war ein langärmliges weißes Etwas, das auf einem Bügel wahrscheinlich anziehender gewirkt hätte. Ohne den versammelten Bürgern mehr als nur einen flüchtigen Blick zu schenken, raffte sie das bißchen, was an ihrem Kleid schlaffer Stoff war, sprang von der Kutsche und schritt mit der athletischen, beinbetonten Grazie eines entschlossenen Wildfangs die Stufen zu mir empor.
    »Und das«, erklärte der General, »ist Königin Schierlingsfleck.«
    Irgendwie hatte ich das bereits vermutet, aber nachdem es mir nun bestätigt worden war, trat ich in Aktion. Diesen Teil des Geschäfts beherrschte ich wenigstens, nachdem meine Berater mir die Sache immer und immer wieder eingepaukt hatten.
    Ich erhob mich und blieb in königlicher Haltung stehen, bis sie den Thron erreicht hatte, dann stimmte ich meine Verbeugung präzise auf ihren Knicks ab ... Monarchen unter sich und so.
    Als nächstes hätte ich sie eigentlich in Possiltum willkommen heißen sollen, doch bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte, entbot sie mir bereits ihren eigenen Gruß.
    »Tut mir leid, daß ich keinen tieferen Knicks machen konnte, aber ich habe nicht das Geringste an unter diesem Fummel. Hier unten im Flachland ist es aber wirklich verdammt heiß, Rod«, sagte sie und gönnte mir dabei ein breites, aber dünnlippiges Lächeln.
    »Aaah ...«, sagte ich vorsichtig.
    Meine Erwiderung, beziehungsweise das Ausbleiben derselben, ignorierend, lächelte sie und winkte der Menge zu, die diese Geste mit tosendem Beifall quittierte.
    »Welcher Idiot hat denn bloß den ganzen Pöbel eingeladen?« fragte sie, ohne daß ihr Lächeln sich auch nur eine Spur veränderte.
    »Aaah ...«, wiederholte ich.
    General Badaxe eilte mir zu Hilfe.
    »Es haben zwar keine offiziellen Ankündigungen stattgefunden, Euer Majestät, aber anscheinend ist die Tatsache Eurer Ankunft auch bis zum letzten Bewohner dieses Reiches durchgesickert. Wie zu erwarten war, ist das Volk begierig, seine neue Königin zu sehen.«
    »So, wie ich aussehe?« fragte sie und bleckte die Zähne, während sie den Jubelnden auf den Dächern zuwinkte. »Sechs Tage unterwegs bei dieser Hitze und ohne ein Bad oder einen Kleiderwechsel, und anstelle eines diskreten Empfangs kommt das halbe Königreich herbeigelaufen, um mich anzustarren, während ich so aussehe, als hätte man mich hinter der Kutsche hergeschleift. Na gut, jetzt läßt es sich auch nicht mehr ändern. Aber ich will Euch warnen, wenn das noch einmal vorkommen sollte ... General Badaxe, nicht wahr? Hab ich mir gedacht. Nun, wie ich schon sagte, wenn das noch einmal vorkommt, dann werden

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