Ein Daemon kommt selten allein
nicht gänzlich beleidigenden – Möglichkeit, dankend abzulehnen. Jedenfalls würde ich auf keinen Fall, um nichts in der Welt, eine Portion von irgendeinem überfahrenen Überraschungstier essen.
Frieda zog an ihrer Zigarette und blies den Rauch durch die Nase aus. »Nimm es uns nicht krumm, wenn irgendjemand von uns wegdöst«, sagte sie; ein paar Rauchringe kräuselten sich vor ihren pinkfarben glänzenden Lippen. »Wir sind es gewohnt, uns so gegen zehn aufs Ohr zu hauen.«
»Und warum nicht heute AbendWegen mir müsst ihr nicht länger aufbleiben.« Während einer Party hätte ich nie die Möglichkeit, mit meiner Großmutter ein vernünftiges Gespräch zu führen, selbst wenn ich mich herausreden könnte und nicht einen Teller flambierten Skunk essen müsste. Außerdem dröhnte mir der Kopf. Es war nach Mitternacht. Ich brauchte ein paar Antworten und musste mein schmerzendes Hinterteil ins Bett legen.
Friedas Augenbrauen schossen hoch und kollidierten förmlich mit ihrem tuntenhaften Pony. »Oh, meine Süße, heute können wir nicht anders. Wir können unseren Schutz erst gewährleisten, wenn wir die notwendigen Riten vollständig durchgeführt haben. Außerdem wirst du doch nicht den Empfang mit dem tierischen Festschmaus im Anschluss an die Zeremonie versäumen wollen. Opossum-Pastete, gegrillter Waschbär …«, zählte sie auf, als ob sie die Gänge in einem Vier-Sterne-Restaurant herunterratterte. »Wir haben Eichhörnchen alla Cacciatore, das so gut ist, dass dir der Kopf davon schwirren wird. Und jetzt hopp, hopp!« Sie klatschte in die Hände, so gut das mit einer zwischen den Fingern baumelnden Kippe überhaupt möglich war.
Sie führte mich einen engen Flur entlang. Weit gereiste Fotos waren mit silbernen Reißzwecken auf die nackten Sperrholzwände gepinnt. Frieda küsste ihre Hand und drückte sie auf ein Foto von einem glatzköpfigen Mann mit einem dichten geflochtenen Bart. Seine schwerlidrigen Augen funkelten humorvoll, und er machte den Anschein, als ob er soeben ansetzen wollte, eine tolle Geschichte zu erzählen. Frieda sagte nicht, wer er war. Sie tänzelte mit klimpernden Armbändern weiter den Flur entlang und summte dabei »Love in an Elevator«.
Neben einer Türöffnung, die mit einem gelben geblümten Vorhang verhüllt war, pochte sie zweimal an die Wand. »Das Bad ist frei.« Sie zog den behelfsmäßigen Vorhang beiseite und enthüllte eine Personaldusche, die weder über einen Vorhang noch über einen richtigen Fußboden verfügte. Das Wasser floss durch ein Metallrohr ab, das etwa zwei Zentimeter aus dem Betonboden herausragte. »Trödel nicht herum.« Sie schenkte mir ein verschwörerisches Lächeln. »Eigentlich sollte ich dich direkt in die Höhle bringen.«
»In die Höhle« Meine Stimme blieb mir im Hals stecken.
Sie bedachte mich mit dem Blick, den sie vermutlich aufsetzte, wenn sie Tiere und kleine Kinder tröstete. »Sie ist schön.« Ihre Stimme verstummte. »Zumindest für eine Höhle.«
Wollte ich das überhaupt wissenWahrscheinlich nicht. Diese Höhle konnte auch nicht schlimmer sein als das, was ich bereits durchgemacht hatte. Oder
Ich stellte mich unter den herrlich starken Strahl und ließ das heiße Wasser auf meine schmerzenden Muskeln prasseln. Was gäbe ich für eine dampfende, heiße Schokolade und danach ein weiches, warmes Bett. Oder einen netten, warmen Mann. Ich stöhnte. Woher war dieser Gedanke plötzlich gekommen
O Mann, was war nur mit mir losIch schmolz ja schon dahin, wenn ich bloß an Dimitris Kuss dachte.
Er hatte mir den Kuss meines Lebens mitten in einer Kneipe voller Menschen gegeben, und ich hatte ihn genossen. Irgendetwas stimmte nicht mit mir, aber ich wusste nicht, was. Nicht dass ich etwa auf eine öffentliche Zurschaustellung von Zuneigung stand. Aber ich konnte einfach nicht fassen, wie berauschend sich dieser Kuss angefühlt hatte. Ich mochte Männer, die wussten, was sie wollten.
Geißblattseife floss meinen Körper hinunter, als ich meine Schultern einschäumte. Es machte keinen Sinn. Wir kannten uns doch kaum. Es war verrückt, auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Er war ein mir absolut Unbekannter, und außerdem wusste ich, dass er kein richtiger Mensch war. Dimitri war im gleichen Augenblick erschienen, in dem der Greif verschwunden war, der uns gerettet hatte. ZufallDarauf würde ich keine Wette eingehen. Und dann diese Augen. Mit grünen Augen käme ich prima zurecht, aber orange und gelbNein. Ich wünschte,
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