Ein Daemon kommt selten allein
etwas miteinander gehabt hatten. Und danach zu urteilen, wie sie ihn mit ihren babyblauen Augen auszog, war ihre Beziehung nicht gerade jugendfrei gewesen.
Na prima.
Dimitri ignorierte ihre Anbaggerei, entweder weil er sie nicht wahrnahm oder weil er ein guter Diplomat war. »Andrea, das ist Lizzie«, sagte er. »Lizzie, das ist meine Freundin Andrea.«
Mir gefiel nicht, wie er das Wort Freundin betonte. Andrea gefiel es auch nicht. Ihr Gesicht verzog sich missbilligend, was ausschließlich von Frauen wahrgenommen werden kann. Und ich schwöre, dass ihre Fingernägel einen Zentimeter wuchsen.
Keine Sorge, Schätzchen. Ich will ihn gar nicht haben.
Sie schnupperte verächtlich an meinen geliehenen Sachen. »Schöne Hose.«
Jetzt wollte ich wirklich eine Dämonenkillerin sein, damit ich ein paar Schleudersterne abfeuern oder ihr vielleicht einen Blitz in den Hintern jagen könnte. Doch wie die Dinge lagen, nickte ich der Hexe einfach nur zu (wobei das Wort Hexe in diesem Fall natürlich nur ein Fachbegriff für ihren Zustand war).
Der Kellnerbereich war vom Restaurantbereich durch eine vertäfelte Wand abgetrennt, die elegant hätte aussehen können, wenn sie nicht verblichen und mit angepinntem schäbigem Kram verunstaltet gewesen wäre. Ein alter M&M-Süßigkeiten-Automat vertuschte das gesplitterte Loch hinter dem Automaten nicht wirklich. Ansonsten war der Kellnerbereich nahezu leer, abgesehen von zwei Leibwächtern, die direkt hinter Andrea standen. Sie starrten mich schwerlidrig und argwöhnisch an. Als ob sie von der Dämonenkillerin, die keine Dämonen killte, etwas zu befürchten hätten. Sie hätten mir die Arme ausreißen können, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten.
Von der anderen Seite der Wand vernahm ich Stimmengemurmel und das Geklapper von Essbesteck. Würstchen, Kartoffeln und Eier hätten eigentlich göttlich duften müssen, doch nach der Nacht, die ich hinter mir hatte, schlug mir schon allein der Gedanke an Essen auf den Magen.
»Erzähl mir nicht, dass du mit dieser Pop-Schlampe ausgehst.« Andrea kicherte und ließ keinen Zweifel daran, dass sie selbst auch keine Dame war. »Sie wüsste doch gar nicht, was sie mit einem Kerl wie dir anstellen sollte.«
Puh .
»Pass auf, was du sagst, Andrea!«, warnte Dimitri sie.
»Keine Sorge. Das ist doch bloß Gebell, aber Hunde, die bellen, beißen bekanntlich nicht«, stellte ich fest, bloß um sie ein wenig aufzuziehen. Ich gebe ja zu, es war eine ziemlich flache Entgegnung, aber sie hatte es nicht besser verdient. »Haben wir jetzt genug Melrose Place gespieltWo sind denn alle«
Andrea sah mich finster an. Sie warf den Kopf zurück und rief irgendjemandem hinter der Trennwand zu: »Hier sind noch zwei!«
Ihre Verkündung wurde mit lautem Stimmengewirr und Applaus beantwortet. Ich wusste, ehrlich gesagt, nicht, was es zu jubeln gab. Der Unterschlupf des Hexenzirkels war zerstört, einige der Hexen waren verschollen, und jeden Augenblick konnte ein Dämon der fünften Stufe hereinplatzen.
In dem Moment jagte Pirate um die Ecke, und plötzlich war mir alles andere egal. Danke. Gott sei Dank war er heil da herausgekommen . Für diesen Augenblick hatte sich jede Sekunde gelohnt, die ich da draußen in dem dunklen Wald verbracht hatte. Ich stürzte zu meinem Hund, hob ihn hoch und drückte ihn fest an mich. »Wie geht es dir«, fragte ich ihn, streichelte ihn und inspizierte seinen Rücken, seine Pfoten, seinen Schwanz und einfach alles. Seine Pfoten waren schwarz vor Dreck, und – puh – er benötigte dringend ein Bad, aber ansonsten schien mit ihm alles in Ordnung zu sein. »Geht es dir gut«
Er leckte meine Arme, meine Ellbogen, einfach alles, was er erreichen konnte. »Mensch, Lizzie, erschreck mich nie wieder so. Ich hatte wirklich eine wahnsinnige Angst. Noch mehr sogar als damals, als du nach Florida gefahren bist und mich in diesem Hunde-Tagesaufenthalts-Spa mit den wackelnden Zierkissen zurückgelassen hast.«
Ich vergrub meine Nase in seinem Fell, so froh war ich, meinen kleinen Hund wiederzuhaben. Irgendjemand hatte ihm sogar frische Rückenverbände angelegt.
»Halli-hallo!« Ich hörte Frieda herannahen, bevor ich sie sah. Ich konnte sie auch riechen – Zigarettenqualm mit einer Spur Zimtkaugummi.
Sie umarmte mich von hinten. »Wenn du noch mal einfach so verschwindest, verpasse ich dir einen Tritt in den Hintern, dass dir Hören und Sehen vergeht.« Sie unterstrich ihre Drohung mit einer platzenden Kaugummiblase. »Und«,
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