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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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gefunden hätte, zu bleiben, wäre es mir vielleicht gelungen, das Desaster zu verhindern. »Ich hatte doch keine Ahnung …«, begann ich.
    »Spar dir deine Worte«, fuhr sie mich an. »Vald hat sich wie ein schaler Wind aus dem Norden genähert. Wir sind Hexen aus dem Süden. Es ist schwieriger für uns, die Anwesenheit von jemandem zu bemerken, der aus dem Norden stammt. Aber deine Großmutter Gertie, sie konnte es. Als sie uns fand, steckte jede Einzelne von uns mit dem Gesicht in unserem Opossum-Eintopf.« Sie stützte ihre Ellbogen auf den zwischen uns stehenden Nischentisch. »Dämonen wie Vald spucken nicht permanent Feuer und Schwefel. Sie sind hinterhältig. Natürlich genießen sie das blanke Entsetzen auf deinem Gesicht, bevor sie dir die Seele stehlen, aber sie würden sie dir genauso schnell klauen, wenn du sie nicht anguckst.«
    Unglaublich. »Ist es das, was er wollteEure Seelen«
    »Wenn er es darauf angelegt hätte, hätte er sie jetzt alle.« Sie hielt inne und erfreute sich ohne jeden Zweifel an dem blanken Entsetzen auf meinem Gesicht. »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Er wollte dich.«
    »Mich«, stammelte ich. Ich wusste doch nichts, selbst wenn ich angeblich als eine allmächtige Dämonenkillerin galt.
    »Stell dich nicht dumm.« Sie schlug erneut mit der Hand auf den Tisch. Diesmal flogen der Salz- und der Pfefferstreuer durch die Luft. »Vald ist mächtiger als wir dachten. Unsere Schutzzeremonie – dieser Trank, den du getrunken hast – hätte uns alle zusammenschweißen müssen. Wir hätten wissen müssen, dass er im Anmarsch war, um dich zu holen. Du hättest es ebenfalls spüren müssen. Wir hätten imstande sein müssen, ihn zurückzuschlagen oder ihn zumindest so lange aufzuhalten, dass wir hätten fliehen können. Ich weiß nicht, was geschehen ist«, endete sie und sah mich vorwurfsvoll an.
    O nein. Grauenvolle Angst erfüllte mich. Es war mein Fehler. Großmutter hatte mir nichts als Respekt und Ehrlichkeit entgegengebracht, seitdem wir uns begegnet waren, und so zahlte ich es ihr heim. Wäre ich nicht gewesen, wäre sie mit ihren Freunden in der Red-Skull-Kneipe und täte das, was sie in den vergangenen fünfzig Jahren getan hatte. Stattdessen war ich auf ihr Motorrad gestiegen und hatte ihr Leben schlimmer verkorkst, als sie mir meines je hätte vermasseln können. Und all das war geschehen, weil ich ein Feigling war, weil ich weder sie noch ihren Trank hatte akzeptieren können. Ich war eine Heuchlerin von der schlimmsten Sorte, und das war mir zutiefst zuwider. »Ich wollte nicht …«
    Ant Eater zog ruckartig eine abgesägte Schrotflinte von dem Platz hinter ihr hervor und zielte auf mich. Mir stockte der Atem, als ich in die Gewehrläufe starrte. Sie stieß das Gewehr nach vorn, bis es meine linke Brust berührte. Kälte stieg aus dem kühlen Metall und kroch direkt durch mich hindurch.
    »Du hast alles verbockt!«, sagte sie leise und todernst.
    Links neben mir hörte ich Dimitri eine Waffe spannen. Ich riskierte einen Blick. Er zielte mit einer Pistole auf Ant Eaters Kopf. In dem Restaurant war es still geworden wie in einem Grab. Sie würde mich erschießen. Ich wusste es.
    »Du taugst nicht als Familienmitglied«, stellte sie klar. »Ich würde nichts lieber tun, als dir jetzt sofort eine Kugel in den Arsch zu jagen.«
    Frieda schlüpfte in die Nische und setzte sich zitternd neben mich. Damit waren wir zu zweit. »Nimm die Knarre runter!«, befahl sie; ihre Stimme war weniger zittrig als ihr Körper. »Du weißt, dass Lizzie die Einzige ist, die Gertie retten kann. Mir ist völlig egal, was du über Lizzie denkst. Wenn du sie jetzt erschießt, wirst du Gertie nie wiedersehen.«
    Ant Eater stiegen Tränen in die Augen. Sie biss die Zähne zusammen; auf ihrer Goldkrone glitzerte Speichel.
    In einer einzigen fließenden Bewegung stürmte sie aus der Nische und rannte zur Toilette. Die Tür der Damentoilette knallte hinter ihr zu, und jeder von uns stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Oh, Frieda«, stieß ich hervor. Am liebsten hätte ich sie umarmt. Jeder Knochen in meinem Körper war zu Brei geworden. »Danke.« Ich hatte die Panzerweste an meinem Leib wirklich nicht auf die Probe stellen wollen.
    Sie ließ sich auf dem Platz mir gegenüber nieder und war ernster, als ich sie je erlebt hatte. »Spar dir das für jemanden, der auch nur irgendetwas darauf gibt. Ich habe keine Witze gemacht, als ich gesagt habe, dass du die Einzige bist, die deiner Großmutter

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