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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Energie zu sparen, hatte ich lediglich unsere Augen rot eingefärbt. Wenn irgend jemand auf der Straße - und es gab hier Leute zuhauf - unsere Zähne bemerken sollte, würde die Bombe ein für allemal platzen. Obwohl - vielleicht auch nicht. Wir wussten immer noch nicht, weshalb das Pärchen, dem wir auf der Straße begegnet waren, vor mir solche Angst gehabt hatte, aber ich wollte den Erfolg unserer Mission nicht auf der vagen Hoffnung aufbauen, dass die ganze Stadt vor uns davonjagen würde, wenn wir unsere Tarnung aufhoben.
    Zum Glück hatte ich unsere Garderobe magisch unberührt lassen können. Verglichen mit den Vampiren auf der Straße nahmen wir uns eher etwas schäbig aus. Obwohl die meisten recht jung aussahen, kaum älter als ich, gab es Exemplare jeder Größe und Gestalt, und sie waren in die buntesten und schreiendsten Kleidungsstücke gehüllt, die zu sehen ich jemals das Unglück hatte, während sie einander etwas zuriefen, aus den Gaststätten entlang der Straße hervortraten oder in ihnen verschwanden.
    Inzwischen war es Nacht. Die Wolken hatten sich so weit verzogen, dass sie den sternenbesäten Himmel freigaben, und die Vampire schienen, ihrem Ruf getreu, das Nachtleben zu genießen.
    »Wenn jeder hier ein Vampir ist«, sagte Guido, meine Mahnung missachtend, »woher kriegen die denn dann die Leute, denen sie Blut aussaugen können?«
    »Soweit ich das sehe«, erwiderte Massha, die ebenfalls meinen Schweigebefehl ignorierte, »kaufen sie es in Flaschen.«
    Sie deutete auf eine Gruppe von Vampiren, die auf einer niedrigen Mauer saßen und fröhlich eine Flasche mit einer roten Flüssigkeit herumreichten.
    Obwohl wir ja wussten, wo wir uns befanden, hatte ich unterbewusst einfach angenommen, dass sie Wein tranken. Mit der logisch unausweichlichen Feststellung konfrontiert, dass das Zeug, das sie da zu sich nahmen, nicht gekeltert, sondern allenfalls punktiert worden war, machte mein Magen eine Rolle seitwärts und schwenkte nach rechts in die Tiefe.
    »Wenn ihr beide mit der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten fertig seid«, zischte ich, »dann wollen wir möglichst schnell diesen Verschickertyp aufsuchen, bevor uns noch einer auf ein Glas einlädt.«
    Damit führte ich meine etwas eingeschüchterten Gehilfen weiter, wobei wir den feiernden Vampiren zunickten und -winkten. Tatsächlich schienen sie alle eine Menge Spaß zu haben, und ich wäre fast versucht gewesen, mich zu ihnen zu gesellen, wäre da nicht die Dringlichkeit unserer Mission gewesen ... und natürlich auch die Tatsache, dass es eben doch Vampire waren.
    Den Anweisungen folgend, die mir das Pärchen auf der Straße vor seiner panikartigen Flucht gegeben hatte, fanden wir mühelos das Büro des Verschickers.
    Massha und ich ließen Guido draußen Schmiere stehen und schritten mutig die Stufen hinauf ins Büro.
    So seltsam die Stadt Blut auch aussah, war ich dadurch keinesfalls auf das vorbereitet, was wir in diesem Raum vorfanden.
    Die Wände waren mit Hunderten von Glasbildern übersät, Bildern, die bewegliche, lebendige Dinger zeigten oder Szenen von unbeschreiblicher Gewalttätigkeit gegenüber offensichtlich hilflosen Opfern. Der Gesamteffekt war weder entspannend noch angenehm ... mit Sicherheit war das nichts, was ich bei mir zu Hause gerne an der Wand hängen hätte.
    Die Bilder fesselten meine Aufmerksamkeit jedoch in solchem Ausmaß, dass ich beinahe den Verschicker übersah, bis er sich schließlich von seinem Schreibtisch erhob. >Erheben< ist vielleicht nicht das richtige Wort dafür, denn tatsächlich hopste er von seinem Stuhl herunter, der ohnehin schon recht hoch war, und durch ein Sitzkissen noch um einiges erhöht wurde.
    Er kam breit lächelnd auf uns zu, die Hand zum Gruß vorgestreckt.
    »Hallo ihr ich heiße Vilhelm euer Problem ist mein Problem nehmt nicht Platz stehende Probleme löse ich umsonst für sitzende Probleme berechne ich angemessene Honorare nur ein paar Prozent Provision was kann ich für euch tun?«
    Das alles kam als einziger Satz heraus, er sprach ohne Punkt und Komma. Allerdings ergriff er meine Hand, pumpte sie zwei Mal, wiederholte das gleiche bei Massha, griff wieder nach meiner Hand ... und all das, bevor er noch zu Ende gesprochen hatte.
    Alles in allem war das ziemlich überwältigend. Ich bekam einen flüchtigen Eindruck von einem kurzen, stämmigen Burschen mit dicklichen rosa Wangen und einem ziemlich ausgeprägten nervösen Tick. Ich hatte mir mit Absicht vorher keine Gedanken

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