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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ihr früher solche Befreiungen geplant habt.«
    Die Stirn des Leibwächters furchte sich bei der ungewohnten Anstrengung des Nachdenkens.
    »Ich weiß nicht, Boss. Wir konnten planen, soviel wir wollten, irgendwie kam immer irgendwas dazwischen, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Wenn ich sagen müsste, was die Hauptursache dafür war, dass wir Mist gebaut haben, dann war es wohl genau das ... zuviel Planung. Ich meine, nach wochenlangen Vorträgen und Übungssitzungen wird man irgendwann ein bisschen zu zuversichtlich, und wenn dann was schief geht, erwischt es einen völlig unvorbereitet, wenn du verstehst, was ich meine.«
    So nervös wir auch waren, mussten Massha und ich dennoch lachen.
    »Na, über dieses Problem brauchen wir uns wenigstens keine Sorgen zu machen«, meinte ich. »Wir haben immer nur ganz wenig Zeit zur Planung, und diesmal müssen wir alles innerhalb weniger Stunden zusammen haben.«
    »Wenn ihr noch Stunden braucht, schafft ihr es nie«, sagte Vilhelm, der gerade rechtzeitig in den Raum getreten war, um meine letzte Bemerkung mitzubekommen.
    »Was soll denn das schon wieder heißen?« Massha legte die Stirn in Falten.
    »Sagt mal, seid ihr Typen wirklich ganz sauber?« fragte der Vampir, meinen Lehrling völlig ignorierend. »Mir fällt ein, dass ich eigentlich nur euer Wort habe ... dass Vic noch lebt und so. Wenn ihr meine Gutmütigkeit nur ausnutzen wollt, um irgendeine krumme Tour zu versuchen ...«
    »Er lebt ganz bestimmt«, versicherte ich ihm. »Ich habe ihn selbst gesehen, nachdem wir das letztemal hier waren ... aber du hast die Frage nicht beantwortet. Was hast du damit gemeint? Was soll passieren, wenn wir noch Stunden brauchen um die Gefangenenbefreiung zu planen?«
    Der Verschicker zuckte die Schultern.
    »Ich nehme an, ihr wisst schon, was ihr tut, und wahrscheinlich sollte ich lieber den Mund halten, aber ich mache mir langsam Sorgen. Ich meine, die Sonne geht gerade unter, und wenn ihr noch vor der Hinrichtung zuschlagen wollt, dann sollte das möglichst bald geschehen.«
    »Wie meinst du das?« fragte ich stirnrunzelnd. »Die Hinrichtung soll doch erst um Mitternacht stattfinden. Ich hatte eigentlich angenommen, dass wir abwarten können, bis es dunkel geworden ist und in der Stadt alles etwas ruhiger zugeht.«
    »Du machst wohl Witze, wie?« fragte der Vampir erschrocken und riss die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch. »Das ist, wenn ... ach so, jetzt kapiere ich das erst. Du denkst immer noch in den Zeitplänen anderer Dimensionen. Du musst ... hmmm, vielleicht solltest du dich lieber erst mal hinsetzen, Skeeve.«
    »Lass schon hören«, forderte ich ihn auf und rieb mir erneut die Stirn. »Was habe ich denn jetzt schon wieder übersehen? Auch ohne Augenbinde und letzte Zigarette würde ich die Nachricht lieber im Stehen entgegennehmen.«
    »Na gut, du darfst nicht vergessen, dass das hier eine Vampirstadt ist. Sonnenuntergang ist für uns das, was Sonnenaufgang für euch ist. Dann geht's hier erst richtig los! Das ist nicht die Zeit, zu der man sich zur Ruhe legt. Das bedeutet ...«
    »... dass Mitternacht die absolute Stosszeit ist, und je länger wir jetzt warten, um so mehr Leute werden auf der Straße sein«, fuhr ich fort und versuchte dabei, ein Stöhnen zu unterdrücken.
    Nachdem man mich auf das Grundversäumnis aufmerksam gemacht hatte, war ich durchaus fähig, den Rest selbst zu überblicken ... mit allen entsetzlichen Konsequenzen. Um meiner eigenen Panik Herr zu werden, wandte ich mich an meine Gehilfen.
    »Also gut, Leute, es geht los. Guido, du nimmst das Seil mit, das wir entdeckt haben. Vielleicht brauchen wir es, bevor wir mit der Sache fertig sind.«
    Der Leibwächter weitete erstaunt die Augen.
    »Soll das heißen, dass wir uns jetzt sofort an die Arbeit machen? Aber Boss! Wir haben doch überhaupt keinen Plan ...«
    »Na, na, Guido!« sagte ich und zeigte ihm ein Lächeln, das beinahe normal war. »Du warst es doch, der meinte, dass übermäßige Planung zum Problem werden kann. Na, wenn du recht haben solltest, dann dürfte das die erfolgreichste Gefangenenbefreiung aller Zeiten werden!«
     

11
Nett hier! Das Gefängnis sieht ziemlich sicher aus.
Die Panzerknacker
     
    In einem Punkt hatte Vilhelm recht. Die Straßen waren nicht halb so bevölkert wie lange nach Sonnenuntergang, als wir sie das erste Mal durchschritten hatten. Nur hier und da liefen ein paar verirrte Wesen umher, die irgendwelche Waren ablieferten oder die Gehsteige vor ihren

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