Ein Dämon macht noch keinen Sommer
meinte mein Leibwächter achselzuckend. »Hast eben versucht, was du konntest. Wenn ich allein operiert hätte, hätte ich auch diese Seitenstraße genommen. Boss, ich hab dich ja gewarnt, dass ich ein ziemlicher Stümper bin, was Gefangenenbefreiungen angeht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich eine Weile geglaubt habe, wir würden es schaffen.«
»Es war so oder so eine ziemlich brenzlige Sache.« Ich grinste. »Wenigstens kannst du diesmal nicht behaupten, dass die Aktion an einem Übermaß an Planung gescheitert ist.«
Aahz schlug mir auf die Schulter.
»Nun, Partner?« fragte er. »Irgendwelche Ideen, wie wir dieses Blatt spielen sollen? Versuchen wir, friedlich aufzugeben, oder gehen wir kämpfend unter?«
Ich bezweifelte, dass die Menge uns die Wahl lassen würde. Die Verfolger hatten die Seitenstraße schon fast erreicht und hörten sich nicht so an, als hätten sie viel für Gespräche übrig.
»NICHT DA LANG! SIE LAUFEN ZUM GEFÄNGNIS ZURÜCK!«
Dieser unerwartete Ruf erscholl von der Hauptstraße ganz in unserer Nähe.
Ich konnte es zwar nicht fassen, aber der Mob glaubte es anscheinend. Man hörte Flüche und laute Befehle, aber da sie sehr schnell immer leiser wurden, war es offensichtlich, dass die Menge kehrt gemacht hatte und nun denselben Weg zurücklief, den sie gekommen war.
»Was war das?« brachte Massha hervor. Endlich gehorchte ihr ihre Stimme wieder.
Ich bedeutete ihr, still zu sein und blickte Aahz mit hochgezogener Augenbräue an, um ihm stumm dieselbe Frage zu stellen.
Er antwortete mit einem ebenso stummen Kopfschütteln.
Keiner von uns wusste genau, was hier vor sich ging, aber wir hatten beide das sichere Gefühl, dass diese willkommene Einmischung weder ein Zufall noch ein Versehen sein konnte. Irgend jemand hatte uns voller Absicht die Meute vom Hals geschafft.
Doch bevor wir auf unser Glück anstoßen konnten, wollten wir erst noch wissen, wer das getan hatte und warum.
Da erschienen zwei Gestalten in der Straßenmündung.
»Ihr könnt rauskommen«, rief uns die eine von beiden zu. »Tut uns leid, dass wir uns eingemischt haben, aber die Sache sah so spaßig aus, da mussten wir einfach mitspielen.«
Diese Stimme hätte ich überall wiedererkannt, selbst wenn ich die Gestalt und die unverkennbare Figur ihres Bruders nicht gesehen hätte.
»Tanda! Chumly!« schrie ich und winkte ihnen zu, um unsere Position bekanntzugeben. »Ich hatte mich schon gefragt, wann ihr endlich auftauchen würdet!«
Das Troll-Geschwisterpaar eilte herbei. So locker sie auch zu necken verstanden, kenne ich doch niemanden, den ich in Zeiten der Gefahr lieber an meiner Seite wissen würde.
»Bist du in Ordnung?« fragte Tanda und beugte sich vor, um Massha auf die Beine zu helfen.
»Ich hatte ja noch nie sonderlich viel Würde«, erwiderte mein Lehrling, »und das bisschen, das vorhanden war, ist jetzt auch zum Teufel. Abgesehen davon geht's mir gut. Langsam begreife ich, weshalb ihr großen Nummern was gegen technische Magik habt.«
Chumly ergriff meine Hand und presste sie herzlich.
»Nun sei mal nicht so herb zu deinen kleinen Geräten, Mädchen«, meinte er. »Dieser Ring, den du uns zurückgelassen hast, war genau die Fahrkarte, die wir brauchten, um rechtzeitig bei der neuesten unserer ununterbrochenen Reihe von haarscharfen Fluchtaktionen aufzutauchen. Bis auf den üblichen Mist beim Endspiel, den ihr gebaut habt, sieht es so aus, als wärt ihr auch ganz gut ohne uns ausgekommen. Es sind alle anwesend, einschließlich Aahz, der erstaunlich gut aussieht, so kurz nach einer intimen Begegnung mit der Katastrophe. Mir scheint, was jetzt noch fehlt, ist ein schneller Rückzug und eine langsame Feier ... wie?«
»Das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf«, stimmte ich ihm zu. »Ist aber wirklich wunderbar, dass ihr bei unserem Abgang dabei seid. Apropos, könnt ihr das Schloss von hier aus wiederfinden? Ich bin ein bisschen durcheinander ...«
»Einen Moment mal!« unterbrach Aahz mich. »Bevor wir uns damit aufhalten, einander stundenlang zu gratulieren - haben wir da nicht noch ein paar Kleinigkeiten übersehen?«
Die Mitglieder der Gruppe sahen sich an.
»Was denn, zum Beispiel?« fragte Tanda schließlich.
»Zum Beispiel die Tatsache, dass ich immer noch wegen Mordes gesucht werde«, bellte mein Partner.
»Und dann sind da noch die drei Flüchtlinge, die wir wieder nach Tauf zurückbringen sollen.«
»Ach, komm schon, Aahz!« tadelte der Troll und knuffte ihn spielerisch in
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