Ein Dämon macht noch keinen Sommer
die Rippen. »Bei dem Ruf, den du sowieso schon hast? Was macht dir denn da noch ein kleiner Mordsteckbrief aus?«
»Ich war es nicht«, erwiderte Aahz störrisch. »Ich habe diesen Vic nicht nur nicht umgebracht, den hat keiner umgebracht. Der läuft immer noch irgendwo rum und lacht sich über uns ins Fäustchen. Ich gebe ja gerne zu, dass mein Ruf nicht eben makellos ist, aber dass ich mir so eine Bauerntölpelnummer gefallen lasse, gehört nicht dazu ... oder dass mich jemand zum Narren halten könnte!«
»Natürlich hat das Geld, das du für die Schulden der Gauner zuzüglich der Strafen berappen musstest, nicht das mindeste damit zu tun, wie, Aahz?« meinte Chumly und zwinkerte mit dem größeren seiner ungleichen Augen.
»Na ja, schon ...«, gab mein Partner zu. »Ist es nicht schön, wenn wir gleich zwei unangenehme Sachen auf einmal erledigen können?«
»Vielleicht könnten wir uns ja darauf einigen, dass wir uns nur diesen Vic kaufen und die anderen laufen lassen«, murmelte ich.
»Was war das, Partner?«
»Och, nichts, Aahz«, seufzte ich. »Es ist nur, dass ... nichts weiter. Kommt schon, Leute. Wenn wir auf die Jagd gehen wollen, müssen wir das ein bisschen planen, und ich finde, wir sollten das nicht hier im Freien tun.«
14
Ganz ruhig, Julia. Es tut bestimmt nicht weh.
Romeo
Zum Glück hatte Masshas erhabene Lage während unserer Flucht ihr einen ausgezeichneten Überblick über unsere Umgebung verschafft, so dass wir uns zum Verschicker zurückschleichen konnten, ohne von der aufgebrachten Menge bemerkt zu werden.
Nun, da die Stärke unserer Truppe angewachsen war, fiel Vilhelms Begrüßung schon merklich kühler aus.
»Langsam fange ich an, zu glauben, was alle erzählen«, klagte der kleine Vampir. »Sobald man einen einzigen Dämon einlässt, wimmelt es binnen kürzester Zeit nur so von ihnen. Als ich mich dazu entschieden habe, euch aufzunehmen anstatt euch zu verpfeifen, hatte ich allerdings nicht vor, mein Büro zu einem Treffpunkt für Außenweltler zu machen.«
»Ach, komm schon, Vilhelm«, sagte ich und versuchte, einen Fuß in die Tür zu stellen. »Wir können doch sonst nirgendwohin in der Stadt. So viele sind wir nun auch wieder nicht.«
»Wir können ja auch einfach draußen auf der Straße warten, bis die Ordnungskräfte vorbeikommen«, meinte Aahz. »Ich glaube, es würde keiner besonders großen Überredungskünste bedürfen, um sie davon zu überzeugen, dass der Typ hier entflohenen Strafgefangenen Unterschlupf gewährt.«
»Hör auf, Grünschuppe«, befahl Massha und blies sich dabei zu doppeltem Leibesumfang auf. »Vilhelm war bisher immer sehr nett zu uns, und ich werde es nicht zulassen, dass ihm irgend jemand droht, nicht einmal du. Vergiss bloß nicht, dass du dir immer noch im Turm den Hintern abfrieren würdest, wenn er nicht gewesen wäre. Entweder hilft er uns freiwillig ohne Druck, oder wir suchen uns was anderes.«
Aahz wich vor ihrem heiligen Zorn zurück.
»Lässt du das zu, dass dein Lehrling in diesem Ton mit mir spricht?« fuhr er mich an.
»Nur, wenn sie recht hat«, meinte ich achselzuckend.
»Sag mal, Aahz«, mischte sich Chumly ein. »Könntest du dein übles Benehmen vielleicht mal für ein paar Minuten auf Eis legen? Wir brauchen uns in dieser Dimension wirklich nicht noch einen Feind anzulachen, und was mich angeht, so würde ich diesem Herrn lieber erst meinen Dank sagen, bevor er uns rausschmeißt.«
Wenn er im Dienst ist, trägt Chumly den Namen Großer Mampf und zieht eine Neandertalernummer ab, um die ihn die meisten Barbaren im Bazar beneiden.
In seiner Freizeit jedoch hat uns sein Charme schon aus mancher Klemme geholfen ... aus beinahe ebenso vielen Klemmen, wie sie uns Aahz Gepolter eingetragen hatte.
»Na schön, kommt schon rein«, grollte der Verschicker. »Aus freien Stücken, ohne Zwang und so weiter. Hab noch nie jemanden im Stich lassen können, der in Schwierigkeiten steckte. Schätze, das ist auch der Grund, weshalb ich selbst nie in andere Dimensionen gereist bin. Die würden mir dort bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren ziehen.«
»Danke, Vilhelm«, sagte ich und schlüpfte an ihm vorbei ins Büro, bevor er es sich anders überlegen konnte. »Du musst meinen Partner entschuldigen. Er ist wirklich nicht immer so. Aber als Todeskandidat ist ihm der Sinn für Humor ein wenig abhanden gekommen.«
»Ich bin wohl selbst ein bisschen gereizt und nervös«, gestand der Vampir. »So merkwürdig es klingen mag,
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