Ein Dämon macht noch keinen Sommer
Zweitens: Selbst wenn Vic sich ausgerechnet haben sollte, dass du sie liebst, wird er ihr, wie ich glaube, bisher noch nichts angetan haben. Er wird sie höchstens später als Trumpfkarte gegen uns ausspielen wollen.«
Ich sog hörbar die Luft ein.
»... und er ist ein solcher Bastard, dass er das auch tun wird«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was ich tun kann, weder für uns noch für sie, aber ich werde mein Möglichstes versuchen. Danke, Chumly.«
Der Troll musterte mich eindringlich.
»Eigentlich habe ich ihn gar nicht für einen solchen Widerling gehalten«, warf er ein. »Eher für einen schlauen, wendigen Burschen, der bis über beide Ohren in Schwierigkeiten geraten ist und nun versucht, sich so gut es geht den Weg mit Improvisationen wieder freizuschaufeln. Ehrlich gesagt, Skeeve, alter Junge, erinnert er mich in manchen Punkten an dich. Du solltest mal darüber nachdenken, wenn du versuchst, seine möglichen Aktionen zu berechnen und wie man ihnen begegnen kann.«
Ich versuchte erneut, gelassen abzuwägen, was er mir sagte, doch ich war unfähig, über etwas anderes nachzudenken als darüber, was der Ausgang dieser Jagd für Konsequenzen für Luanna haben würde. Es fiel mir schon schwer genug, zu akzeptieren, dass wir Luanna und ihre Begleiter den Behörden würden ausliefern müssen, damit sie für ihre Vergehen einstanden, aber der Gedanke, sie in physische Gefahr zu bringen, war mir unerträglich.
Ich hielt Ausschau nach Aahz, wild entschlossen, dieser Hatz ein für allemal ein Ende zu machen. Zu meiner Überraschung hatte sich der Rest der Gruppe jedoch vor uns an einer Ecke versammelt, und mein Partner winkte uns gerade, wir sollten uns ihnen anschließen.
»Was ist denn da los?« fragte ich mehr mich selbst.
»Ich würde vermuten«, meinte Chumly, »dass wir am Ziel sind.«
Eine kalte Woge der Furcht durchflutete mich, und ich eilte zum Treffpunkt, dicht gefolgt von Chumly.
»Wir haben Glück«, erklärte Aahz, als ich eintraf.
»Guido sagt, dass er gesehen hat, wie Vic das Gebäude betreten hat, kurz bevor wir hier ankamen. Ich schätze, dass sie alle drei da drin sind.«
»Aahz, ich ... ich will, dass wir die Sache sofort abblasen«, platzte ich heraus, und mir war schmerzlich bewusst, wie schwach sich das anhörte.
»Ach ja?« erwiderte mein Partner und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Gibt es dafür irgendeinen besonderen Grund?«
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippe und spürte, dass die Blicke der ganzen Gruppe auf mir ruhten.
»Nur einer: Ich liebe ein Mitglied der Flüchtlingsgruppe ... das Mädchen.«
»Ach ja? Als wenn mir das sonderlich neu wäre!« feixte Aahz und zwinkerte mir zu.
»Du hast es gewusst?«
»Wir haben es alle gewusst. Wir haben sogar gerade eben noch darüber diskutiert. Vergiss nicht, wir kennen dich alle ... und ich kenne dich wahrscheinlich am besten. Die Sache ist so gut wie beschlossen, wir werden dein Liebchen laufen lassen. Nimm's als Geschenk von uns für dich. Die beiden anderen gehören uns.«
Noch vor fünf Minuten hätte mich diese Mitteilung in einen Glückstaumel versetzt. Doch nun schien sie alles nur noch komplizierter zu machen.
»Aber Chumly hat gerade gemeint, dass sie ihr möglicherweise etwas antun, wenn sie herausbekommen, dass sie uns geholfen hat«, erklärte ich voller Verzweiflung. »Können wir sie denn nicht einfach alle laufen lassen?«
»Keine Chance, Partner«, sagte Aahz mit fester Stimme. »Abgesehen von unseren ursprünglichen Gründen, die dagegen sprechen, hast du gerade selbst noch einen weiteren Grund hinzugefügt. Deine Freundin könnte in Schwierigkeiten stecken, und die einzige Möglichkeit, sicherzugehen, dass ihr nichts passiert, besteht darin, ihre Partner zu beseitigen ... und zwar schnell.«
»Glaub ihm, Skeeve«, mahnte Tanda. »Es mag zwar nicht gerade besonders schön sein, aber es ist die beste Methode.«
»Wirklich, Boss«, meldete sich Guido jetzt leise zu Wort. »Wenn wir die Sache nicht hier und jetzt geradebiegen, kannst du nie sicher sein, dass ihr nichts passiert ist, wenn du verstehst, was ich meine.«
Das leuchtete mir fast ein, dennoch blieb ich beunruhigt.
»Ich weiß ja nicht, Aahz ...«
»Ich aber!« fauchte mein Partner. »Und je länger wir hier rumstehen, desto größer werden die Chancen, dass sie entweder abhauen oder uns eine Falle stellen. Wenn du immer noch unentschlossen bist, dann bleib hier unten ... eigentlich sowieso keine schlechte Idee. Massha, du
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