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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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zurück.
    Etwas anderes blieb mir im Moment nicht zu tun.
    Ich schaffte es tatsächlich, die Stadt ganze sechs Mal vollständig zu durchqueren, bevor mir in den Sinn kam, dass mein Verhalten mir eine Aufmerksamkeit eintragen könnte, an der mir nicht gelegen war. Als ich nun erneut das Ende des Gehsteigs erreichte, diesmal auf der Seite der Stadt, auf der wir angekommen waren, setzte ich mich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden.
    Über mir sank die Sonne allmählich tiefer. Wie es aussah, blieben nur noch ein paar Stunden bis zum Sonnenuntergang, und ich fragte mich ernsthaft, was ich dann anfangen sollte.
    Ich hatte keine Ahnung.
    Die Frage, warum Aahz und Tanda noch nicht zurückgekommen waren, um mich zu retten, beschäftigte mich sehr. Ich hatte mir ausgerechnet, dass etwa zwei Stunden vergangen sein mussten, während ich Geschirr gespült und die Stadt mehrfach von einer Seite zur anderen durchquert hatte. Die Lauferei hatte mir ein bisschen geholfen, Furcht und Panik im Zaum zu halten. Für den Augenblick schien es mir, als würde mein Verstand ganz sauber arbeiten, und ich war stolz darauf, bis jetzt so gut zurechtgekommen zu sein. Ich konnte nur hoffen, dass ich Gelegenheit bekam, Aahz und Tanda davon zu erzählen, damit sie stolz auf mich sein konnten.
    Ich starrte die verlassene Straße hinauf. Das Letzte, was ich wollte, war auf einem Vegetarierplaneten festzusitzen, gemeinsam mit einer kuriosen huttippenden Bevölkerung, die nicht an Geld glaubte.
    Ein paar Leute, die sich weiter unten auf der Straße befanden, betrachteten mich offenbar entsetzt, weil ich auf dem Gehsteig saß. Ich stand also auf, tippte an meinen Hut und lehnte mich mit dem Rücken an das Gebäude.
    Nun lächelten sie, als wäre plötzlich alles wieder in bester Ordnung, und widmeten sich erneut ihren eigenen Angelegenheiten. Die nächsten paar Minuten starrte ich nur die verlassene Straße zu der Felsenklippe hinauf und überlegte, was ich tun sollte. Sollte ich wieder da raufgehen, oder sollte ich einfach bleiben, wo ich war?
    Was sollte ich machen, wenn ich zur Klippe ging und niemand dort war, womit ich rechnen musste? Bis dahin wäre es beinahe dunkel, und ich würde die Nacht draußen in der Wildnis verbringen müssen. Aus irgendeinem Grund sagte mir der Gedanke nicht sonderlich zu.
    Und was sollte ich machen, wenn sie nie wieder zurückkämen? Sollte ich mich auf die Suche nach der Stadt mit der goldenen Kuh machen? Ich hatte die Karte gut genug im Gedächtnis, um zu wissen, dass der Name der Stadt Dodge lautete. Mit genug Zeit konnte ich es sicher bis dort schaffen.
    Aber diese Entscheidung konnte ich immer noch treffen, sollten Aahz und Tanda nicht zurückkommen. Im Augenblick hielt ich es für wichtiger, dafür zu sorgen, dass die beiden mich finden würden, wenn sie zurückkämen. Diese kleine Stadt war der Ort, an dem sie mich zuletzt gesehen hatten, also würde ich bleiben. Zumindest in allernächster Zukunft, wie lange das auch sein mochte.
    Sollte es Glenda gelungen sein, Aahz und Tanda irgendetwas Schreckliches anzutun, so war das ein Problem, dem ich mich später widmen sollte. Viel später. Irgendwie würde ich dann schon dafür sorgen, dass Glenda für ihre Sünden bezahlen würde.
    Mit einem letzten Blick auf die verlassene Straße machte ich kehrt und ging zu Audry's zurück. Dort konnte ich wenigstens am Fenster sitzen und die Straße im Auge behalten, ohne dabei wer weiß wie aufzufallen.
    Die Musik aus dem Ding, das aussah wie ein Piano, erklang noch immer, aber der Schankraum war leer. Der Wirt lächelte mir zu, runzelte dann aber die Stirn, als er erkennen musste, dass Glenda nicht bei mir war.
    Ich beschloss, ihn auf meine Seite zu ziehen, und ging zum Tresen.
    »Ist meine Freundin inzwischen zurückgekommen?«
    »Nein«, antwortete er. »Haben Sie sie nicht gefunden?« Unverkennbare Sorge schwang in seiner Stimme mit.
    »Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich gegangen bin«, sagte ich. »Bin auf der Suche nach ihr durch eure ganze schöne Stadt gelaufen.«
    »Ich hatte mich schon gefragt, was Sie da machen«, sagte er. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, was mit ihr passiert sein könnte. Bis zum Vollmond vergehen noch ein paar Tage, also wird die Lese sie nicht erwischt haben. Zumindest noch nicht.«
    Zu gern hätte ich ihn gefragt, was der Vollmond damit zu tun hatte und was eine Lese war, aber er hatte das alles so selbstverständlich in den Raum geworfen, dass ich zweifellos meine Tarnung

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