Ein Dämon macht noch keinen Sommer
von der Straße verschwanden, sobald es dunkel wurde. Und ich wäre klug beraten, ihrem Beispiel zu folgen.
Ich ging zur Stadtgrenze und starrte die Straße zu der Klippe hinauf. Nicht eine Menschenseele zeigte sich im schwindenden Tageslicht. Die Suche nach Aahz und Tanda würde wohl bis morgen warten müssen.
Dummerweise hatte ich das Gefühl, meine Chancen, sie zu finden, würden mit jeder Stunde schwinden, die sinnlos verging.
Ich machte kehrt und ging über den Gehsteig in Richtung Hotel.
Die Tür war geschlossen und die Fenster verriegelt, aber als ich klopfte, ließ mich die nette Dame am Empfang ein. Sie stellte keine Fragen und schlug nicht einmal vor, wie ich die Schuld für das Zimmer abarbeiten könnte. Sie erklärte mir lediglich beim Eintreten, es sei ein Glück, dass ich hereingekommen sei, und führte mich in ein behagliches Zimmer im ersten Stock, dessen verriegeltes Fenster von fest verschlossenen Fensterläden gesichert wurde.
Es gab ein Bett, eine kleine Wasserschüssel auf einer Kommode und eine Toilette auf der anderen Seite des Korridors.
Ich dankte ihr, und sie ging ihrer Wege.
Eine kurze Überprüfung verriet mir, dass ich die sicher verschlossenen Fensterläden nicht würde öffnen können. Was auch immer also in dieser Nacht geschehen würde, ich wäre von meinem Fenster aus nicht imstande, es zu sehen.
Ich legte mich in das einigermaßen bequeme Bett, machte mir aber nicht die Mühe, mich auszuziehen.
Bilder von Tanda und Aahz kreisten durch meinen Kopf. Wenn Glenda ihnen auf Vortex Nr. 6 etwas angetan hatte, gab es für mich nicht die geringste Möglichkeit, ihnen zu helfen. Ich saß hier fest, unfähig, durch die Dimensionen zu springen, gefangen in einem Land, in dem sich die Leute von Grünzeug ernährten und Angst hatten, des Nachts auf die Straße zu gehen.
Obwohl von draußen kein Ton hereindrang, verbrachte ich eine sehr lange, schlaflose Nacht in diesem kleinen Raum.
Kapitel 7
DU KANNST NICHT NACH HAUSE ZURÜCKGEHEN
PRINZESSIN LEIA
Kaum drang das erste Tageslicht durch die Fensterläden, ging ich hinunter. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, die Schatten auf der Straße noch lang, doch die Vordertür des Hotels stand weit offen, und alle Fensterläden waren geöffnet. Diese Leute konnten der Nacht nichts abgewinnen, so viel stand wohl fest. Ich hätte sie zu gern gefragt, wovor sie sich fürchteten, aber wie ich meine Frage auch formuliert hätte, ich hätte in jedem Fall preisgegeben, dass ich nicht in diese Dimension gehörte. Außerdem hatte ich im Moment auch so schon genug Probleme, da musste ich mir nicht noch mehr aufhalsen. Aahz hatte mich stets gelehrt, immer nur ein Problem auf einmal anzugehen.
Das Problem, das mich im Moment bewegte, war, dass ich nicht wusste, wie ich irgendeines meiner Probleme lösen sollte.
Ich ging die Straße hinunter zu Audry's und tippte an meinen Hut, als ich dem Kerl mit der Schaufel begegnete, der wie schon am Vortag die Pferdeäpfel zusammensammelte. Mein alter Wirtsfreund und Arbeitgeber von Gestern hatte die Tür seiner Bar geöffnet und die Fensterläden aufgeklappt. Ich war sein erster Kunde.
»Sie haben sie nicht gefunden, was?«, fragte er, als ich eintrat.
»Sie muss wohl jemanden getroffen und bei irgendeinem Freund übernachtet haben«, sagte ich. »Aber ich wette, sie taucht bald auf.«
Er blinzelte mir zu. »Ja, schöne Frauen vergessen dann und wann die Zeit.«
Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken, wie er daraufgekommen war.
Irgendwann, als die Nacht halb vorbei war, hatte ich beschlossen, dass ich hungrig genug war, um altes Gemüse zu essen.
»Könnte ich ein kleines Frühstück und ein Glas von ihrem wundervollen Saft bekommen?«
»Na klar«, sagte er und schenkte mir Karottensaft ein.
Ich starrte das Glas mit der orangefarbenen Flüssigkeit an. Wenn ich nur genug Zeit hier verbrachte, würde ich das Zeug eines Tages ganz einfach hassen.
»Heute Morgen haben Sie wirklich Glück«, sagte der Wirt. »Ich habe gerade eine ganze Wagenladung bester Ware frisch von den Feldern bekommen.«
»Toll«, sagte ich trocken.
Er verschwand in der Küche, und ich nahm wieder meinen Platz am Fenster ein und trank einen Schluck Saft. Er war nicht so schlecht, wie ich ihn von gestern in Erinnerung hatte, aber ich war überzeugt, das lag nur daran, dass ich einen weiteren Tag hatte hungern müssen. Von meinem Platz aus konnte ich die ganze Straße samt der Aktivitäten einsehen, die einen Teil des Ortes
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