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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Kerl hinter dem Tresen.
    Ich fuhr mit der Vorstellung fort und wünschte im Stillen, der Fraß würde schmecken, denn die Vorstellung, etwas zu essen, hatte mich inzwischen ziemlich hungrig werden lassen.
    Bald darauf nickte der Wirt Glenda lächelnd zu, als hätte sie ihm weit mehr versprochen, als ich mir ausmalen wollte.
    Glenda winkte mir, zu ihr zu kommen, und ich folgte gehorsam und trug unsere beiden Teller zum Tresen. Der Mann führte uns zu einer Tür in einen Raum, den er möglicherweise für eine Küche hielt. An einer Wand standen Fässer mit verschiedenen Gemüsesorten, und neben einem Wasserfass stapelten sich schmutzige Teller und Gläser. Kein Wunder, dass das alles so furchtbar schmeckte. Ich mochte gar nicht daran denken, dass ich tatsächlich einen Bissen von dem Zeug aus diesem Loch gegessen hatte.
    »Spülwasser ist im Fass«, sagte der Mann und warf mir ein Handtuch zu. »Trocknen Sie die Teller erst ab, bevor Sie alles andere sauber machen.«
    Glenda legte ihm die Hand auf die Schulter und drängte ihn sacht in Richtung Tür.
    »Keine Sorge«, sagte sie. »Wir werden alles gründlich putzen.«
    »Ich weiß, dass Sie das tun werden«, sagte er. Der Kerl war Wachs in ihren Händen, schlimmer noch als ich, und aus irgendeinem Grund ging mir dieser Gedanke gegen den Strich.
    Nun aber ging er hinaus, und Glenda kehrte zu mir zurück.
    »Siehst du, mein Hübscher, mein Vater hatte Recht. Du bist etwas Besonderes.«
    Ich fühlte, wie meine Wangen zu glühen anfingen. »Danke.«
    »Nein. Ich danke dir «, sagte Glenda. »Für alles. In all den Jahren, während wir versucht haben, diesen blöden Schatz auf der Karte zu finden, habe ich immer geglaubt, ich wüsste nicht, wo er ist.«
    »Aye, du weißt es jetzt, und wir werden ihn bald gefunden haben«, sagte ich. »Bring uns einfach zurück nach Vortex Nr. 6.«
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
    »Tut mir Leid, mein Prinz mit dem reinen Gewissen. Vielleicht das nächste Mal.«
    Mit einem kurzen Winken und einem angedeuteten Kuss verschwand sie, begleitet von einem leisen PUFF!
    »Das ist nicht witzig«, brüllte ich und gaffte die leere Luft an.
    Der Wirt kam mit verwirrter Miene zur Tür herein.
    »Was ist nicht witzig? Und wo ist Ihre schöne Freundin?«
    Ich sah mich um und deutete auf die Hintertür.
    »Ich habe ihr gesagt, ich würde schon mit dem Abwaschen anfangen. Sie wird bestimmt gleich zurück sein.«
    »Gut«, sagte er. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn sie wieder da ist. Sie hat gesagt, sie hätte noch eine Überraschung für mich.«
    Damit kehrte er in den Schankraum zurück, und ich blieb allein in der fremden Küche.
    In der fremden Dimension.
    Wie es schien, war der Wirt nicht der Einzige, den Glenda hatte überraschen wollen.

Kapitel 6
Wieder allein... natürlich.
R. Crusoe

    Nun muss ich zugeben, dass meine erste Reaktion, nachdem Glenda mich allein zurückgelassen hatte, darin bestand, instinktiv ihren Namen und die von Aahz und Tanda brüllen zu wollen.
    Brüllen hätte die Panik unterdrücken können, die ich empfand, aber ich wusste bar jeglichen Zweifels, dass Brüllen nichts Gutes bewirkt hätte. Trotzdem wollte ich brüllen, mehr als irgendetwas sonst.
    Ich tat es nicht.
    Mein zweiter Gedanke war, durch die Hintertür zu flüchten und zu laufen, was das Zeug hielt, aber dann wäre ich ein Zechpreller gewesen, und da es durchaus möglich schien, dass ich für eine Weile hier festsaß, schaffte ich es, auch diesen Impuls zu unterdrücken und nicht wegzulaufen.
    Aber gewollt hätte ich bestimmt.
    Die dritte Reaktion bestand daraus, auf Automatik zu schalten, um meinem Verstand Zeit zu geben, das gerade Geschehene zu verarbeiten. Das war so gut wie alles andere auch, also widmete ich mich der Bezahlung, wischte Teller ab, schüttete den Müll in einen großen Eimer und tauchte das Geschirr in das Schmutzwasser im Fass, auf dass es hinterher zumindest so tat, als wäre es sauber.
    Äußerlich, kann ich mir vorstellen, habe ich einen ru-higen Eindruck gemacht, aber innerlich sah es ziemlich übel aus.
    »Keine Panik. Keine Panik. Keine Panik«, redete ich mir fortwährend ein, wobei ich sorgsam darauf achtete, abwechselnd zu sprechen, zu atmen und Teller ins Wasser zu tauchen.
    Schließlich hatte ich mich weit genug unter Kontrolle, um mir ein paar Fragen zu stellen.
    Warum hatte Glenda mich verlassen?
    Keine einfache Frage. Zumindest keine, die eine einfache Antwort gestattete, mit der ich mich hätte einverstanden erklären wollen.

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