Ein Dämon macht noch keinen Sommer
schlichen wir mit einem Abstand von dreißig Schritten zu der letzten Person in der Reihe hinter ihnen auf exakt der Straße aus dem Dorf hinaus, der wir so oder so hatten folgen wollen.
Je weiter wir das Dorf hinter uns ließen, desto mehr rechnete ich damit, die Kühe zu erblicken, die auf uns warteten, um nun die Zombiedörfler anzugaffen, aber weit und breit war nicht eine Kuh zu sehen.
Aber es gab einen Haufen nackter Leute, die sich gähnend auf den Feldern streckten, als wären sie gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht.
Die Dörfler setzten ungerührt ihren Zombiemarsch fort, als sich die Nackten von den Feldern näherten. Der erste Nackte, der sich ganz in unserer Nähe zu den Dörflern vorgearbeitet hatte, schnappte sich einen alten Mann im Nachthemd, drückte ihm den Kopf in den Nacken und biss in seinen Hals.
»Vampire«, flüsterte Tanda.
Hinter uns erhob sich der Vollmond über die Hügel und tauchte das Festmahl in schimmerndes Licht, während sich immer mehr Vampire ihren Teil des reich gedeckten Tisches holten. Also das war die Lese? Ich konnte es nicht fassen.
Die Kühe waren Vampire, und ihr Grundnahrungsmittel war die hiesige Bevölkerung. Kein Wunder, dass die Leute in den Städten alle nur Gemüse aßen und Angst vor der Dunkelheit hatten. Die Leute, die in diesen Städten lebten, waren nichts weiter als Vieh, das für die monatliche Schlachtung gemästet wurde.
Hier waren die Kühe die Herren.
»Ihr seid nicht in der Lese-Linie«, informierte uns eine tiefe, freundliche Stimme von hinten.
Wie ein Mann wirbelten wir alle drei herum, um uns zwei nackten Leuten gegenüberzusehen, einem Mann und einer Frau. Ihre Körper waren perfekt gebaut, ihre Muskeln gespannt, die Augen groß und braun wie die der Kühe, die jede Nacht die Straße gesäumt hatten.
Die Frau war eine der schönsten Vertreterinnen ihres Geschlechts, die ich je nackt gesehen hatte. Nein, sie war die Schönste. Und schon nach einem einzigen Blick in ihre Augen wollte ich mich ihr hingeben. Was kümmerte es mich da noch, ob sie mich beißen wollte oder nicht.
Im nächsten Moment hieb der Sandsturm auf Vortex Nr. 6 auf mich ein und entriss mich dem Verlangen, zum zweiten Mal innerhalb einer Woche wegen einer schönen Frau einen Narren aus mir zu machen.
Kapitel 10
ICH KANN JEDERZEIT AUFHÖREN.
S. HOLMES
Die hundert mühseligen Schritte durch den Sandsturm zu der Blockhütte schienen jedes Mal länger zu dauern, wenn ich sie tat. Mir war schleierhaft, warum wir nicht einfach den D-Hüpfer nehmen konnten, um direkt in die Hütte zu springen und Wind und Staub aus dem Weg zu gehen. Sobald wieder Ruhe eingekehrt wäre, wollte ich Tanda danach fragen.
Als wir uns der Hütte näherten, signalisierte Tanda mit erhobener Hand, dass wir stehen bleiben sollten. Ich konnte kaum die dunklen Umrisse der Hütte im Sturm ausmachen, und diesmal brannte kein Licht im Fenster.
Tanda tat etwas mit ihren Armen, vermutlich eine Art magischer Abtastung, die nur professionellen Mördern zugänglich war. Dann bedeutete sie uns mit einem Wink, dass keine Gefahr drohte und wir weitergehen sollten. Demnach wartete Glenda nicht in der Hütte auf uns.
Plötzlich blitzte vor meinem geistigen Auge ein Bild von ihr und einem Kuhvampir auf, der ihr irgendwo mitten auf der Straße das Blut aus dem Hals sog. Bedenken Sie, was sie mir angetan hatte, so werden Sie sich vorstellen können, dass ich in den vergangenen Tagen schon weniger nette Gedanken in Bezug auf Glenda gehegt hatte.
Wir gingen hinein und schlossen die Tür, um uns vor dem Sturm zu schützen.
»Sind wir abgeschirmt?«, fragte Aahz.
»Voll und ganz«, antwortete Tanda. »Skeeve hatte Recht; hier gibt es enorme Energien. Ich kann den Schild aufrecht erhalten, so lange wir ihn brauchen.«
»Also kann Glenda nicht einfach überraschend hier auftauchen?«, fragte ich und ging zum Ofen, um ihn anzuzünden, ehe ich meinen Mantel ablegte.
»Unmöglich«, versicherte mir Tanda. »Wenn sie hierher zurückspringt, wird sie sich da draußen in dem Sandsturm ziemlich schmutzig machen.«
Aahz lachte. »So etwas passiert auch netteren Dämonen.«
»Wollt ihr etwas essen?«, fragte Tanda und wühlte in den Schränken, während ich am Tisch Platz nahm.
»Nur etwas Karottensaft«, seufzte ich.
Ich fühlte, wie mein Körper ernsthaft ermüdete, als hätte jemand den Stöpsel gezogen und meine ganze Restenergie wäre aus mir herausgeströmt.
Ich wühlte in meiner Tasche nach der Feldflasche, die
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