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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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noch immer der Ort mit der goldenen Kuh. Wir waren dem Schatz schon näher gekommen, als wir gedacht hatten.
    Aber nach der Karte zu urteilen, war der Weg bis nach Bethel sehr weit und der nach Donner noch weiter. Bis wir auch nur den ersten der beiden Orte erreichen konnten, wäre es mitten in der Nacht. Ich konnte nur hoffen, dass die Kühe uns nicht beobachten würden.
    »Bist du erholt genug, um weiterzuziehen?«, fragte Aahz.
    Ich kippte das halbe Glas Karottensaft auf einmal hinunter und nickte.
    »Schütte das in einen der Wasserkanister, ja?«
    Tanda nickte, während ich mich erhob und zu der Tür zum Hinterzimmer ging. Dort klopfte ich, und der Wirt kam heraus.
    »Was können wir im Tausch gegen die wunderbaren Drinks tun, die Sie uns serviert haben?«
    Er lächelte, als hätte ich schon wieder die Zauberworte gesprochen.
    »Kommen Sie einfach bald mal zum Essen wieder.«
    »Ich verspreche es«, sagte ich und tippte an meinen Hut. »Danke.«
    Der Mann blieb lächelnd an Ort und Stelle stehen und sah zu, wie wir gingen, als wären wir seine Kinder und gerade auf dem Weg in die Schule.
    Mitten in der Nacht wanderten wir durch Bethel. Die Stadt sah genauso aus wie alle anderen, und obwohl alle Fenster und Türen verrammelt waren, erkannte ich im Vorbeigehen das Gegenstück zu Audry's Bar.
    Während der letzten Stunden, seit wir gleich nach Einbruch der Dunkelheit eine Rast eingelegt hatten, beobachteten uns die Kühe wieder. Wie wir so an dem Weideland vorbeiflogen, boten wir den Kühen eine einzigartige Abendunterhaltung. Tausende und Abertausende von Kühen säumten die Straße und warteten darauf, dass wir an ihnen vorüberzogen. Ich hatte keine Ahnung, warum sie das taten oder woher sie wussten, dass wir kommen würden, aber es gab nicht das kleinste Stück Straße, an dem sich die Kühe nicht zu beiden Seiten aufgestellt hätten. Und obwohl es keine Zäune gab, trat keine von ihnen auf die Straße und versuchte, uns aufzuhalten.
    Nach einer Weile hörte ich auf, sie anzusehen. Ihre großen Augen, die im Mondlicht schimmerten, zerrten nur unnötig an meinen Nerven.
    Meine Fliegerei wurde besser und besser, je weiter wir kamen, und da der Mond fast voll war, konnte ich die Straße gut erkennen. Fast eine Stunde schaffte ich nun im Non-Stop-Flug, ehe ich eine Pause einlegen musste, und wir kamen gut voran, nicht zuletzt dank des überwiegend flachen Terrains.
    So gern ich schon früher getrunken hätte, weil ich mich ermattet fühlte, zwang ich mich doch zu warten, bis wir zu Fuß durch Bethel gingen, ehe ich den letzten Rest des Karottensafts zu mir nahm, den Tanda für mich aufbewahrt hatte.
    Schon dieses halbe Glas schenkte mir genug Kraft, um weiterzumachen, als hätte ich eine ganze Nacht gut geschlafen. Es war, als würde mir der Saft die Möglichkeit geben, alle Energien um mich herum zu nutzen, um uns über der Straße zu halten und zum Schatz zu tragen.
    Bei Sonnenaufgang hörten die Kühe wieder auf, uns zu beobachten und grasten, als würden wir sie nicht im Mindesten interessieren. Eine Weile war ich beinahe beleidigt, bis mir klar wurde, was ich da für Gedanken wälzte. Wie konnte eine Kuh, die mich nicht beobachtete, während ich vorüberflog, mich beleidigen? Das ergab keinen Sinn.
    Am Vormittag kamen wir zu einer kleinen Stadt, noch immer weit von unserem Ziel Donner entfernt. Sie war vielleicht halb so groß wie Evade und nur ein winziger Punkt auf unserer Karte. Der Saft, den ich mitten in der Nacht getrunken hatte, hatte seine Energie längst abgegeben, und ich war so müde, dass ich nur noch umfallen und schlafen wollte.
    Wie ich beim Anblick der kleinen Stadt gehofft hatte, gab es auch hier eine Bar, die aussah wie Audry's. Sie war leer, wie die anderen, und wir traten ein und setzten uns an unseren üblichen Tisch. Ich fläzte mich auf den Stuhl vor dem Fenster, froh, noch am Leben zu sein.
    Es gab nur ein Problem mit dem Karottensaft: Wenn die Wirkung nachließ, waren die Entzugserscheinungen beinahe unerträglich. Wollten wir Donner bis Mitternacht erreichen, dann brauchte ich auf der Stelle einen Schuss oder zwei von dem goldenen Lebenselixier.
    Diese Bar sah nicht nur aus wie Audry's; sie war wie Audry's. Und als der Kerl mit der weißen Schürze und dem dreckigen Lappen aus dem Hinterzimmer kam, überraschte mich das ganz und gar nicht.
    »Was kann ich für euch tun, Fremde?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte ich, bevor Aahz oder Tanda einen Ton herausbekamen, »hätten

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