Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Karte lediglich ein Köder gewesen war, der Harold Rettung hatte bringen sollen, plötzlich sehr daran interessiert war, nach Hause zurückzukehren. Besser spät als nie, nehme ich an.
    Aahz saß an einem der Schreibtische, während Tanda und ich neben ihm standen, als sich die Wand öffnete und Harold die Bibliothek betrat. Durch die Öffnung konnte ich das Tageslicht sehen, dass den Raum jenseits des Badezimmers flutete. Wie es schien, hatten wir eine weitere Vollmondnacht im Land der Kuhvampire überstanden.
    Harold trat näher und sah sich nach Glenda um, die immer noch schlief. Sie hatte sich die ganze Nacht nicht gerührt.
    »Hat sie versucht, sich zu befreien?«, fragte Harold. »Nur als die Sonne untergegangen ist, und auch da nur ein paar Sekunden lang«, sagte Aahz. »Das Seil hat sie festgehalten.«
    »Dann ist sie gerettet«, verkündete Harold.
    »Wie funktioniert das Seil?«, erkundigte ich mich, da mir immer noch nicht klar war, wie ein schlichtes Seil auch nur ein Kind hätte halten können, ganz zu schweigen von einem Menschen, der die Absicht hatte, sich in einen Vampir zu verwandeln.
    »In erster Linie vereitelt die Magik in dem Seil die Verwandlung«, erklärte Harold. »Und da ihr es die ganze Nacht auf ihr gelassen habt, hat es auch ihren Organismus gereinigt, so dass kein neuer Verwandlungsversuch stattfinden kann. Sehen Sie sich nur ihren Nacken an, wenn Sie sich selbst ein Bild machen wollen.«
    Ich ging zu Glenda. Speichel war aus ihrem Mund geflossen und hatte sich in einer Pfütze auf der Decke gesammelt. Und sie schnarchte leise. Ich legte einen Finger an ihre Schläfe und drehte ihren Kopf, so dass die Bisswunden, die die Vampire hinterlassen hatten, hätten erkennbar sein müssen. Dort, wo ihre Haut rot und entzündet gewesen war, sah sie nun jedoch wieder normal aus. Nur ein paar winzige Male, die eher an Sommersprossen erinnerten, waren von der giftigen Wunde übrig geblieben.
    »Erstaunlich«, entfuhr es mir.
    »Allerdings«, stimmte Aahz zu, der hinter mich getreten war.
    »Lasst das Seil noch etwas länger liegen, und lasst sie schlafen«, riet uns Harold. »Es wird ihr gut tun und ihrem Körper helfen, das Blut zu ersetzen, das ihm entzogen worden ist.«
    Wieder betrachtete ich Glenda. Für einen kurzen Moment tat sie mir beinahe Leid. Dann dachte ich daran, dass sie mich in dieser Welt zurückgelassen hatte, ohne je die Absicht gehegt zu haben, mich wieder hier herauszuholen, und mein Mitleid verschwand.
    »Wie haben Sie die letzte Nacht überlebt?«, fragte Tanda.
    Harold zuckte mit den Schultern. »So wie ich jede Vollmondnacht überlebt habe, und das seit unvorstellbar vielen Jahren. Ich habe mich in eine Kuh verwandelt, gegrast und im Stehen geschlafen.«
    »Oh«, machte Tanda verständnisinnig. »Werden Sie uns das näher erklären, wenn Sie uns den Rest der Geschichte erzählen?«
    Harold lachte. »Das ist ein Teil der Geschichte.« Dann sah er sich um. »Ein bemerkenswerter Raum, nicht wahr?«
    »Allerdings«, stimmte ihm Aahz zu. »Wir haben ein paar interessante Details der Geschichte dieser Dimension aus den Büchern erfahren.«
    Mir fiel auf, dass Aahz keinen Ton über die Karte an der Decke verloren hatte, was ich ganz bestimmt auch nicht tun würde. Ich fragte mich jedoch, ob Harold vielleicht von ihr wusste.
    »Gut«, sagte Harold. »Dann kennen Sie bereits die Hintergründe dessen, was mit mir geschehen ist und wie wir so haben werden können. Sollen wir hinaus ins Tageslicht gehen?«
    »Was ist mit ihr?«, fragte ich und deutete auf die schlafende Glenda.
    Harold zuckte mit den Schultern. »Sie wird nicht aufwachen, solange das Seil auf ihr liegt, und hier drin kann ihr nichts passieren.«
    Wir folgten ihm hinaus in die Suite. Das Tageslicht wieder zu sehen war ein großartiges Gefühl. Die Nacht in einem staubigen Raum zu verbringen und mir Sorgen zu machen, was im nächsten Augenblick geschehen mochte, war nicht gerade das, was ich mir unter einem gelungenen Abend vorstellte.
    »Möchte jemand etwas essen?«, fragte Harold und ging zu seiner Küche, worauf wir uns um den Küchentisch versammelten und ihm zusahen.
    »Alles, nur keinen Karottensaft«, sagte Aahz mit einem viel sagenden Lächeln in meine Richtung. »Das ist nicht witzig«, murrte ich.
    Harold sah uns beide an und zuckte mit den Schultern. Offenbar hatte er keine Ahnung, wovon wir sprachen. »Ich kann Ihnen ein Pferdefleischsandwich, ein Gurkensandwich oder einen Salat mit frischen Tomaten anbieten.

Weitere Kostenlose Bücher