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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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berührte und zurücktrat, als die Wand hinter dem Toilettenbecken in den Raum hineinglitt.
    »Das ist der Raum mit dem höchsten magischen Schutz im ganzen Palast«, erklärte Harold. »Bleibt dort drin, bis ich die Tür öffne. Ihr dürft unter keinen Umständen herauskommen. Verstanden?«
    »Wir haben verstanden«, sagte Aahz.
    Ich ging als Erster durch die Tür, dicht gefolgt von Tanda und Glenda. Aahz ließ sich etwas mehr Zeit und sprach noch kurz mit Harold, ehe auch er sich zu uns gesellte.
    Der Raum hinter der Wand war aus dem massiven Felsgestein gehauen worden, das von Goldadern durchzogen war. Dort drin war es warm, und der helle Schimmer des Goldes in den Wänden sorgte für genügend Licht. Der ganze Raum war mit goldenen Büchern, Schriftrollen, Tischen, Stühlen und mehr Antiquitäten angefüllt, als ich je auf einem Haufen gesehen hatte. Nachdem wir alle hineingegangen waren, schloss der Kerl ohne ein weiteres Wort hinter uns die Wand.
    »Nicht einmal eine gute Nacht hat er uns gewünscht«, beschwerte sich Tanda.
    Glenda ging weiter in den Raum hinein und geradewegs zu einem antiken Sofa auf der anderen Seite.
    »Wenn es euch nichts ausmacht«, sagte sie, während sie sich hinlegte und die Augen schloss, »werde ich wohl ein kleines Nickerchen machen.«
    »Gute Idee«, sagte Aahz. Dann sah er mich an und hielt ein goldgewirktes Tau hoch, das er irgendwo gefunden hatte. Er legte einen Finger an die Lippen, um uns zu sagen, dass wir still sein sollten. Schließlich zog er die alte Decke von einem anderen antiken Möbelstück.
    »Ich habe hier eine Decke für dich«, sagte er zu Glenda. »Sie wird dich während der Nacht warm halten.«
    »Danke«, murmelte Glenda im Halbschlaf.
    Aahz ging zu ihr und winkte Tanda und mir zu, ihm unauffällig zu folgen. Ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte. Aahz breitete die Decke über sie und legte im gleichen Zug das Seil über ihren Körper. Ein geschickter Zug. Sie würde gar nicht merken, dass es da war.
    Er bedeutete mir, das Ende des Seils zu nehmen, das unter dem Sofa an der Wand lag.
    Ich ging in die Knie, schnappte mir das Ende und gab es Aahz, als jener vorgab, die Decke zurechtzuzupfen. Mit einer flinken Bewegung verknotete er das Seil und trat zurück.
    Tanda und ich folgten seinem Beispiel. Ich wusste nicht, wie eine einzelne Schlinge jemanden wie Glenda aufhalten sollte oder warum wir sie überhaupt aufhalten sollten, aber Aahz wusste offensichtlich mehr als ich, was nichts Neues war.
    Glenda fing an, sich hin und her zu werfen. Allem Anschein nach versuchte sie, sich aus ihrer Fessel zu befreien, doch das goldene Seil schien nie auch nur unter Spannung zu geraten. Dann schlug sie die Augen auf, als würde sie eines furchtbaren Anblicks gewahr, den ich ganz sicher nicht sehen wollte.
    »Was passiert mit ihr?«, flüsterte ich.
    Aahz bedeutete mir zu schweigen, während sich Glendas Mund zu einem Schrei öffnete, der nie erklang. Ihr Rücken bog sich unter Decke und Tau, und in dieser Haltung verharrte sie gut dreißig Sekunden lang.
    Das waren die längsten dreißig Sekunden meines Lebens. Ich konnte den Blick nicht von ihr und dem Ausdruck reinen Entsetzens auf ihrem Gesicht wenden. Dann war, was auch immer mit ihr geschah, plötzlich vorbei. Sie sank auf das Sofa zurück, schloss die Augen und fing an zu schnarchen.
    Aahz winkte uns zu, uns weiter von ihr zu entfernen und hinter die Bücher, Pergamente und Schriftrollen zurückzuziehen.
    »Also? Was ist da gerade passiert?«, fragte Tanda eine halbe Sekunde, ehe ich den Mund aufbekommen hätte.
    »Harold hat mir das Seil gegeben, um sie vor der Verwandlung in einen Vampir zu bewahren«, erklärte Aahz.
    »Wie es scheint, sind diejenigen, die so eine Nacht überstehen, auch die, an denen die Vampire Gefallen finden.«
    »Also darum war Glendas Leiche nicht zusammen mit den anderen in dieser Leichenhalle«, hauchte ich.
    »Genau«, sagte Aahz. »Sie wollten sie umdrehen und zu einer der ihren machen.«
    Ich sah mich zu dem Sofa um, auf dem Glenda friedlich schnarchte. »Aber jetzt wird sie nicht zu einem Vampir?«
    Aahz zuckte mit den Schultern. »Wir werden das Seil bis zum Morgen lassen, wo es ist. Nur um sicherzugehen.«
    »Wie wäre es mit ein paar Tagen?«, fragte Tananda.
    Aahz lachte. »Vielleicht.«
    Soweit es mich betraf, konnten wir sie den ganzen nächsten Monat unter dem Seil lassen. Wenn es um Glenda ging, war Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.
    Eine ganze Nacht inmitten der

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