Ein Dämon mit beschränkter Haftung
ein bißchen ins Wasser.
So saßen wir eine ganze Weile, und keiner von uns sagte irgend etwas. Das plätschernde Wasser hatte einen beruhigenden, hypnotischen Effekt, und ich merkte, wie mein Geist begann, sich zu entspannen und loszulassen. -
»War ein ganz schön anstrengender Tag, nicht, Partner?«
Instinktiv ging ich sofort in Abwehrhaltung, bevor mir klar wurde, daß Aahz immer noch mit ruhiger Stimme sprach.
»J-... ja.«
Ich wartete ab, doch er schien wieder in seine Gedanken versunken zu sein. Da ich mit meinen Nerven am Ende war, entschied ich mich zur Initiative.
»Schau mal, Aahz ... wegen Markie ...«
»Ja?«
»Ich wußte von dieser Elementalschulsache. Sie hatte es mir erzählt, als wir von Giek zurückkamen. Ich wußte lediglich nicht genug, um zu erkennen, daß es etwas Wichtiges war.«
»Ich weiß«, seufzte Aahz, ohne mich anzublicken. »Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, dir etwas über Elementalmagie beizubringen. Genausowenig wie ich dir kein Drachenpoker beigebracht habe.«
Gar keine Explosion! Langsam machte ich mir leichte Sorgen um meinen Partner.
»Bist du nicht böse?«
»Natürlich bin ich böse«, sagte er und gewährte mir einen flüchtigen Blick auf gebleckte Zähne, ein kaum erkennbares Lächeln. »Meinst du, ich wäre immer so jovial?«
»Ich meine, bist du nicht wütend?«
»Oh, durch das >wütend< bin ich schon durch. Ich bin inzwischen bei >nachdenklich< angelangt.«
Ich gelangte zu dem erstaunlichen Schluß, daß es mir besser gefiel, wenn Aahz brüllte und unvernünftig war. Damit wußte ich wenigstens umzugehen. Seine jetzige Stimmung war mir etwas völlig Unbekanntes.
»Worüber denkst du denn nach?«
»Über das Elternsein.«
»Über das Elternsein?«
»Ja. Du weißt doch, dieser Zustand, wenn man für ein anderes Wesen volle Verantwortung trägt? Na ja, zumindest theoretisch.«
Ich war mir nicht sicher, daß ich ihn verstanden hatte.
»Aahz? Willst du damit etwa sagen, daß du dich für das verantwortlich fühlst, was mit Markie passiert ist, weil du mir nicht mehr über Magik und Poker beigebracht hast?«
»Ja. Nein. Ich weiß es nicht.«
»Aber das ist doch Blödsinn!«
»Ich weiß«, erwiderte er mit seinem ersten ehrlichen Grinsen, seitdem ich den Garten betreten hatte. »Deshalb habe ich auch angefangen, über das Elternsein nachzudenken.«
Ich gab jede Hoffnung auf, seiner Logik folgen zu können.
»Das mußt du mir erklären, Aahz. Ich bin heute ein bißchen schwer von Begriff.«
Er richtete sich etwas auf und legte mir einen Arm um die Schulter.
»Ich werde es versuchen, aber es ist nicht leicht«, sagte er beinahe in einem heiteren Plauderton. »Weißt du, egal was ich gesagt habe, als ich dir Vorhaltungen darüber gemacht habe, wieviel Probleme Markie uns schaffen würde ... Es ist schon lange her, seit ich elterliche Pflichten hatte. Ich habe hier gesessen und versucht, mich daran zu erinnern, wie das war. Was mich so überrascht, ist die Tatsache, daß ich niemals wirklich damit aufgehört habe. Niemand tut das.«
Verlegen begann ich hin und her zu rutschen.
»Warte, laß mich ausreden. Ich versuche ausnahmsweise einmal, dir eine meiner auf schmerzliche Weise gelernten Lektionen ohne Gebrüll zu vermitteln. Vergiß alle Theorien des Elternseins! Worum es dabei wirklich geht, das ist, stolz auf Dinge zu sein, von denen man nie sicher sein kann, daß man damit zu tun hatte, und die Verantwortung und Schuld für Dinge zu übernehmen, von denen man entweder nichts wußte oder über die man keine Macht hatte. Tatsächlich ist es eigentlich sehr viel komplizierter, aber das ist immerhin das ungefähre Prinzip.«
»Du stellst es nicht besonders angenehm dar«, bemerkte ich.
»In vielerlei Hinsicht ist es das auch nicht. Dein Kind erwartet von dir, daß du alles weißt ... daß du alle Fragen beantworten kannst, die es dir stellt, und, noch wichtiger, daß du ihm eine logische Erklärung für eine im Prinzip doch unlogische Welt bieten kannst. Andererseits erwartet die Gesellschaft von dir, daß du dein Kind in allem ausbildest, was es benötigt, um zu einem erfolgreichen, verantwortungsbewußten Mitglied der Gemeinschaft zu werden ... auch wenn du das selbst nicht sein solltest. Das Problem ist, daß du nicht die einzige Wissensquelle deines Kindes bist. Freunde, Schulen, andere Erwachsene — alle steuern sie auch ihre Meinungen bei, und mit vielem davon bist du gar nicht einverstanden. Das bedeutet, daß du nie wissen kannst, ob dein
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