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Ein Dämon mit beschränkter Haftung

Ein Dämon mit beschränkter Haftung

Titel: Ein Dämon mit beschränkter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Kind wegen oder trotz deines Einflusses erfolgreich ist. Entwickelt es sich aber daneben, fragst du dich ständig, ob du irgend etwas anderes hättest sagen oder tun sollen, ob du anders hättest vorgehen können, um das Ruder noch rechtzeitig herumzureißen.«
    Aahz' Griff verstärkte sich ein wenig, doch ich glaube nicht, daß er es bewußt tat.
    »Nun war ich kein besonders guter Vater. Ich habe mich nicht sehr viel mit meinen Kindern beschäftigt. Das Geschäft war zwar immer eine gute Ausrede, aber in Wahrheit war ich froh, ihre Erziehung anderen zu überlassen, soweit es ging. Inzwischen weiß ich allerdings, daß ich nur Angst hatte, in meiner Unwissenheit und Unsicherheit irgendeinen schrecklichen Fehler zu begehen. Das Endergebnis war, daß einige der Kinder sich ganz gut entwickelten, und einige ... sagen wir, weniger gut. Was zurückblieb, das war das nagende Gefühl, daß ich es hätte besser machen können. Daß ich einen größeren Unterschied hätte machen können — hätte machen sollen.«
    Plötzlich ließ er meine Schulter los und stand auf.
    »Was uns zu dir führt.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich mich unwohl fühlen sollte, weil er sich auf mich konzentrierte, oder froh darüber, daß er wieder auf und ab schritt.
    »Ich habe dich nie bewußt als Sohn gesehen, aber im nachhinein wird mir klar, daß ein Großteil der Art, wie ich dich behandelt habe, von Schuldgefühlen meiner Zeit als Vater geprägt gewesen ist. Du warst für mich eine neue Chance, jemanden zu formen ... ihm all jene Ratschläge zu erteilen, die ich meinen Kindern eigentlich hätte geben sollen. Wenn ich gelegentlich zu heftig reagiert habe, weil die Sachen nicht so liefen, wie sie sollten, dann lag das daran, daß ich darin einen persönlichen Mißerfolg sah. Ich meine, schließlich war es doch meine zweite Chance. Eine Gelegenheit, unter Beweis zu stellen, wieviel ich aus meinen früheren erkannten Fehlern gelernt habe. Und weißt du was? Jetzt gebe ich schon mein Bestes, und noch immer laufen die Dinge schief!«
    Seine Worte trugen nicht dazu bei, meine Stimmung zu heben. Vor allen Dingen hatte ich jetzt das Gefühl, daß ich Aahz irgendwie im Stich gelassen hatte.
    »Ich glaube nicht, daß du dir selbst dafür die Schuld geben kannst, Aahz. Ich meine, du hast dir sehr viel Mühe gegeben und warst geduldiger mit mir als jeder, den ich kenne. Niemand kann einem anderen alles beibringen, auch wenn er sich daran erinnert, was er ihm eigentlich noch alles vermitteln sollte. Bei mir gibt es einen bestimmten Punkt, ab dem lerne ich nichts Neues mehr dazu, bis ich das andere erst einmal alles verdaut habe. Und selbst dann muß ich ehrlich sein und zugeben, daß es einiges gibt, was ich nicht glaube, egal, wie oft du es mir erzählst. Ich muß es eben allein herausfinden. Ein Handwerker darf es nicht auf seine eigenen Fähigkeiten schieben, wenn das Material fehlerhaft ist.«
    »Genau das habe ich auch gedacht«, nickte Aahz. »Ich kann mir nicht selbst für alles die Schuld geben. Es ist sehr scharfsinnig von dir, das in deinem Alter bereits begriffen zu haben ... ohne durchmachen zu müssen, was ich durchgemacht habe.«
    »Es ist keine großartige Erkenntnis, zu merken, daß ich eine Niete bin«, sagte ich verbittert. »Das habe ich schon immer gewußt.«
    Plötzlich wurde ich in die Luft gehoben. Ich sah an Aahz' Hand vorbei, die mein Hemd am Kragen gepackt hielt, an seinem Arm hinab, direkt in seine gelben Augen.
    »Falsche Lektion!« fauchte er ganz wie der alte vertraute Aahz. »Was du lernen solltest, ist nicht, daß du eine Null bist. Das bist du nämlich nicht, und wenn du zugehört hättest, hättest du gemerkt, daß ich dir deswegen gerade ein Kompliment gemacht habe.«
    »Was ist dann...«, gelang es mir hervorzupressen, schließlich hatte ich nicht mehr sehr viel Luft.
    »Worum es geht, ist die Tatsache, daß das, was in der Vergangenheit passiert ist, nicht mein Fehler war, ebensowenig wie das, was jetzt passiert, dein Fehler ist!«
    »Aaggh ... örk ...«, war meine schnelle Erwiderung.
    »Ach so! Entschuldigung.«
    Meine Füße prallten auf den Boden, und Luft strömte wieder in meine Lungen.
    »Alles, was Eltern, alle Eltern, geben können, ist ihr Bestes, so gut oder schlecht das auch sein mag.« Aahz fuhr fort zu reden, als hätte es nicht die geringste Unterbrechung gegeben. »Das Endergebnis hängt von so vielen Faktoren ab, daß kein einzelner Mensch Verantwortung, Schuld oder Lob für das in Anspruch nehmen

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